Eine Münze so schwer wie vier Ziegelsteine
Zweitschwerste Münze der Welt ist Teil der Berlin-Auktionen des Auktionshauses Künker zur World Money Fair – ihr Wert: 150.000 Euro
Münzen sind gemeinhin rund und passen in jede Hosentasche. Nicht so jene wertvolle Prägung, die als ein Höhepunkt der Berlin-Auktionen am 2. Februar 2023 im Hotel Estrel den Besitzer wechseln wird. Das Auktionshaus Künker versteigert ein Exemplar, das nicht nur so schwer ist wie vier Ziegelsteine, sondern dazu noch die Größe von drei nebeneinander liegenden DINA4-Blättern hat. Mit ihrem Gewicht von 14,6 Kilogramm gilt die 34 mal 62,5 Zentimeter große Kupferplatte zu acht Talern als zweitschwerste Münze der klassischen Numismatik. Das so genannte Plattengeld aus dem Jahr 1659 ist Teil der Sammlung Stefan Widegren. Den Wert der heute sehr seltenen Prägung schätzen die Münzexperten aus Osnabrück auf mindestens 150.000 Euro. Insgesamt umfassen die Künker-Auktionen im Rahmen der World Money Fair 730 Lose mit einem geschätzten Gesamtwert von rund sechs Millionen Euro. Darunter auch zahlreiche Stücke mit regionalem Bezug. So zum Beispiel eine Generalsmedaille zu 120 Dukaten (Losnummer 675), die Kaiser Wilhelm I (1861-1898) im Jahr 1871 auf den Sieg über Frankreich für Reichskanzler Otto von Bismarck und die Generäle prägen ließ. Von dem goldenen Medaillon, das in Berlin geprägt wurde, gab es lediglich 25 Exemplare, sein Wert wird auf mindestens 100.000 Euro geschätzt. Mehr Infos und Möglichkeiten zum Mitbieten unter www.kuenker.de.
Zurück zu den schwedischen Plattenmünzen: Diese sind eine außergewöhnliche Geldform und als Kurantgeld von 1644 bis Januar 1777 offizielles Zahlungsmittel in Schweden. Bereits 1646 wurde die Prägung der 10-Daler-Platten eingestellt und Platten zu einem bis acht Dalern ausgegeben. Die 8-Taler-Prägung der Berliner Auktion wurde unter König Karl X. Gustav geschlagen und war in einem großen Schatzfund enthalten, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der Hafeneinfahrt von Riga gehoben wurde. Die Mehrzahl der 8-Daler-Platten aus dem Riga-Fund befinden sich heute in Museen, einige wenige Stücke wurden von den russischen Behörden verkauft und sind heute in Privatbesitz.
Seine Hoffnung sei, dass dem zukünftigen Besitzer dieser sehr speziellen Münze die gleiche Freude zuteil werde wie ihm, so Stefan Widegren im Vorwort des Katalogs zur Auktion. Der 1950 in Stockholm geborene Münzsammler dankt darin ausdrücklich Künker-Geschäftsführer Dr. Andreas Kaiser, der ihm während der letzten Jahre geholfen habe, zahlreiche Münzen zu erwerben, und der nun die Aufgabe übernommen habe, neue Liebhaber für die Stücke – darunter die Plattenmünze – zu finden. „Mancher mag es bedauern, dass eine Sammlung wie die von Stefan Widegren aufgelöst wird. Es ist jedoch wichtig, dass Münzsammlungen auch wieder in den numismatischen Kreislauf zurückfließen,“ so Dr. Andreas Kaiser. „Wir sind hocherfreut und dankbar, dass uns das Vertrauen entgegengebracht worden ist, diese wertvolle Sammlung versteigern zu dürfen.“ Für Sammler und Liebhaber ist die Auktion eine Chance auf einen Teil der schwedischen Geschichte.
Aber warum überhaupt Plattenmünzen? Das Königreich Schweden benötigte Geld für seine zahlreichen Feldzüge. Das Land hatte Eisen und Kupfer im Überfluss, jedoch kaum Silber und kein Gold. Also beschloss Gustav II. Adolf im Jahr 1624 die Verwendung von Kupfer zur Münzprägung. In der Folge wurden Kupfermünzen bis herunter zur 1/4 Öre geprägt, die allerdings überbewertet waren und sofort einen niedrigeren Kurs als die entsprechenden Silbermünzen erhielten. 1644 beschloss die Regierung auch die Ausgabe von Kupferstücken in Dalerwährung. Diese großen Münzen aus der neuen Münzstätte Avesta waren rechteckige Platten mit fünf Stempeln. Sie sollten auch als Handelsware geeignet sein, sobald der Kupferpreis hoch genug war. Am 1. Januar 1777 wurden die Kupferplatten außer Kurs gesetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren mehr als 44.000 Tonnen schwedischen Kupfers verprägt worden.
Neben der Plattenmünze und vielen weiteren schwedischen Münzen aus der Sammlung Widegren sind unter anderem auch der zweite Teil der Sammlung Liska mit seltenen Goldmünzen der Tschechoslowakei sowie 100 wertvolle Raritäten aus der Sammlung Salton Teil der Berlin-Auktionen des Auktionshauses Künker. Sämtliche Prägungen der Auktion, unter anderem eben die Plattenmünze aus Schweden, können Anfang Februar im Hotel Estrel nicht nur im Katalog, sondern auch vor Ort bewundert werden.
René Sutthoff+49 541 580548-40sutthoff@konsequent-pr.de