Einladung zum Webinar: Psychosoziale Belastungen durch COVID-19 bei Migrant*innen und Geflüchteten
Villingen-Schwenningen, 19. Juni 2020. Die transkulturelle psychosomatische Abteilung der MEDICLIN Klinik am Vogelsang in Donaueschingen und das Institut für Transkulturelle Gesundheitsforschung (ITG) der DHBW Villingen-Schwenningen laden gemeinsam zu einem Webinar am 1. Juli 2020 von 15:30 Uhr bis 18:00 Uhr ein. Die Referent*innen, darunter der Instituts- und Abteilungsleiter, Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan, sprechen über psychosoziale Belastungen bei Migrant*innen und Geflüchteten im Zusammenhang mit COVID-19. Eine Diskussion schließt an die insgesamt fünf Themenblöcke des Webinars an und ermöglicht Fragen und Austausch.
„Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus (COVID-19) löste eine weltweite Krise aus, die auch ihre psychischen Spuren hinterlässt“, so Kizilhan. „Die Konfrontation mit Krisen wie Natur- und Chemiekatastrophen, Massenunfälle, Terrorangriffe und Kriege kann zu einer erheblichen psychischen Belastung führen. Einige Menschen entwickeln in der Folge Depressionen, Ängste oder psychosomatische Beschwerden.“ Es sei dafür nicht notwendig, unmittelbar selbst betroffen zu sein. Auch schreckliche Dinge zu beobachten oder Opfern und Überlebenden zu helfen, könne als Reaktion psychische Symptome hervorrufen, erklärt Kizilhan. „Beim Coronavirus können diese allein durch die Angst vor einer Erkrankung oder der Erkrankung von nahestehenden Personen ausgelöst werden.“
Massive Einschränkungen im Alltagsleben, aber auch Sorgen und Ängste um Familie und Freunde in Deutschland, vielleicht auch auf der Flucht, in Flüchtlingscamps oder in der Heimat, beschäftigen viele Menschen. Bei Traumatisierten verstärken sich dadurch oft die Symptome.
Hinzu käme, so eine Mitarbeiterin des ITG, dass „Menschen aus anderen Kulturen, besonders Neuzugewanderte und Geflüchtete, teilweise aufgrund geringer Deutschkenntnisse nicht immer ausreichend Zugang zu den notwendigen Informationen besitzen, um sich und ihre Familie zu schützen. Außerdem können die Bedürfnisse für die Bewältigung von Krisen und das Wissen zu psychischer Gesundheit in individualistisch orientierten und familienorientierten Gemeinschaften unterschiedlich sein.“ Dies sei bei Unterstützungsangeboten zu berücksichtigen. Ein Beispiel ist die Webseite zum psychosozialen Umgang mit COVID-19 sowie die an diese Plattform anknüpfende Umfrage zu psychosozialen Stressoren. Beide werden im Webinar vorgestellt.
Weitere Themen des Webinars sind »Coronaphobie und posttraumatischer Stress im Umgang mit COVID-19«, »Psychosoziale Versorgung von traumatisierten Menschen mit Migrationshintergrund«, »Auswirkungen von COVID-19 auf familiale Gewalt« sowie die »Kollegiale Beratung in Zeiten der Pandemie«.
Das Webinar richtet sich an Ärzt*innen, Psycholog*innen, Therapeut*innen, Sozialarbeitende, Studierende und Interessierte. Bitte registrieren Sie sich unter folgender URL-Seite für die Konferenz: https://zoom.us/webinar/register/WN_ZNsG-AdaS9aFDiu_dChm0g. Bitte loggen Sie sich 10 Minuten vor Beginn der Veranstaltung in den Webinar-Raum ein. Weitere Infos finden Sie auch auf: www.dhbw-vs.de.
Das Webinar ist kostenfrei. Ein Teilnahme-Zertifikat kann auf Anfrage ausgestellt werden
Kontakt:
Ulrike Hettich-Wittmann •Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
MEDICLIN Klinik am Vogelsang •Alte Wolterdinger Straße 68 •78166 Donaueschingen
Telefon +49 771 / 851-613 • E-Mail: ulrike.hettich-wittmann@mediclin.de
Johannes Stumpf (M.A.) • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Duale Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen • Friedrich-Ebert-Straße 30 • 78054 Villingen-Schwenningen
Telefon: 07720 / 3906-107 • E-Mail: Johannes.Stumpf@dhbw-vs.de • Fax: 07720 / 3906-119
Zur Person Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan:
Professor Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan ist Leiter der transkulturellen, psychosomatischen Abteilung an der MEDICLIN Klinik am Vogelsang in Donaueschingen. In der Rehabilitationsbehandlung werden Behandlungsgespräche in der Muttersprache der Patient*innen durchgeführt, in der kulturspezifische Aspekte von Krankheitsverständnis und Krankheitsverarbeitung Berücksichtigung finden.
Kizilhan ist ein international anerkannter und gefragter Experte für transkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie, Professor an der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen und Leiter des dort ansässigen Instituts für transkulturelle Gesundheitsforschung. Unter Federführung des Wissenschaftsministeriums Baden-Württembergs gründete Kizilhan im Irak ein Institut für Psychiatrie und Psychotraumatologie. Auf dem Gebiet der Psychotraumatologie, Gewaltforschung, transkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie forscht Kizilhan seit 20 Jahren und hat international zahlreiche Studien sowie Literatur veröffentlicht. Für seine Arbeit wurde Kizilhan mehrfach ausgezeichnet. Er tritt als Gutachter für Gerichte und internationale Organisationen auf wurde im Januar 2015 von der Landesregierung beauftragt, 1.000 traumatisierte Frauen und ihre Kinder nach Baden-Württemberg zu holen.
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