Alzheimer-Diagnostik und mehr: Neue Ausgründung attyloid nimmt Proteinaggregate ins Visier

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Physikalische Biologie

Düsseldorf / Jülich 07.03.2018 – Vor wenigen Tagen hat sich die neue Firma „attyloid GmbH“ aus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und dem Forschungszentrum Jülich (FZJ) ausgegründet. Die beteiligten Forscher haben eine Methode entwickelt, mit der winzige Proteinaggregate mit bisher unerreichter Empfindlichkeit gemessen werden können. Die „sFIDA“ genannte Technologie kann zum Beispiel zur Frühdiagnostik neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer genutzt werden. Auch zur Qualitätskontrolle von Biopharmazeutika wie Enzymen und Antikörpern ist sie geeignet. Die Entwicklung der sFIDA-Technologie wurde durch das VIP-Programm des Bundesforschungsministeriums (BMBF) gefördert. Für die Ausgründung erhielten die Forscher Unterstützung durch das Helmholtz Enterprise Programm und sie werden gegenwärtig durch das Programm „START-UP-Hochschul-Ausgründungen NRW“ unterstützt.

Mehr als 1,2 Millionen Menschen in Deutschland leiden an der Alzheimerschen Demenz. Bislang konnte noch kein wirksames Mittel gegen die Krankheit gefunden werden. Ein Grund dafür liegt auch in der Diagnostik: Meist wird die Krankheit erst im Spätstadium erkannt, wenn die Schädigung des Gehirns bereits weit fortgeschritten ist. Der Labortest „sFIDA“ der attyloid GmbH könnte in Zukunft frühere und eindeutigere Diagnosen ermöglichen. 

Alzheimer tritt auf, wenn eigentlich harmlose körpereigene Proteinmoleküle zu verklumpen beginnen. Die entstehenden Aggregate, sogenannte Oligomere, sind toxisch und gelten als zentrale Treiber des Krankheitsgeschehens. Die sFIDA-Technologie kann sie hochempfindlich als Alzheimer-Biomarker in Körperflüssigkeiten wie Blut und Gehirnflüssigkeit (Liquor) messen. Dabei binden spezielle, mit Fluoreszenz-Farbstoffen versehene Antikörper an die Oligomere, so dass diese im Mikroskop sichtbar gemacht und gezählt werden können. Die Methode ist maximal sensitiv und absolut spezifisch auch in Anwesenheit großer Mengen nicht-aggregiertem Proteins. Der Name attyloid ist abgeleitet aus der außergewöhnlichen Nachweisempfindlichkeit bis in den attomolaren Bereich (trillionsten Teil einer Probe) sowie „Amyloid β“, dem als Alzheimer-Auslöser geltenden Protein, dessen Aggregate nachgewiesen werden.

Inzwischen haben die Forscher das Verfahren mithilfe eines Pipettier-Roboters vollständig automatisiert und ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem etabliert. Als Plattformtechnologie eignet sich sFIDA zum Nachweis von Proteinaggregaten und Partikeln aller Art. Neben der Anwendung für Alzheimer wird die Methode derzeit auch für Parkinson adaptiert – und die Forscher denken noch weiter: „Wir wollen weitere Anwendungsfelder erschließen. Wirtschaftlich besonders interessant ist etwa die Aggregatanalyse zur Qualitätskontrolle von biopharmazeutischen Produkten“, sagt Dr. Oliver Bannach, Leiter der Arbeitsgruppe „sFIDA-Diagnostik“ und geschäftsführender Gesellschafter der attyloid GmbH. Das operative Team wird durch Dr. Andreas Kulawik und Dr. Christian Zafiu in der wissenschaftliche Leitung vervollständigt.

Entwickelt wurde die Technik in den Laboren des Instituts für Physikalische Biologie der HHU und des Instituts für Strukturbiochemie (ICS-6) des FZJ. Prof. Dr. Dieter Willbold, Direktor der beiden Institute, begleitet die Firma im Aufsichtsrat: „Attyloid wird eine Technologie zur breiten Anwendung führen, die in den Bereichen Diagnostik und Qualitätskontrolle von biotechnologischen Produkten sehr hohes und sogar disruptives Potential hat“.

Nach der Isoloid GmbH und der Priavoid GmbH hat der Biochemiker damit bereits die dritte Ausgründung im Alzheimer-Bereich auf den Weg gebracht. Qiagen-Gründer Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Riesner, emeritierter Professor am Institut für Physikalische Biologie und ebenfalls im Aufsichtsrat von attyloid, ergänzt: „Ein weiteres Beispiel, bei der hervorragende Grundlagenforschung zu einer Ausgründung mit Zukunftsvision geführt hat“.

Weitere Informationen: http://attyloid.com/

Redaktion: Dr.rer.nat. Arne Claussen
Stabsstelle Presse und Kommunikation

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