Historisch prägende Eisenbahnen
Münzen und Medaillen mit Eisenbahnmotiven erinnern als Zeitzeugen an die Geschichte von georgischen und österreichischen Lokomotiven sowie die technische Meisterleistung der Semmering-Bahn
Die Eisenbahn war ähnlich wie der Buchdruck ein wichtiger Wendepunkt in der Weltgeschichte. Mit ihr wurde im 19. Jahrhundert der Transport von Waren und Menschen über lange Distanzen revolutioniert. Kein Wunder also, dass dieser Meilenstein für Mobilität, ökonomisches Wachstum und Industrialisierung in vielfältiger Form auf historischen und neueren Münzen verewigt ist: Dem legendären Adler, der ersten Dampflokomotive in Deutschland von 1835, sind zahlreiche Münzen gewidmet. Die Transsibirische Eisenbahn findet sich auf offiziellen Zahlungsmitteln ebenso wie auf einer goldenen Rubelmünze zum 100sten Geburtstag der Traumstrecke für Eisenbahnliebhaber wieder. Der Geschichte der deutschen Eisenbahn ist eine ganze Münzserie in Silber gewidmet. Außerdem erinnern Kupfer-, Silber oder Goldmedaillen weltweit an Eisenbahnjubiläen, die Eröffnung neuer Strecken und Jungfernfahrten von Lokomotiven. Unter den zahlreichen Prägungen sind dabei auch einige Stücke, deren Wert bis heute um ein Vielfaches gestiegen ist. Zwei ganz besondere Exemplare, die an wichtige Eisenbahn-Entwicklungen erinnern, hat nun das Osnabrücker Auktionshaus Künker versteigert. Mehr Infos und Möglichkeiten zum zukünftigen Mitbieten unter www.kuenker.de.
18.000 Euro für eine georgische Eisenbahn-Medaille
1837 war in Baku die erste Ölraffinerie entstanden. Die Ölförderung bescherte Baku einen gewaltigen Boom und unglaubliches Bevölkerungswachstum. Alle Züge für Anlieferungen und den Abtransport mussten allerdings den 949 Meter hohen Suram-Pass überwinden – mit Steigungen von bis zu 46 Prozent und Kurvenradien von nur 100 Metern. Gemeistert wurde diese Herausforderung viele Jahre durch von der Semmering-Bahn entwickelte Fairlie-Gelenk-Lokomotiven der Baureihe F. Bis 1890 die transkaukasische Eisenbahn auf ihrem Weg von der Hafenstadt Batumi zu den Ölfeldern in Baku am Kaspischen Meer zum ersten Mal den steilen Pass durch einen viereinhalb Kilometer langen Tunnel umfuhr. So konnte die Anzahl der Zugverbindungen zwischen Ost- und West-Georgien verdoppelt werden, was der Stadt zu rasend schnellem Wachstum verhalf und ihre Geschichte für immer veränderte. Zur Eröffnung des Tunnels wurde eine Medaille geprägt, die bis heute an diesen wichtigen Meilenstein der Geschichte Bakus erinnert. „Wir versteigern immer wieder Münzen mit dem Motiv einer Lokomotive. Diese ist nicht nur historisch eine wertvolle Erinnerung. Wir freuen uns, dass wir solch spannende Zeugnisse der Geschichte zurück in den numismatischen Kreislauf bringen können“, so Künker-Geschäftsführer Dr. Andreas Kaiser. Und weil sich der Wert einer solchen Münze nur erschließt, wenn man den historischen Zusammenhang kennt und Details richtig zu deuten weiß, sollten Münz-Funde von Dachböden oder aus Nachlässen unbedingt einem Experten vorgelegt werden. Handelt es sich um bedeutende Stücke, erwirbt das Auktionshaus Künker die Münzen oder versteigert sie im Auftrag des Kunden, je nach Wunsch. So wie bei der Silbermedaille aus Baku, die ein Sammler in Osnabrück für 18.000 Euro ersteigerte. Die Medaille zeigt auf der Vorderseite den Eisenbahntunnel in gebirgiger Landschaft, aus dem gerade ein Zug ausfährt. Für Eisenbahnfans noch spannender ist die Darstellung der Rückseite, denn sie zeigt schematisch den Verlauf der alten und der neuen Strecke.
11.500 Euro für Münzen von Kaiser Franz Josef zu Ehren der Südbahn
Bei der Sommerauktion von Künker wurden zwei weitere Münzen für Sammler von Eisenbahn-Motiven versteigert. Prägen ließ diese Kaiser Franz Josef. Ihre Bedeutung wird umso klarer, wenn man bedenkt, dass der Monarch in den ersten 25 Jahren seiner Herrschaft nur zwei Gedenkmünzen prägen ließ: Eine anlässlich seiner Hochzeit mit Sisi, die andere zu Ehren der Vollendung der österreichischen Südbahn im Jahr 1857. Zwei Exemplare dieses insgesamt 1.644 geprägten „Doppelten Vereinstaler“ wurde jetzt versteigert, für zusammen 11.500 Euro.
Die Münzen erinnern an den hohen Stellenwert, den die Bahn für Franz Josef hatte. Sie ermöglichte Österreich den Zugang zum Mittelmeer und zur weiten Welt. Die versteigerten, glänzenden Prachtexemplare zeigen auf der Vorderseite den Kopf des Kaisers mit Lorbeerkranz. Auf der Rückseite sind der Leuchtturm von Triest, ein Schiff und eine Eisenbahn abgebildet. Die Dampfschiffe Österreichs waren zu der Zeit in Triest stationiert und von dort bis nach Ägypten, Singapur oder Hongkong unterwegs. Dank der Eisenbahn konnte der Hafen von Triest mit Waren, Soldaten und Waffen in kürzerer Zeit erreicht werden. Eisenbahn und Dampfschiff in Kombination waren für das Österreichische Kaiserreich das Tor zur Welt. Schon kurz nachdem 1841 die erste Teilstrecke der geplanten Südbahn in Betrieb genommen wurde, entdeckten die Wiener das Potential, das ihnen die Eisenbahn zur Freizeitgestaltung bot. Dabei war Tourismus das letzte, was Kaiser Franz Josef im Schilde führte, als er sich für den Eisenbahnbau einsetzte. Die Umsetzung war eine technische Meisterleistung. Die Semmeringbahn, heute UNESCO-Weltkulturerbe, gilt zu Recht als Meilenstein der Eisenbahngeschichte.
Bildunterschriften:
Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst veränderte den Lauf der Geschichte Georgiens. Die Silbermedaille von 1890 zu Ehren des Suram-Tunnels war einem Sammler bei der Versteigerung des Auktionshauses Künker 18.000 Euro wert.
Kaiser Franz-Josef widmete der österreichischen Südbahn eine eigene Münze, die neben seinem eigenen Konterfei den Leuchtturm von Triest, eine Lokomotive und ein Dampfschiff zeigt. Die Eisenbahn öffnete ihm ein Tor zur Welt, weil er durch sie Anbindung an das Mittelmeer hatte.
Konsequent PR
René Sutthoff
+49 541 580548-40
sutthoff@konsequent-pr.de