State of the Art Fluoreszenz-Bildgebung in der endokrinen Chirurgie – jetzt unter dem Dach von Getinge
Getinge hat 2022 die Fluoptics SAS, einen EU-Marktführer im Bereich der chirurgischen Nahinfrarot (NIR)-Bildgebung, übernommen. Die Fluoptics-Technologie ermöglicht eine kombinierte Nutzung von Autofluoreszenz- und Fluoreszenz-Bildgebung mittels Indocyaningrün (ICG) in Echtzeit. So können sowohl die Lage als auch die Durchblutung der Nebenschilddrüsen, z. B. bei Thyreoidektomien, präzise dargestellt werden und Chirurg*innen werden bei der Operation so geführt, dass die Identifikationsrate der Nebenschilddrüsen steigt.1,2 Durch den Einsatz von NIR-Bildgebungsverfahren wie der Fluoptics-Technologie kann der ungewollte Verlust an Nebenschilddrüsengewebe samt seiner z. T. gravierenden gesundheitlichen Folgen reduziert werden. Im Universitätsklinikum Halle wird dies bereits erfolgreich umgesetzt: „Routinemäßig setzen wir NIR-Bildgebung seit ca. 5 Jahren ein und operieren damit pro Jahr ca. 500 Patienten“, erklärt Prof. Dr. med. Kerstin Lorenz, stellvertretende Direktorin der Klinik für Viszerale, Gefäß- und Endokrine Chirurgie, Universitätsklinikum Halle (UKH) und Leiterin Endokrine Chirurgie. „Insgesamt profitieren die Patienten vom Einsatz der Technologie, denn jede Nebenschilddrüse, die nicht dem Pathologen übergeben wird, sondern für die operierten Patienten erhalten werden kann, ist ein Gewinn“, so Lorenz.
Bei bis zu 31 % der Thyreoidektomien werden Nebenschilddrüsen unbeabsichtigt entfernt.3 Auch wenn der dadurch bedingte Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsen-Unterfunktion) in der Regel vorübergehend ist, kann dieser die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Bleibt er dauerhaft bestehen, kann dies zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden führen: „Bei einer dauerhaften Unterfunktion der Nebenschilddrüsen kann es zu Störungen des Knochenstoffwechsels in Form von Gewebsverkalkungen und starken Beeinträchtigungen der Belastbarkeit kommen. Das kann Folgeschäden nach sich ziehen, die bis hin zu einer erhöhten Mortalität reichen können“, so Lorenz. Dabei lassen sich die Nebenschilddrüsen im Rahmen einer Thyreoidektomie aufgrund ihrer Autofluoreszenz mithilfe intraoperativer NIR-Bildgebung gut identifizieren und in den meisten Fällen erhalten.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
„Vor etwa fünf Jahren haben wir begonnen, die Technologie im endokrin-chirurgischen Bereich anzuwenden. Im deutschsprachigen Raum sind wir eines der ersten Zentren gewesen, die die Fluoreszenz-Bildgebung angewendet haben und nutzen sie inzwischen routinemäßig bei Schilddrüsen- sowie Nebenschilddrüsen-Eingriffen: Bei Schilddrüsenoperationen geht es vorrangig darum, die Nebenschilddrüse zu erkennen und zu erhalten. Bei den Nebenschilddrüsen-Eingriffen liegt in der Regel eine Überfunktion vor, z. B. ein primärer Hyperparathyreoidismus, klassischerweise eine Überfunktion einer der Nebenschilddrüsen. Bei dialysepflichtigen Patienten wiederum entwickeln systemisch alle vier Nebenschilddrüsen eine Überfunktion. In diesen Bereichen nutzen wir die Autofluoreszenz dazu, um Fluoreszenzmuster zu erkennen und damit den Hyperparathyreoidismus besser einzuschätzen und das optimale chirurgische Vorgehen auswählen zu können. Denn betroffene Nebenschilddrüsen fluoreszieren insgesamt viel geringer als gesunde Nebenschilddrüsen und weisen ein inhomogenes Fluoreszenzmuster auf. Im onkologischen Bereich ist das Fluoreszenzmuster zur Abklärung bzw. Bestätigung eines klassischen Nebenschilddrüsen-Adenoms gegenüber atypischen oder malignen Befunden hilfreich“, erläutert Lorenz.
Nebenschilddrüsen erhalten – Lebensqualität der Patient*innen verbessern
Ein großer Vorteil der NIR-Bildgebung liegt laut der Expertin darin, dass Chirurg*innen leichter entscheiden können, wo es sich lohnen kann, wegen gutartiger Schilddrüsenerkrankungen gesund erscheinendes Schilddrüsengewebe stehen zu lassen, um die Gefäßversorgung der Nebenschilddrüsen zu bewahren. „Das hätte man zuvor zugunsten der Radikalität der Schilddrüsenentfernung eventuell eher zurückgestellt. Zudem erhöht die Fluoreszenz-Bildgebung definitiv die objektive Identifikationsrate der Nebenschilddrüsen“ so Lorenz. Können diese erhalten werden, reduziert das das Auftreten einer operationsbedingten Unterfunktion (postoperativer Hypoparathyreoidismus), die häufigste Komplikation in der Schilddrüsenchirurgie. Dadurch kann die Entstehung einer postoperativen Hypokalzämie mit ihren schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen für die Betroffenen vermieden werden.1,2,4 Doch auch nach einer ungewollten Entnahme kann Patient*innen die Nebenschilddrüse bewahrt werden: Da Nebenschilddrüsengewebe auch dann noch autofluoresziert, wenn es vom Gefäßsystem getrennt bzw. dem Körper entnommen wurde, kann es mithilfe der Autofluoreszenz-Bildgebung noch im sterilen Bereich am OP-Tisch am Präparat identifiziert und autotransplantiert werden.
Unterbrechungsfrei operieren mit leicht bedienbarer, hochsensitiver und OP-Licht-tauglicher Technologie
FLUOPTICS®-Bildgebungssysteme bestehen aus einer speziellen, per Joystick geführten Kamera und der dazugehörigen Software. FLUOBEAM® LX für den Einsatz in der Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie ist das erste Gerät seiner Klasse, das von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) zugelassen wurde und CE-zertifiziert ist. Die eingebaute Kamera ist kompatibel mit der Beleuchtung im Operationssaal, kann in einem Abstand zum Patienten von 8-13 cm eingesetzt werden (Sichtfeld bei 8 cm Abstand: 6,8 x 8,9 cm) und detektiert auch schwache Fluoreszenzsignale. Die Visualisierung erfolgt mit optimierter Bildflüssigkeit (25 Frames/sec). So lassen sich die Nebenschilddrüsen in Echtzeit bei eingeschaltetem OP-Licht ohne direkte Beleuchtung des Operationsfeldes darstellen – wobei der Operateur oder die Operateurin den Fokus während des Eingriffs nicht anpassen muss. Dadurch ist ein unterbrechungsfreier Arbeitsablauf möglich. Der Joystick sorgt für eine vereinfachte Navigation durch die Software-Funktionen und gewährt völlige Autonomie bei der Anwendung. Das System lässt sich intuitiv handhaben und ist auf eine hohe Leistungsfähigkeit und Sicherheit ausgelegt. So ist der integrierte Klasse-1-Laser für die Augen der Anwender*innen ungefährlich und begrenzt die abgegebene Leistung, ohne die hohe Empfindlichkeit des Systems zu beeinträchtigen (in den meisten anderen Fluoreszenz-Bildgebungssystemen sind Klasse 3-Laser verbaut, die unter bestimmten Operationsbedingungen problematisch sein können). FLUOBEAM® LX wird in Deutschland durch inomed Medizintechnik GmbH vertrieben.
Auch für andere Bereiche als die Schilddrüsen-/Nebenschilddrüsenchirurgie bietet Getinge eine integrierte Lösung zur Fluoreszenz-Bildgebung: In der plastischen bzw. rekonstruktiven Chirurgie ermöglicht es FLUOBEAM® LM (unter Einsatz von ICG), die Perfusion im Operationsfeld in Echtzeit darzustellen und zu evaluieren.
Service
Weitere Informationen über das FLUOPTICS®-Portfolio inkl. Broschüren zum Download stehen zur Verfügung unter:
https://fluoptics.com/en/lymphatic-surgery/
https://fluoptics.com/en/plastic-and-reconstructive-surgery/
Referenzen
1 Karamangil B, Berber E. Gland Surg 2017; 6(6): 644–648.
2 Dip F, et al. JACS 2019; 228(5): 744-751
3 Mencio M et al. Proc Bail Univ Med Cent 2020, 33(1): 9-23
4 Ann Surg Oncol 2018; 25(4): 957-962.
Medienkontakt:
Sina Zwerger, Director Customer Experience Campaigns & Events
Tel.: +49 7222 932 1749
E-Mail: sina.zwerger@getinge.com
Über Getinge
Wir bei Getinge sind davon überzeugt, dass jeder Mensch und jede Gesellschaft Zugang zur bestmöglichen Gesundheitsversorgung haben sollte. Deshalb bieten wir Krankenhäusern und Life Science Einrichtungen Produkte und Lösungen, die klinische Ergebnisse verbessern und Arbeitsabläufe optimieren. Das Angebot umfasst Produkte und Lösungen für die Intensivmedizin, kardiovaskuläre Eingriffe, Operationssäle, Sterilgutaufbereitung und Life Science. Getinge beschäftigt weltweit fast 12.000 Mitarbeitende und vertreibt seine Produkte in mehr als 135 Ländern.