Führt Corona zu Demenz?

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Was hinter „Brain Fogging“ steckt und wie sich kognitive Einschränkungen bei Post COVID von einer Demenz unterscheiden, erklärt Professor Dr. Mario Siebler, Chefarzt der Neurologie in der MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr.

Essen-Kettwig, 08. August 2022. Studienergebnisse aus England zeigen, dass sich die Struktur des Gehirns nach einer Corona-Infektion verändert. Oft ist auch die Hirnleistung eingeschränkt. Betroffene können sich schlechter auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren, Planungen fallen ihnen schwer, es treten Wortfindungsstörungen auf. Auch Gedächtnisstörungen sind nicht selten, d. h. Patient*innen können sich Dinge schlecht merken und können auch vorher Eingeübtes schwer wieder abrufen.

Kognitive Einschränkungen nach Corona-Infektion

Professor Dr. Mario Siebler, Chefarzt der Neurologie in der MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr, stellt die provokative Frage „Führt Corona zu Demenz?“.

Denn: „Post COVID-Betroffene und an Demenz erkrankte Menschen im Frühstadium berichten von sehr ähnlich ausgeprägten Symptomen“, sagt Siebler. „Die kognitiven Einschränkungen bei Post COVID-Erkrankten und dementen Personen sind auf den ersten Blick ähnlich, unterscheiden sich aber bei genauerem Hinsehen“, betont er. „Entscheidend ist: Sind die Einschränkungen bei Post COVID-Erkrankten dauerhaft oder können sie durch eine geeignete Therapie rückgängig gemacht werden?“

Um diese Frage zu beantworten, geht Siebler an den Anfang der Corona-Pandemie zurück: „Zu Beginn wurde Corona als Lungenkrankheit eingestuft, die häufigste Langzeitfolge waren Luftnot und Geruchsstörungen. Mittlerweile wissen wir, dass viele weitere Symptome dazugehören können und dass sich Symptome auch erst viel später einstellen können: Müdigkeit/Fatique, Muskelschmerzen, kognitive Störungen, Herzprobleme, Hauterscheinungen, Nierenerkrankungen, Diabetes oder psychische Erkrankungen wie Depressionen und Schlafstörungen.“

Brain Fogging: Wenn das Gehirn vernebelt ist

Ein Symptom, das sowohl bei Post COVID als auch bei Demenzen wie Alzheimer auftritt, ist das sogenannte „Brain Fogging“. „Brain Fogging kann man mit Gehirnvernebelung übersetzen“, erläutert der Neurologe. „Betroffene fühlen sich wie im Nebel und haben das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können. Das äußert sich u. a. in Gedächtnisstörungen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Vergesslichkeit oder Wortfindungsproblemen.“

Er ergänzt: „Einschränkungen der Hirnleistung erleben auch einige depressive Menschen als ein Symptom ihrer Depression. In diesem Fall wissen wir, dass es sich um eine sogenannte Pseudodemenz handelt. Das bedeutet, dass die eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten mit der psychischen Erkrankung zusammenhängen und sich wieder verbessern, wenn die Depression erfolgreich behandelt wurde. Um eine Pseudodemenz zu erkennen, ist eine exakte Diagnostik wichtig.“

Welchen Effekt hat die Reha?

Da Post COVID neben den kognitiven Folgen viele verschiedene Symptome haben kann, ist es wichtig, verschiedene Fachbereiche in die Behandlung einzubinden und die geeigneten Untersuchungen durchzuführen. Bei MEDICLIN gibt es daher ein Expertenboard bestehend aus Mediziner*innen der Fachbereiche Neurologie, Pneumologie, Kardiologie, Innere Medizin, Diabetologie, Psychiatrie, Psychosomatik sowie optional Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Dermatologie. Diese werden je nach Fragestellung per (Tele-)Konsil eingebunden.

„Die Effekte der Reha sind messbar“, erklärt Siebler. „Die Ergebnisse unserer eigenen Patientenbefragungen und Messungen vor und nach der Rehabilitation zeigen, dass Kognitionsstörungen bei Post COVID verbessert werden können“, verrät er. „Bei einer Demenz hingegen sind die Schäden leider nicht rückgängig zu machen.

„Die Symptome nach einer Corona-Infektion, wie z. B. das Brain Fogging, können also den Symptomen einer Demenz ähneln, die Prognose ist aber deutlich besser“, fasst Siebler zusammen. „Corona führt deshalb sicher nicht zu einer Demenz, sondern eher zu einer Pseudodemenz.“

Pressekontakt:
Judith Boateng

Pressereferentin
MEDICLIN Unternehmenskommunikation
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Über die MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr
Die MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr vereint vier Fachgebiete unter einem Dach: die Kardiologie, die Neurologie, die Orthopädie und die Geriatrie. Besondere Schwerpunkte sind unter anderem eine Kooperation für Dialyse-Betroffene sowie eine interdisziplinäre Herz-Hirn-Station. Außerdem bietet die Klinik eine interdisziplinäre Post-Covid-Rehabilitation zur Behandlung von Patient*innen mit Langzeitfolgen von Covid-19 an. Die MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr ist mit 460 Betten eine der größten Einrichtungen ihrer Art in Nordrhein-Westfalen. Jährlich werden über 5.500 Patient*innen hier behandelt. Rund 410 Mitarbeiter*innen sind hier beschäftigt.

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Zu MEDICLIN gehören deutschlandweit 34 Kliniken, sechs Pflegeeinrichtungen und elf Medizinische Versorgungszentren. MEDICLIN verfügt über rund 8.350 Betten/ Pflegeplätze und beschäftigt rund 10.200 Mitarbeiter*innen.
In einem starken Netzwerk bietet MEDICLIN den Patient*innen die integrative Versorgung vom ersten Arztbesuch über die Operation und die anschließende Rehabilitation bis hin zur ambulanten Nachsorge. Ärzt*innen, Therapeut*innen und Pflegekräfte arbeiten dabei sorgfältig abgestimmt zusammen. Die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen gestaltet MEDICLIN nach deren individuellen Bedürfnissen und persönlichem Bedarf.

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Die Effekte der Reha sind messbar. Die Ergebnisse unserer eigenen Patientenbefragungen und Messungen vor und nach der Rehabilitation zeigen, dass Kognitionsstörungen bei Post COVID verbessert werden können.
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