Pflege braucht Empathie, Teamfähigkeit und Flexibilität
Lehrerinnen sammeln mit GewiNet Erfahrungen in der Pflege – Hospitationstag im Ameos sensibilisiert für Herausforderungen des Berufs
Nur wer etwas selbst erlebt, kann es wirklich bewerten und auch weitergeben. Und um genau diese Erfahrung des persönlichen Erlebens reicher sind die beiden Lehrerinnen Mareike Himmelreich von der Geschwister-Scholl-Oberschule Bad Laer und Nadine Kretschmar von der Montessori-Schule Osnabrück. Die beiden geschulten Beraterinnen für Berufliche Orientierung RLSB Osnabrück absolvierten zwei Hospitationstage im Frühdienst auf der allgemeinpsychiatrischen Station der Ameos Klinik Osnabrück. Eingeladen hatte das GewiNet Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft e.V., das im Rahmen des Projektes „Finden und Binden – Nachwuchsförderung in der Pflege“ eine wichtige Zielgruppe als Nachwuchsförderer in der Pflege für das Thema sensibilisieren wollte – mit Erfolg! Die Lehrerinnen nutzten die Chance, persönlich in einer Gesundheitseinrichtung tätig zu sein und sammelten ehrliche Einblicke mit den vielseitigen Tätigkeiten des Pflegeberufs. Unter anderem erlebten sie hautnah, welche Herausforderungen Überlastung und Fachkräftemangel auf der einen sowie demografischer Wandel mit einer alternden Gesellschaft und immer komplexeren Krankheitsbilder auf der anderen Seite für das Pflegepersonal mit sich bringen.
„Die Hospitation war eine echte Bereicherung für die weitere unterrichtliche Ausgestaltung“, fasste Mareike Himmelreich zusammen, dankbar für diesen Perspektivwechsel. Das Berufsbild der Pflege habe sie als sehr facettenreich und oft wertschätzend wahrgenommen, gesellschaftspolitisch sollte ihm aber auf jeden Fall mehr Respekt entgegengebracht werden. Das möchte sie unbedingt auch an ihre Schülerinnen und Schüler weitergeben. Was man in der Pflege unbedingt braucht? Für Mareike Himmelreich sind das Empathiefähigkeit, Teamfähigkeit und Flexibilität.
Nadine Kretschmar berichtete nach der Hospitation von einer zunächst positiven Aufregung am Morgen, „die sich dann schnell gelegt hat durch eine sehr herzliche Aufnahme im Team auf der Station“. Sie habe sehr interessante Einblicke erhalten, bis hin zum Miterleben eines ausführlichen Aufnahmegespräches eines neuen Patienten. Besonders berührt war sie von den persönlichen Geschichten der Patienten, die viele von ihnen gerne und offen geteilt haben. Nach den Erfahrungen könnte sie sich durchaus vorstellen, in einem nächsten Leben von der Bildungsaufgabe in den Pflegeberuf zu wechseln.
Mit dem Projekt „Finden und Binden – Nachwuchsförderung in der Pflege“ hat sich GewiNet zusammen mit den Kooperationspartnern MaßArbeit kAöR und Caritas St.-Antonius Pflege GmbH seit 2019 für eine nachhaltige Sicherung und Verbesserung der Fachkräftebasis im Pflegeberuf stark gemacht. Das Ziel: jungen Menschen in Stadt und Landkreis Osnabrück die vielfältigen Möglichkeiten und Entwicklungschancen in der Pflege aufzuzeigen und sie für den Pflegeberuf zu begeistern.
Das Projekt wurde unterstützt durch das Fachkräftebündnis Nord West und gefördert durch den Sozialfonds der Europäischen Union. Zum Ende des Förderzeitraums Ende März 2023 zieht GewiNet-Geschäftsführerin Marion Bley ein positives Fazit: „Mit Aktionen wie der freiwilligen Hospitation haben wir einen großen Beitrag dazu geleistet, die Menschen auf allen Ebenen noch stärker für das Thema zu sensibilisieren. Wir hoffen sehr, dass wir diese Arbeit mit unserem Fachbereich Pflege fortführen können. „Finden und Binden“ hat sich mit vielen guten Ideen und Angeboten als echte Bereicherung für den Pflegeverbund Osnabrücker Land mit zahlreichen Pflegeeinrichtungen, Pflegeschulen, Krankenhäusern und Reha-Kliniken erwiesen.“
Dieser Eindruck bestätigte sich auch nochmal bei der Abschlussveranstaltung des Projektes „Finden und Binden“. In der Lagerhalle hatten dabei zunächst Kooperationspartner und Auszubildende in der Pflege ihren ausnahmsweise musikalischen Auftritt. Im wahrsten Sinne des Wortes trommelten sie noch einmal lautstark für die Pflege, bevor Kreisrat Matthias Selle allen Beteiligten für ihren großen Einsatz beim verbalen „Trommeln“ in den zurückliegenden knapp vier Jahren lobte. In Vertretung für Landrätin Anna Kebschull betonte er, dass GewiNet damit einen Beitrag geleistet hat, das Bild des Pflegeberufs attraktiver zu machen. Das sei nicht zuletzt gelungen, weil alle Partner an einem Strang gezogen haben. „Wir werden bis 2035 hier bei uns in der Region Landkreis und Stadt Osnabrück rund 20.000 Pflegebedürftige haben, und uns fehlen bis 2025 rund 650 Pflegekräfte. Das macht noch mal deutlich, wie wichtig dieses Projekt ist und dass wir mit den Erfahrungen, die wir gemacht haben, jetzt nicht aufhören dürfen, sondern weitermachen.“
Die Hospitation im Ameos ist ein gutes Beispiel, wie das gelingen kann: „Es ist schön, die positiven Seiten des Pflegeberufs weitergeben zu können und Vorurteile, die die Pflege oder auch psychiatrische Pflege betreffen, auszuräumen“, fasst Anna Raude zusammen. Als Stationsleitung hat sie die Hospitantinnen begleitet. Für sie sei das eine sehr spannende und tolle Erfahrung gewesen, weil die Lehrkräfte mit großem Interesse und Engagement dabei waren. „Der Berufszweig der Pflege ist so vielschichtig und es gibt durch die Fachbereiche unglaublich viele Möglichkeiten und Fachrichtungen – von Fort- und Weiterbildungen, über Studiengänge bis zur somatischen Pflege, der psychiatrische Pflege und dem stationären Bereich. Diese Vielseitigkeit macht die Pflege zusätzlich spannend“, so Anna Raude. Nach diesen positiven Erfahrungen sind sich AMEOS und GewiNet einig, dass solche Hospitationen auch in Zukunft angeboten werden sollen. „Gemeinsam können wir so die Sensibilität und das Verständnis für einen so wichtigen Beruf wie die Pflege unbedingt weiter stärken“, ist Bley überzeugt, die das Angebot mit ihrem Team Im Fachbereich Pflege unbedingt weiter anbieten möchte.
René Sutthoff
+49 541 580548-40
sutthoff@konsequent-pr.de
Über GewiNet:
Das Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft ist ein Verein mit Mitgliedern aus allen Sektoren der Gesundheitswirtschaft: Unternehmen, Kliniken, Ärzte, Hochschulen und Kommunen. Ziel der Arbeit ist das Sicherstellen der hochqualitativen Gesundheitsversorgung in der Region Weser-Ems. Neben der Konzeption und Umsetzung neuer Projektideen, dem Angebot von Qualifizierungsmaßnahmen und der Durchführung von Veranstaltungen liegt ein Fokus von GewiNet auf der Vernetzung der Akteure der Gesundheitswirtschaft zum gegenseitigen Nutzen.