„Die ganze Welt ein Bauhaus“ feiert Deutschlandpremiere

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Eröffnung 25.10.2019, 19:00 Uhr, ZKM | Zentrum für Kunst und Medien,
Lorenzstraße 19, 76135 Karlsruhe
Ausstellungsdauer 26.10.2019–16.02.2020

Die Wirkung des Bauhauses vor 100 Jahren war weltumspannend – und sie strahlt bis heute. Mit der Ausstellung „Die ganze Welt ein Bauhaus“ zeigt das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) in Zusammenarbeit mit dem ZKM, wie das Bauhaus zum Inbegriff einer gestalterischen und sozialen Radikalerneuerung wurde und wie es mit Avantgarden in anderen Gegenden der Welt verknüpft war. Die ifa-Tourneeausstellung war bereits in Südamerika und den Vereinigten Staaten zu sehen und feiert nun in Karlsruhe ihre Deutschlandpremiere.
Im Fokus stehen Arbeiten aus Buenos Aires, Casablanca, Mexiko-Stadt, Moskau, Santiago de Chile, Weimar, Dessau und Berlin sowie Stuttgart und Karlsruhe, aber auch die Rezeptionsgeschichte des Bauhauses in den USA und ihre Rückwirkung nach Europa. So wird deutlich, dass das Bauhaus keine exklusive Unternehmung war, sondern es in vielen Gegenden der Welt Bewegungen gab, die sich als Motoren einer gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Neuentwicklung verstanden.

Im ersten Teil konzentriert sich die Ausstellung in acht Kapiteln auf die Jahre 1919 bis 1933 aus der Innenperspektive in Weimar, Dessau und Berlin: „Das Schwebende“ zeigt, wie sich Bauhäuslerinnen und Bauhäusler motivisch mit der Schwerelosigkeit beschäftigten und Glas und Skelettbau zum visionären Entwurfsziel wurden. Das Kapitel „Experiment“ stellt Objekte vor, die sowohl das Ergebnis einer Material- und Raumforschung waren, die auf Maß, Proportion und Befragung der Materialgrenzen, aber auch auf Vervielfältigung und Serialität angelegt waren. Das „Gesamtkunstwerk“ nimmt die Synthese aller Künste, aber auch von Kunst und Wissenschaft sowie von Kunst und Gebrauchsgegenstand in den Blick. Unter der Überschrift „Gemeinschaft“ zeigen zentrale historische Objekte die Feste und das Leben am Bauhaus. Die weltanschauliche Ausrichtung des Bauhaus wird im Kapitel „Der neue Mensch“ deutlich. Hier werden Menschenbilder präsentiert, die sich in politisch-radikalen Ausrichtungen bewegten. Während „Kunst, Handwerk, Technik“ die Werkstätten und ihre Produkte präsentiert, zeigt „Radikale Pädagogik“ Aufbau und Lehre am Bauhaus. Transkulturelle Bezüge werden in der Sektion „Begegnungen“ deutlich, die am Bauhaus durch Vorträge, zahlreiche Besucher und Besucherinnen aus aller Welt, völkerkundliche Bestände in der Bauhaus-Bibliothek in Weimar, aber auch durch die Suche nach neuen Formen erkundet wurden.

Der zweite Teil fokussiert das Bauhaus aus einer globalen Perspektive. Der Blick wechselt von Deutschland in der Zeit der Weimarer Republik auf die international agierenden Avantgarden, die in den 1920er Jahren Antworten auf die Umbruchprozesse der Gesellschaft fanden: Buenos Aires, Casablanca, Mexiko-Stadt, Moskau, Santiago de Chile, Chicago und New York. Künstlerinnen und Künstler begegneten dem Bauhaus und seinen Akteuren aus jeweils eigener Motivation und verleibten sich Inhalte ein, um sie unter anderen Vorzeichen erneut hervorzubringen – ein transkultureller Prozess, der sich beispielsweise vor einem politisch-nationalen Hintergrund in Santiago de Chile, als Antwort auf die rasante Industrialisierung in Mexiko-Stadt oder in postkolonialer Hinsicht in Casablanca ereignete. Der Titel „Die ganze Welt ein Bauhaus“ fungierte hier als Forschungsauftrag an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die das Bauhaus und vor allem die Aneignung seiner Konzepte, Überlegungen und Verfahren in einem globalen Kontext untersuchten.

Der Ausstellungstitel „Die ganze Welt ein Bauhaus“ geht auf ein Zitat von Fritz Kuhr aus dem Jahr 1928 zurück. Er war von 1923 bis 1927Student am Bauhaus, Mitarbeiter in der Werkstatt für Wandmalerei von 1928 bis 1929 und unterrichtete anschließend bis 1930 Zeichnen am Bauhaus.

Zur Ausstellung liegen eine deutsche und englischsprachige Broschüre vor.
Ein Katalog erscheint in deutscher und englischer Ausgabe im Hirmer Verlag im Oktober 2019.

Künstler/-innen – Weimar, Dessau, Berlin und weltweit (Auswahl):
Marianne Ahlfeld-Heymann, Anni Albers, Josef Albers, Gertrud Arndt, Leo Baron, Rudolf Baschant; Herbert Bayer, Heinrich-Siegfried Bormann, Marianne Brandt, Marcel Breuer, Edmund Collein, Erich Consemüller, Christian Dell, Friedl Dicker, Franz Ehrlich, Lyonel Feininger, T. Lux Feininger, Carl Flieger, Walter Gropius, Josef Hartwig, Florence Henri, Hubert Hoffman, Johannes Itten, Ernst Kállai, Wassily Kandinsky, Peter Keler, Paul Klee, Kurt Kranz, Fritz Kuhr, Mikhail Larinov, Otto Lindig, Gerhard Marcks, Carl Marx, Hannes Meyer, Ludwig Mies van der Rohe, Moses Mirkin, Else Mögelin, Lucia Moholy, László Moholy-Nagy, Johann Niegemann, Richard Oelze, Lisbeth Oestreicher, Walter Peterhans, Grete Reichardt, Hajo Rose, Oskar Schlemmer, Arthur Schmidt, Joost Schmidt, Kurt Schmidt, Lothar Schreyer, Umbo (Otto Umbehr), Theo van Doesburg, Iwao Yamawaki

Wladimiro Acosta, Anton Anděl, Pompeyo Audivert, Nassim Azarzar, Catherine Bauer, Michael van Beuren, Sheldon Cheney, Horacio Coppola, Víctor Delhez, Ėl' Lisickij, Juan Legarreta, Hugh Ferriss, Mathias Goeritz, Moisej Ginzburg, Iosif Grušenko, George Howe, Adolf Hölzel, Abdellatif Laabi, Nikolaj Ladovskij, Ivan Leonidov, William Lescaze, Vladimir Majakovskij, Alejo Martínez, Mohamed Melehi, Franz Möller, Richard J. Neutra, Mustapha Nissaboury, Juan O’Gorman, Victoria Ocampo, Carlos Isamitt, Ljubov' Popova, Alberto Prebisch, Xul Solar, Grete Stern, Aleksandr Rodčenko, Vladimir Tatlin, Joseph Tokayer, Antonio Vilár, Vincent Weber

Künstlerische Leitung (ifa): Valérie Hammerbacher

Kurator, Ausstellung Bauhaus (1919–1933): Boris Friedewald

Kuratorinnen und Kuratoren mit regionalen Schwerpunkten:
Enrique X. de Anda Alanís, Mexiko-Stadt, Mexiko

Silvia Fernández, Buenos Aires, Argentinien
Margret Kentgens-Craig, Chicago, New York, USA
Alexander Klee, Stuttgart, Deutschland
Salma Lahlou, Casablanca, Marokko
David Maulen, Santiago de Chile, Chile
Christiane Post, Moskau, Russland
Peter Weibel, Karlsruhe, Deutschland

Szenografie: Studio Ilke Penzlien mit Peter Kortmann und Robert Müller
Grafik: HIT

Eine Ausstellung des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen)
in Kooperation mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medien

Gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württembergs im Rahmen von 100 Jahre Bauhaus

Pressefotos senden wir Ihnen gerne auf Anfrage. 

Pressekontakt ifa:
ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), Miriam Kahrmann, Tel. 0711.2225.105, presse@ifa.de, www.ifa.de

Über das ifa
Das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) ist Deutschlands älteste Mittlerorganisation. Es engagiert sich weltweit für ein friedliches und bereicherndes Zusammenleben von Menschen und Kulturen. Das ifa fördert den Kunst- und Kulturaustausch in Ausstellungs-, Dialog- und Konferenzprogrammen und agiert als Kompetenzzentrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Es ist weltweit vernetzt und setzt auf langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart. www.ifa.de

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