Erst zum Matheunterricht, dann zur Gruppentherapie
Wie Kinder während einer längeren Behandlung in der Klinikschule unterrichtet werden
Offenburg, 27. Juni 2023. Eine psychiatrische Behandlung in einer Klinik dauert in der Regel mehrere Wochen. In dieser Zeit steht natürlich die Gesundheit im Fokus. Bei Kindern und Jugendlichen ist aber auch wichtig, dass sie nicht zu viel Unterrichtsstoff verpassen, damit sie nach dem Krankenhausaufenthalt in der Schule mit ihren Mitschüler*innen gleich auf sind.
Wie Schule in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie organisiert ist und welche Fächer unterrichtet werden erklärt Cessy Krüger, Kliniklehrerin im MEDICLIN Müritz-Klinikum im MEDICLIN Podcast „Max schreibt“. Die Podcaststaffel richtet sich an Kinder und Familien. Max berichtet in Briefen an seinen Vater von seinen Erlebnissen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, wo er wegen seiner Angststörung in Behandlung ist. In der aktuellen Folge hat er ein paar Fragen zur Klinikschule.
Wie wird Kindern in der Psychiatrie ihr Schulstoff vermittelt?
In der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden Patient*innen aller Alters- und Klassenstufen in kleinen Lerngruppen alters- und krankheitsspezifisch unterrichtet. Die Schülerinnen und Schüler haben in der Klinikschule die Möglichkeit, trotz ihrer Erkrankung weiter zu lernen, um den Anschluss an die Heimatschule zu erhalten. Die Lehrer*innen der Klinikschule gehen individuell auf die Kinder und ihre Erkrankungen ein. Ein Kind mit ADHS, das sich nur schlecht konzentrieren kann, braucht zum Beispiel eine andere Förderung als ein Kind, das eine Angststörung hat. Für letzteres ist das Lösen von Aufgaben vielleicht kein Problem, dafür hat es aber große Schwierigkeiten, vor der Klasse zu sprechen. In der Klinikschule lernen die Schüler*innen nicht nur den Unterrichtsstoff, sondern trainieren auch Kompetenzen für den Schulalltag in der Heimatschule.
Welche Fächer gibt es und wie lange dauert der Unterricht?
„Wir unterrichten die Hauptfächer, also Mathe, Deutsch und Sachunterricht oder auch Englisch. Es gibt einen Blockunterricht von 90 Minuten pro Tag“, erklärt Krüger. „Manche Kinder haben Sorgen, dass sie zuhause nicht mehr mitkommen, weil es in der Klinik weniger Unterricht gibt und nicht alle Fächer abgedeckt werden. Aber: Die Kinder verpassen im Prinzip nichts. Nebenfächer werden zwar nicht unterrichtet, aber Fähigkeiten, die in Fächern wie Kunst, Sport, Musik und Werken gefördert werden sollen, werden durch unsere Therapien abgedeckt, etwa Kunsttherapie, Bewegungstherapie und Ergotherapie. Bei den Hauptfächern bauen die Inhalte aufeinander auf, daher fokussieren wir uns in der Klinikschule auf diese“, sagt Krüger.
Woher wissen die Kliniklehrer*innen, welcher Stoff in der Heimatschule ansteht?
„Wir als Kliniklehrer bekommen bei jedem Neuzugang die Schuldaten, also in welcher Schule und welcher Klasse das Kind ist. Wir brauchen dann von den Erziehungsberechtigten eine Schweigepflichtentbindung, damit wir Kontakt zu den Lehrer*innen der Heimatschule aufnehmen dürfen“, erzählt Krüger und ergänzt: „Von ihnen erfahren wir dann, wie weit das Kind zum Beispiel in Mathe ist, ob ein Diktat geschrieben wird oder eine Arbeit ansteht - einfach, was gerade in der Schule passiert.“ Der Leitsatz, nach dem in der Klinikschule gelernt wird, sei etwas, das den Kindern direkt zu Beginn mitgegeben werde: „Hole mich ab, wo ich bin und führe mich so weit, wie ich es kann.“
Podcast für Kinder und Familien zum Thema psychische Erkrankungen
Die Folgen des Podcasts für Kinder und Familien erscheinen wöchentlich und sind zu hören auf Podcast-Plattformen wie Apple, Spotify, Google Podcasts, Deezer und Amazon Music. Die aktuelle Folge „Max geht in die Klinikschule“ finden Interessierte auch auf der Übersichtsseite https://www.mediclin.de/kinderpodcast-max-schreibt/
Pressekontakt:
Judith Boateng
Pressereferentin
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