Die Nase denkt mit: Neues erinnert man anders, wenn es riecht
Psychologie: Veröffentlichung in „Behavioural Brain Research“
02.05.2016 – Unser Geruchssinn beeinflusst, wie unser Gehirn Informationen über neuartige Objekte abspeichert. Ein bestimmter Bereich im Hippocampus spielt dabei eine besondere Rolle. Forscher der Heinrich-Heine-Universität und der Ruhr-Universität Bochum veröffentlichen dazu eine Studie in der Fachzeitschrift „Behavioural Brain Research“.
Wenn wir Neues kennenlernen, nehmen wir die Informationen darüber mit allen Sinnen auf. Wie das Gehirn diese Eindrücke abspeichert, haben jetzt Neurowissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und der Ruhr-Universität Bochum (RUB) untersucht. Dabei bedienten sie sich einer besonderen Methode.
Mit einem Konstruktionsspielzeugsystem für Kinder kreierten sie neuartige Objekte, die den Probanden vorher nicht bekannt waren. So konnten sie untersuchen, wie die Testpersonen Objekte wahrnehmen, ohne die Ergebnisse durch vorherige Erfahrung zu verfälschen.
Das Team um Prof. Dr. Boris Suchan von der Abteilung für klinische Neuropsychologie der RUB und Prof. Dr. Christian Bellebaum vom Institut für Experimentelle Psychologie der HHU waren bei dieser Studie besonders an der Rolle des Geruchssinns interessiert, da dieser im Vergleich zu anderen Sinnen noch wenig erforscht ist.
In der Trainingsphase zeigten die Forscher den Probanden verschiedene unbekannte Objekte und setzten gleichzeitig einen jeweils spezifischen Geruch frei. Zum Vergleich stellten sie den Testpersonen andere Objekte ohne Geruch vor. Die Probanden durften die Objekte anschauen, jedoch nicht anfassen. In der anschließenden Untersuchung im Magnetresonanztomografen (MRT) mussten die Versuchspersonen auf Bildern erkennen, ob es sich um ihnen bekannte oder unbekannte Objekte handelt. Die Wissenschaftler beobachteten derweil, welche Regionen dabei im Gehirn aktiv waren.
„Die Analyse der Gehirnaktivität hat uns gezeigt, dass der rechte vordere Hippocampus stärker aktiviert ist, wenn die Objekte mit einem Geruch verbunden waren“, erklärt Prof. Suchan. Als Schaltzentrale für Erinnerungen ist der Hippocampus an vielen Gedächtnisprozessen beteiligt. Die Studie zeigt, dass es innerhalb dieser Gehirnregion einen speziellen Bereich gibt, der involviert ist, wenn Erinnerungen an Gerüche verarbeitet werden.
Prof. Bellebaum ergänzt hierzu: „Wirvermuten, dass an dieser Stelle auch die Informationen verschiedener Sinneseindrücke zusammengeführt werden. Ob dies nur für Sehen und Riechen gilt oder auch für andere Sinne, muss nun weiter erforscht werden.“
Mit der Frage, wie Sinneseindrücke im Gehirn abgebildet werden und zu Gedächtnis führen, beschäftigt sich seit 2010 der Sonderforschungsbereich (SFB) 874 an der Ruhr-Universität Bochum, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. An diesem Sonderforschungsbereich war auch Prof. Bellebaum beteiligt, bevor er im Jahr 2013 von Bochum an die HHU wechselte und in Düsseldorf die Forschungen fortsetzte.
Originalveröffentlichung
M. Ghio, P. Schulze, B. Suchan, C. Bellebaum (2016): Neural representation of novel objects associated with olfactory experience, Behavioural Brain Research.
DOI: 10.1016/j.bbr.2016.04.013
Kontakt
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Institut für Experimentelle Psychologie
Tel.: 0211 – 81-12072
E-Mail: christian.bellebaum@hhu.de
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Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) ist seit 1965 die Universität der Landeshauptstadt und eine feste Größe in der deutschen Hochschullandschaft.
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