Erfolg für Düsseldorfer Alzheimer-Forscher im START-UP Wettbewerb
Zwei Gründerteams der HHU überzeugen mit Firmen für Alzheimer-Diagnostik und Wirkstoffanalyse
13.03.2017 - Kräftige Finanzspritze für Biotech-Startups der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU): Zwei Gründerteams aus der Alzheimer-Forschung erhalten je eine Viertelmillion Euro aus dem Wettbewerb „START-UP-Hochschul-Ausgründungen NRW" des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF) des Landes Nordrhein-Westfalen. Über eine Laufzeit von 18 Monaten wird damit die Weiterentwicklung innovativer Ideen zu marktreifen Technologien unterstützt. Beide Ausgründungen gehen aus der gemeinsamen Forschung des Instituts für Physikalische Biologie der HHU und des Institute of Complex Systems (ICS-6) am Forschungszentrum Jülich hervor. Fokus des ersten Gründungsvorhabens ist die Vermarktung eines Frühdiagnostikverfahrens, das auf der hochpräzisen Messung eines Alzheimer-Biomarkers basiert. Das zweite geförderte Unternehmen bietet Testverfahren für eine bessere Auswahl geeigneter Wirkstoffkandidaten gegen die Krankheit an.
Über 1,2 Millionen Menschen in Deutschland leiden heute an der Alzheimerschen Demenz, weltweit sind es Schätzungen zufolge mehr als 24 Millionen. Steigende Betroffenenzahlen und enorme volkswirtschaftliche Kosten machen „Alzheimer“ zu einer der drängendsten Herausforderungen der Gesundheitsforschung. Die neuen Firmen der Düsseldorfer und Jülicher Forscher sollen helfen, die Krankheit verlässlicher zu diagnostizieren und Medikamente effizienter zu entwickeln. Im Mittelpunkt stehen dabei sogenannte Aβ-Oligomere, kleine lösliche Verklumpungen aus dem körpereigenen Eiweiß Amyloid-Beta, die als wichtige Treiber des Krankheitsgeschehens gelten.
„Die Förderung des „START-UP-Hochschul-Ausgründungen NRW“-Programms wird wesentlich dazu beitragen, die Marktreife unserer Technologien sicherzustellen. Es ist ein toller Erfolg des gesamten Teams“, sagt Professor Dieter Willbold, Leiter der Institute in Düsseldorf und Jülich und Initiator der Forschungsprojekte.
Die Projekte im Einzelnen:
sFIDA – Technologie zur Frühdiagnostik von neurodegenerativen Erkrankungen
Das Verfahren „sFIDA“ ist in der Lage, kleinste Mengen der Oligomere in Körperflüssigkeiten nachzuweisen, um sie als Biomarker für die Diagnose der Krankheit zu nutzen. Dabei binden spezielle, mit Fluoreszenz-Farbstoffen versehene Antikörper an die Oligomere, sodass diese im Mikroskop sichtbar gemacht und hochgenau quantifiziert werden können. Während Alzheimer mit heutigen Methoden meist erst spät bei offensichtlich gewordenen Krankheitssymptomen diagnostiziert wird, könnte sFIDA in Zukunft wesentlich frühzeitigere und verlässlichere Diagnosen ermöglichen und helfen, den Therapieerfolg in klinischen Studien genauer einzuschätzen. Als Plattformtechnologie ist sFIDA zudem auch auf weitere neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson anwendbar, die ebenfalls durch Verklumpungen körpereigener Eiweiße ausgelöst werden.
Das Verfahren wollen die Forscher zunächst als diagnostische Dienstleistung für Kunden aus akademischer Forschung, Pharmaindustrie und Biotech-Branche anbieten. Die Förderung hilft ihnen dabei, das bislang erfolgreich in der Forschung eingesetzte Verfahren zu einem verlässlichen Service zu entwickeln. „Neben der technischen Weiterentwicklung bestimmt nun auch die Erfüllung regulatorischer Anforderungen unser weiteres Vorgehen, um Kunden den Zugang zu unserer Technologie zu ermöglichen und gleichbleibende Qualität garantieren zu können“, erklärt Dr. Andreas Kulawik aus dem Gründungsteam, der die Federführung in diesem Bereich haben wird.
Langfristig leitet die Forscher dabei ein ehrgeiziges Ziel: „Wir wollen Marktführer in der Biomarker-basierten Alzheimer-Diagnostik werden.“, sagt Dr. Oliver Bannach, Leiter der Forschungsgruppe sFIDA-Diagnostik und designierter Geschäftsführer der Ausgründung. Die Nachfrage aus der Pharmazeutischen Industrie für solche Analysemethoden ist hoch, um den Therapieerfolg in klinischen Studien einschätzen zu können. Sobald einer der therapeutischen Ansätze erfolgreich ist, würde zudem eine flächendeckende Frühdiagnostik der Krankheit nötig, um behandeln zu können, bevor irreparable Schäden im Gehirn entstehen.
QuOTE GmbH – Quantitatives Oligomer-Target-Engagement
Den Weg zu einem wirksamen Medikament beschleunigen könnten die Technologien der QuOTE GmbH, der zweiten im Förderwettbewerb erfolgreichen Ausgründung des Instituts. Mit den von ihr angebotenen Verfahren QIAD und QuBAC lässt sich wesentlich früher als bisher feststellen, bei welchen Wirkstoffkandidaten sich die weitere Entwicklung lohnt. QIAD misst dabei, wie effektiv eine Substanz darin ist, Aβ-Oligomere zu eliminieren. Mit QuBAC lässt sich bestimmen, wie fest die Substanz an die Oligomere bindet. Obwohl Aβ-Oligomere wegen ihrer zentralen Rolle im Krankheitsverlauf vielversprechende Angriffsziele für die Therapie darstellen, fehlten bislang quantitative Verfahren, die solche Informationen liefern. „Wir denken, dass es eine echte Marktlücke für präzisere Analysemethoden gibt“, sagt Dr. Oleksandr Brener. Der Forscher entwickelte die Verfahren im Rahmen seiner Promotion und konnte die Wettbewerbsjury von seinem Ausgründungs-Konzept überzeugen. QIAD und QuBAC sollen nun für Kunden aus der Forschung und Pharmazeutischen Industrie angeboten werden. Dies könnte die hohe Zahl klinischer Rückschläge in der Alzheimerforschung verringern. Zudem könnten viele unnötige Tierversuche mit sich später als wirkungslos erweisenden Substanzen vermieden werden.
Redaktion: Dr.rer.nat. Arne Claussen
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Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) ist seit 1965 die Universität der Landeshauptstadt und eine feste Größe in der deutschen Hochschullandschaft.
An ihrer Medizinischen, Mathematisch-Naturwissenschaftlichen, Philosophischen, Wirtschaftswissenschaftlichen und Juristischen Fakultät studieren rund 31.000 Studierende. Im Fokus der wissenschaftlichen Forschung stehen traditionell die Lebenswissenschaften. Zuletzt konnte im Rahmen der „Exzellenzinitiative“ von Bund und Ländern die Förderung eines Exzellenzclusters in der Pflanzenzüchtungsforschung gewonnen werden.
Mehr zur HHU im Internet unter www.hhu.de.
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