Familienleben mit Handicap: Familie Linz berichtet

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Gerhard Linz: „Lesen – geht nicht mehr. Essen – schmeckt nicht mehr.“


Gerhard Linz (Mitte) mit seiner Frau Christine (links) und Heike Frankenberger

Bayreuth, 02. August 2022. Wie wichtig unsere verbale Kommunikation für das gegenseitige Verständnis ist, wissen Betroffene, die ihre Sprache plötzlich nicht mehr wie gewohnt nutzen können. Auch wenn ein Handicap, wie eine Aphasie (Sprachstörung), nur einen einzelnen Menschen direkt trifft − indirekt sind immer auch Familie und Freund*innen betroffen. Die Einschränkung der Kommunikationsfähigkeit kann zu Missverständnissen und zu Frustration führen. Unter Umständen kann die Partnerin/der Partner oder ein anderes Familienmitglied plötzlich nicht mehr bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben helfen.

Im Durchschnitt spricht ein Mensch 16.000 Wörter am Tag. Für Gerhard Linz sind es aktuell deutlich weniger. Der 71-Jährige hatte am 1. November 2019 einen Schlaganfall. Schlaganfälle sind die häufigste Ursache für eine Aphasie.

Kurz nach dem Schlaganfall saß der gelernte Industriekaufmann im Rollstuhl, die rechte Seite war gelähmt. Neben der Lähmung verursachte der Schlaganfall bei ihm eine globale Aphasie − die schwerste Form der Sprachstörung. Bei einer globalen Aphasie sind sowohl Sprachverständnis als auch Sprachproduktion stark gestört. Betroffene artikulieren oft nur einzelne Worte und wiederholen immer wieder dieselbe Floskel.

Durch intensive Sprachtherapie im MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel verbesserte sich die Aphasie

Gerhard Linz brachte nach seinem Schlaganfall zunächst kaum einen Ton heraus. Insgesamt sechs harte Wochen verbrachte er in Akutkliniken. Anschließend folgte eine Reha mit intensiver Sprachtherapie im MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel in Bayreuth. Die Aphasie verbesserte sich; inzwischen kommen ihm die Wörter leichter von den Lippen. Den Rollstuhl braucht er nicht mehr. Vor kurzem wurde er in eine Studie aufgenommen: Es handelt sich um ein spezielles Programm, welches Konzentration, Sprechen und Schreiben fördert.

Trotz der Verbesserungen ist nichts mehr wie vor dem Schlaganfall. Nach seinen Hobbys gefragt, antwortet Linz: „Lesen – geht nicht mehr. Essen – schmeckt nicht mehr.“ Früher habe der ehemals aktive Bayreuther im Verein Handball gespielt und Asterix-Comics gezeichnet, erzählt seine Frau Christine. „Wir sind früher auch viel gewandert, Fahrrad gefahren oder einfach mal mit dem Bus irgendwohin gefahren. Aufgrund der eingeschränkten Mobilität muss ich jetzt genau überlegen, wo wir hingehen.“

Wie sich die Familiendynamik durch Aphasie verändert: „Früher wussten wir beide, wie der jeweils andere tickt“

„Für zwei Personen zu denken belastet mich schon manchmal“, berichtet Christine Linz  „Früher wussten wir beide, wie der jeweils andere tickt und konnten uns über alles Mögliche austauschen. Jetzt muss man teilweise umschreiben und mit wenigen Worten auskommen. Das ist anstrengend.“

Sie fährt fort: „Alles, was früher mein Mann gemacht hat, übernehme nun ich. Früher dachte ich, einen Computer oder ein Handy brauche ich nicht. Das ist jetzt anders. Hier habe ich mich mehr oder weniger eingefuchst. Wenn ich gar nicht mehr weiterkomme, müssen unsere beiden erwachsenen Söhne unterstützen. Für meinen Mann ist es dann natürlich frustrierend, wenn er nicht helfen kann.“ Herr Linz nickt zustimmend.

„Unternehmungen mit Freunden sind schwierig geworden“, erklärt Frau Linz. „Die Familie unterstützt uns aber sehr. Wir sind auch in der Schlaganfall- und Diabetiker-Selbsthilfe-Gruppe. Der Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten und deren Angehörigen tut gut – und manchmal ergeben sich auch Freundschaften. Sehr geholfen hat uns auch das Beratungszentrum Oberfranken für Menschen mit erworbener Hirnschädigung (BZO), das am MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel angesiedelt ist.“

Beratungszentren können ein lebenslanger, kostenfreier Ansprechpartner sein

„Wir waren anfangs völlig überfordert und wussten zum Beispiel nicht, was man beantragen muss. Da hat uns das Beratungszentrum sehr geholfen und es hilft uns auch immer noch. Das Team des Beratungszentrums klärt über das Krankheitsbild auf, gibt Tipps und kann ein lebenslanger, kostenfreier Ansprechpartner sein“, sagt Frau Linz.

„Wichtig ist, dass man möglichst positiv denkt“, erklärt Heike Frankenberger, Sozialpädagogin und Leiterin des BZOs. „Man muss von dem Zustand nach dem Schlaganfall ausgehen und sich nicht permanent vor Augen halten, was man alles vor dem Schlaganfall konnte. Regelmäßig zu ambulanten Therapien zu gehen, zu üben und zu sprechen ist enorm wichtig. Das ist wie beim Hausaufgaben machen. Nur durch die Vertiefung und Wiederholung des Lernstoffs in ambulanten Therapien bleibt das Gelernte auch im Gedächtnis.“

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Das Interview mit Familie Linz führten Tanja Schneider (MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel) und Heike Frankenberger (Leiterin BZO)

Pressekontakt:
Silvia Schilling

Pressereferentin
MEDICLIN Unternehmenskommunikation
Okenstr. 27
77652 Offenburg
Telefon 0781 / 488-189
E-Mail-Kontakt

Über das MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel
Zum MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel gehören die Fachkliniken für Neurologie, Orthopädie und Geriatrie. Wesentliches Leistungs- und Qualitätsmerkmal ist die integrative Versorgung der Patient*innen durch ein fachärztliches Team der Neurologie, Inneren Medizin und Orthopädie. Die Bayreuther Einrichtung verfügt über 286 Betten, rund 235 Mitarbeiter*innen sind hier beschäftigt. 

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Über MEDICLIN
Zu MEDICLIN gehören deutschlandweit 34 Kliniken, sechs Pflegeeinrichtungen und elf Medizinische Versorgungszentren. MEDICLIN verfügt über rund 8.350 Betten/ Pflegeplätze und beschäftigt rund 10.200 Mitarbeiter*innen.
In einem starken Netzwerk bietet MEDICLIN den Patient*innen die integrative Versorgung vom ersten Arztbesuch über die Operation und die anschließende Rehabilitation bis hin zur ambulanten Nachsorge. Ärzt*innen, Therapeut*innen und Pflegekräfte arbeiten dabei sorgfältig abgestimmt zusammen. Die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen gestaltet MEDICLIN nach deren individuellen Bedürfnissen und persönlichem Bedarf.
MEDICLIN – ein Unternehmen der Asklepios-Gruppe.

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