Wie aus Textilabfällen neue Ressourcen für eine nachhaltigere Zukunft der Modeindustrie werden

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Das Start-up Renasens aus Schweden ist einer der 5 Finalisten bei der ISC3 Innovation Challenge 2024 zum Thema „Innovationen der Nachhaltigen Chemie für Textilien“ – Im Oktober pitchen sie ihre Ideen beim ISC3 Inverstor Forum im Rahmen des Impact Festivals in Frankfurt.

Die wachsende Weltbevölkerung hat nicht zuletzt in Verbindung mit Fast Fashion zu einem massiven Anstieg der Textilproduktion und damit der Textilabfälle geführt. Die Mode- und Textilindustrie verursacht heute laut des United Nations Umwelt Programms (UNEP)rund 8% aller Kohlenstoffemissionen. Ebenso stammen rund 8% des europäischen Mikroplastiks, das in die Ozeane gelangt – weltweit wird diese Zahl auf 16-35% geschätzt – und 20% aller weltweiten Abwässer aus synthetischen Textilien, wie die Europäische Umweltagentur berichtet. Damit hat die Branche weltweit den zweitgrößten Impact auf die Umweltverschmutzung. Eine Chance, diesem Trend entgegenzuwirken, ist Recycling. Allerdings gibt es derzeit weltweit keine Technologie, die wiedergewonnene Polyester- oder Zellulosefasern vollständig für die Herstellung neuer Kleidungsstücke nutzbar macht. Die Eigenschaften der recycelten Fasern werden häufig beeinträchtigt, so dass bis zu 50% neue Zellulose- oder Polyesterfasern beigemischt werden müssen, um den Anspruch an die Qualität der Stoffe zu erfüllen. So kommt es, dass der Anteil an wiederverwerteten Fasern in der Mode- und Textilindustrie laut der Ellen MacArthur Foundation 2017, weltweit bei weniger als 1% liegt. Und dies trotz der Tatsache, dass das Recycling von Textilien eine der wichtigsten Lösungen im Hinblick auf nachhaltigere Praktiken in der Branche darstellt.

Mit ihrer Doktorarbeit über das Verhalten überkritischer Fluide bei Polymermaterialien, hat Renasens-Gründerin Dr. Jade Bouledijouidja bereits vor 7 Jahren die Basis für die heutige Technologie ihres Start-ups als Lösung für ein effektiveres Textilrecycling geschaffen. Die inzwischen zum Patent angemeldete, saubere und wasserlose Multipotential-Technologie kann Fasern aus gemischten Textilabfällen ohne deren Abbau oder Depolymerisation (= Dekonstruktion) extrahieren. Sie hat sich im Labormaßstab beim KTH (Royal Institute of Technology, Stockholm) bewährt. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, Farbstoffe und Zusatzstoffe aus reinen und gemischten Textilien zu entfernen und Mischfasern, wie Polybaumwolle und Baumwoll-Acryl, zu trennen.  So entstehen neue Ressourcen, ohne die Eigenschaften der Fasern zu beeinträchtigen. „Mit unserer Technologie können wir das Ziel erreichen, 80-90% recycelte Fasern in neuen Kleidungsstücken zu verwenden und so der Kreislaufwirtschaft in der Modebranche Schwung verleihen“, so Bouledijouidja.

Hier Ticket für das Impact Festival sichern und Renasens Beitrag zur Nachhaltigen Chemie live erleben.

Mit dieser innovativen Lösung, die weltweit noch nicht in industriellem oder kommerziellem Maßstab existiert, hat sich Renasens um den mit 25.000 Euro dotierten Innovation Award 2024 des Internationalen Kompetenzzentrum für Nachhaltige Chemie (ISC3) beworben. Die 23-köpfige internationale Fachjury hat das Start-up für seinen Beitrag zur Nachhaltigen Chemie als einen von 5 Finalisten nominiert. Sie pitchen ihre Ideen beim ISC3 Inverstor Forum, das dieses Jahr im Rahmen des Impact Festivals am 30. und 31. Oktober in Frankfurt stattfindet. Der Innovation Award ist Teil des jährlichen Investor Forums, mit dem das ISC3 bereits zum sechsten Mal internationale Start-ups, Investor*innen, Wissenschaftler*innen und Entscheider*innen zusammenbringt. Die zentrale Fragestellung des internationalen Wettbewerbs an die Start-ups weltweit lautete dieses Jahr: „Welche innovativen Ideen der Nachhaltigen Chemie haben das Potential, den Textilsektor zu verbessern?“ Mehr als 50 Start-ups aus 30 Ländern haben sich beworben. Ihre Antworten reichen von umweltverträglicher Produktion über alternative Geschäftsmodelle, Materialien und Ausgangsstoffe bis hin zu Abfallvermeidung und Recycling von reinen und gemischten Textilabfällen, wie bei Renasens.

Das Start-up hat sich neben dem Gewinnen von neuen Ressourcen aus Textilabfällen das Ziel gesetzt, das Bewusstsein für die wahren Kosten von Textilien, den aktuell alles andere als nachhaltigen Umgang mit Kleidung und die für die Textilproduktion verwendeten Verfahren zu schärfen. Die gesamte Wertschöpfungskette und die Produktionsmethoden werden transparent gemacht. „Wir planen, uns an der Schaffung einer neuen textilen Wertschöpfungskette in Europa zu beteiligen und unsere Technologie international zu lizenzieren, damit die Arbeiter Zugang zu einer sauberen Technologie haben, ohne giftigen Chemikalien ausgesetzt zu sein“, so das Renasens-Team.

„Die saubere und wasserlose innovative Technologie von Renasens kann durch die einzigartige Möglichkeit, gemischte Textilabfälle ohne Beeinträchtigung der Fasereigenschaften zu recyceln, einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie leisten.“, so Dr. Alexis Bazzanella, Direktor des ISC3 Innovation Hub. Das Start-up zeigt damit in eindrucksvoller Weise, wie Nachhaltige Chemie eine entscheidende Rolle bei der Transformation in Richtung einer ressourcenschonenderen Textilproduktion spielen kann.

Mehr Infos zum ISC3 Innovation Award 2024, den Finalisten und die Möglichkeit, im Rahmen des Impact Festivals Ideen zur Nachhaltigen Chemie live zu erleben finden Sie unter www.isc3.org (Innovation Challenge und Investor Forum).

  

Christian Ruth-Strauß
Director Communications ISC3

christian.ruth-strauss@isc3.org

René Sutthoff
Konsequent PR
sutthoff@konsequent-pr.de

Das Internationale Kompetenzzentrum für Nachhaltige Chemie fördert Nachhaltige Chemie für eine nachhaltige Welt. Das ISC3 unterstützt durch nachhaltige innovative Ansätze aus der Nachhaltigen Chemie die chemischen Industrie und chemienahe Sektoren in ihrem Transformationsprozess. Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft, die die vielfältigen Aspekte der Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus von Produkten, und ein Umdenken im Verhalten aller Beteiligten umsetzt. Um den Dialog zwischen verschiedenen Sektoren und Akteur*Innen weltweit, einschließlich Europa und anderen Regionen sowie Schwellen- und Entwicklungsländern voranzubringen, verfolgt das ISC3 einen Multi-Stakeholder-Ansatz mit der Vernetzung von politischen Entscheidungsträgern, öffentlichen und privaten Sektoren, Bildung, Wissenschaft und Gesellschaft. Es leistet einen Beitrag zur internationalen Chemikalienpolitik, entwickelt berufliche und akademische Weiterbildungsangebote, berät Unternehmen und fördert Start-ups sowie die Forschung. Das 2017 vom Umweltbundesamt und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gegründete Zentrum wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) getragen und von der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie (DECHEMA e.V.) als ISC3 Innovation Hub sowie der Leuphana Universität Lüneburg als ISC3 Research & Education Hub unterstützt. www.isc3.org

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