Forschung für die nachhaltige Thunfischzucht
HHU Düsseldorf fördert Firmenausgründungen
14.03.2013 – Der Blauflossen-Thunfisch ist ein beliebter und extrem bedrohter Speisefisch. Die Düsseldorfer Biologen Dr. Stephan Schulz und Dr. Florian Borutta entwickelten während ihrer Promotionsarbeiten Techniken, die eine nachhaltige Zucht des Blauflossen-Thunfisches ermöglichen. Mit ihren Ergebnissen gründen sie das Unternehmen Tunatechs, das von der Heinrich-Heine-Universität ab Mai 2013 aus dem Pre-Seed Gründerfonds gefördert wird.
Der Blauflossen-Thunfisch (Thunnus thynnus) erreicht auf dem japanischen Fischmarkt Rekordpreise – im Januar 2013 wurde ein Exemplar für über eine Millionen Euro versteigert. Es ist deshalb äußert lukrativ, die immer stärker dezimierten Bestände zu befischen. Der Fang erfolgt in einer für die Fortpflanzung besonders kritischen Phase: Während die Fische sonst als Einzelgänger im Atlantik leben, finden sie sich in der Laichsaison im Mai zu großen Laichschulen zusammen, die ins Mittelmeer zu den Laichgründen ziehen. Genau auf diesem Zug lauern ihnen die Fischer auf und verhindern so, dass die Thunfische Nachkommen zeugen können.
Will man den Blauflossen-Thunfisch vor dem Aussterben bewahren, muss man ihn gezielt in Gefangenschaft züchten. Doch er macht es den Züchtern nicht leicht: Er ist äußert sensibel und versperrt sich den üblichen Zuchttechniken – die etwa beim Lachs erfolgreich sind. In Gefangenschaft bewirkt die hohe Stressanfälligkeit der Thunfische eine Laichblockade.
Die Düsseldorfer Biologen Dr. Stephan Schulz und Dr. Florian Borutta beschäftigten sich in ihren Promotionsarbeiten mit dem Thunfisch. Insbesondere haben sie Fragen behandelt, die für einen Züchtungserfolg in Gefangenschaft lebender Blauflossen-Thunfische besonders relevant sind. Schulz arbeitete an der Weiterentwicklung eines Hormonimplantats, welches Thunfische auch in Gefangenschaft zum Ablaichen bewegt. Mit der Gabe des Hormons wird der natürliche Hormonhaushalt des Thunfisches wieder hergestellt, der durch den Stress der Gefangenschaft durcheinander geraten ist. Das Implantat wird den Thunfischen mit einer speziellen, in Düsseldorf entwickelten Harpune appliziert, die Tiere werden dadurch nicht beeinträchtigt.
Florian Borutta konzentierte sich auf einen molekularbiologischen Elternschaftstest. Mit einer Harpune entnimmt er dem lebenden Fisch Gewebeproben. Durch Vergleich mit Fischlarven kann er feststellen, welche Thunfischexemplare sich besonders erfolgreich fortpflanzen – und somit für die Zucht prädestiniert sind.
Darüber hinaus entwickelte Borutta einen Speziestest für Thunfische: An Thunfischfilets kann er nachweisen, welche Spezies auf dem Teller gelandet ist – und kann somit auch Betrugsfälle nachweisen, wenn billigere Sorten fälschlich als die besonders edlen Blauflossen-Thunfische etikettiert wurden.
Tunatechs: Von der Promotion zur Unternehmensgründung
Zusammengefasst sind die Forschungsergebnisse von Schulz und Borutta von großer Bedeutung für die kommerzielle Thunfischzüchtung. Sie haben sich deshalb schon während ihrer Promotion entschlossen, die von ihnen entwickelten Techniken kommerziell zu vermarkten.
Den Start in die Selbstständigkeit erlaubte eine einjährige Gründerförderung im Rahmen des EXIST-Programms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, kofinanziert durch den Europäischen Sozialfonds. Hiermit konnten die beiden Wissenschaftler ihre Arbeit im Mai 2012 aufnehmen. Während dieser Zeit erhielten sie ein Gründercoaching von der Düsseldorfer Innovations- und Wissenschaftsagentur (DIWA). Die beiden Jungunternehmer mussten aber auch feststellen, dass noch manche Hürden vor ihnen liegen, die eine schnelle Unternehmensgründung behindern.
Ihre Unternehmensidee war aber so überzeugend, dass die Heinrich-Heine-Universität beide nach Auslaufen der EXIST-Förderung aus dem „Pre-Seed-Gründerfonds“ ab Mai 2013 für ein weiteres Jahr fördern wird. Während dieser Zeit wollen sie weitere Partner und Investoren finden, die sie unter anderem bei der sehr kostspieligen Zulassung des Hormonimplantats als Tierarzneimittel nach EU-Standard unterstützen. „In diesem Jahr wollen wir Tunatechs auch offiziell als Unternehmen gründen“, so Schulz. Ihr Doktorvater Prof. Dr. Christopher Bridges wird als Mentor und wissenschaftlicher Beirat mit dabei sein. Florian Borutta ergänzt: „Wir sind besonders froh, dass wir auch in dieser Zeit weiter die Labore und Geräte der Universität nutzen können.“
Pre-Seed-Gründerfonds
Die Heinrich-Heine-Universität fördert mit dem Pre-Seed-Gründerfonds innovative Existenzgründungen aus der Universität in der Vorphase der Unternehmensgründung. Die Gründer werden dabei unterstützt, ihre Geschäftsidee zu realisieren. Neben Personalkosten finanziert der Gründerfonds Material- und Verbrauchskosten, Reisekosten sowie Beratungen und Coachings.
Bevor der Pre-Seed-Gründerfonds in Anspruch genommen werden kann, müssen die Antragsteller alle sonst zugänglichen öffentlichen Förderprogramme – wie etwa EXIST – ausgeschöpft haben.
Weitere Informationen zum Pre-Seed-Gründerfonds:
http://www.cedus.hhu.de/finanzierung/hhu-pre-seed-gruenderfonds.html
Kontakt
Dr. Stephan Schulz Dr. Florian Borutta
Institut für Stoffwechselphysiologie / Arbeitsgruppe Ökophysiologie
Tel.: 0211-81-14982
E-Mail: stephan.schulz@hhu.de florian.borutta@hhu.de
Dr.rer.nat. Arne Claussen
Abteilung Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universitätsstraße 1
40225 Düsseldorf
Tel.: 49 211 81-10896
Fax: 49 211 81-15279
arne.claussen@hhu.de
www.hhu.de
Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) ist seit 1965 die Universität der Landeshauptstadt und eine feste Größe in der deutschen Hochschullandschaft.
An ihrer Medizinischen, Mathematisch-Naturwissenschaftlichen, Philosophischen, Wirtschaftswissenschaftlichen und Juristischen Fakultät studieren über 23.000 Studierende. Im Fokus der wissenschaftlichen Forschung stehen traditionell die Lebenswissenschaften. Zuletzt konnte im Rahmen der „Exzellenzinitiative“ von Bund und Ländern die Förderung eines Exzellenzclusters in der Pflanzenzüchtungsforschung gewonnen werden.
Mehr zur HHU im Internet unter www.hhu.de.
Tags: