Schlaganfall − wenn das Leben plötzlich anders ist
„Bei Symptomen sollten Sie sofort die 112 wählen“ – Neurologin Dr. Petra Mummel, MEDICLIN Hedon Klinik
Lingen, 13. Februar 2024. Alle zwei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall. Doch was genau ist ein Schlaganfall, woran erkenne ich ihn und was mache ich, wenn ich denke, dass ein Mensch in meinem Umfeld einen Schlaganfall hat? Das und mehr beantwortet Dr. Petra Mummel von der MEDICLIN Hedon Klinik Lingen im Interview. Sie ist Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Klinik für Akutneurologie und Neurologische Frührehabilitation.
Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Schlaganfall, erklärt Mummel. Der ischämische Schlaganfall ist „das, was die meisten unter einem Schlaganfall verstehen. Hierbei handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Gehirns durch verstopfte Blutgefäße.“ Etwa 80 Prozent der Schlaganfälle sind ischämisch. Außerdem gibt es noch den hämorrhagischen Schlaganfall. „Das ist die Hirnblutung, die – laienhaft gesagt – durch Platzen eines Blutgefäßes entsteht“, sagt die Ärztin.
In welchem Alter habe ich das höchste Risiko?
Mit steigendem Alter steigt das Schlaganfall-Risiko. Aber: „Der Schlaganfall kann trotzdem in jedem Lebensalter auftreten“, betont die Neurologin. Etwa 10 bis 15 Prozent der Schlaganfälle treten bei unter 55jährigen auf.
Wie kann ich als Laie erkennen, ob jemand einen Schlaganfall hat?
„Es gibt einen Laien-Test, der sich für die Schnelldiagnostik eines Schlaganfalls anbietet: Der sogenannte FAST-Test“, erklärt Mummel. Das F steht für das englische Face, also Gesicht: man lässt die Person lächeln und schaut, ob dabei ein Mundwinkel herunterhängt. Das A steht für Arms: die Person soll die Arme mit nach oben gedrehten Handflächen nach vorne ausstrecken. „Wenn es dann zum Absinken oder Eindrehen eines Arms kommt, ist das ein typisches Zeichen für einen Schlaganfall“, sagt sie.
S steht für Speech: die Person soll einen einfachen Satz korrekt nachsprechen. „Das T wiederum steht für Time: verlieren Sie keine Zeit. Bei vorhandenen Symptomen sollten Sie sofort die 112 wählen und am Telefon direkt darauf hinweisen, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte.“ Bis der Rettungsdienst da ist, sollte die betroffene Person stabil und leicht zur Seite gedreht liegen, falls es zu Erbrechen kommt.
Und wie geht es dann weiter?
„Der Rettungsdienst schaut sich die Werte des Patienten an und versucht, sie zu stabilisieren. Man misst zum Beispiel den Blutdruck, die Herzfrequenz und den Blutzucker. Dann fährt man sofort in die nächstgelegene Stroke Unit“, erklärt Mummel. Eine Stroke Unit ist eine Spezialeinheit zur Behandlung von Schlaganfällen.
Gibt es auch Frühwarnzeichen?
„Man nennt den Schlaganfall so, weil es eigentlich wie ein Schlag auf den Kopf auftritt – man merkt es nicht und plötzlich ist er da“, antwortet Mummel. Allerdings gebe es bei vielen Patient*innen in den Tagen vorher flüchtige Symptome, die auf einen kommenden Schlaganfall hinweisen können. Dieses Phänomen nennt man transitorische ischämische Attacke (TIA). Sie äußert sich durch kurz andauernde klassische Schlaganfallsymptome wie Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen. Schwindel oder Sehstörungen. Nach einer TIA sollte man sich möglichst schnell von einem Neurologen untersuchen lassen.
Nach einem Schlaganfall folgt oft eine Reha – wie sieht sie aus?
„Die Dauer der Reha ist unterschiedlich, je nachdem wie schwer die Patient*innen betroffen sind. Bei schwer betroffenen Patient*innen sind es durchschnittlich etwa 90 Tage“, erklärt die Neurologin. Denn: Alle Symptome eines Schlaganfalls können auch danach bestehen bleiben, zum Beispiel Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen und Schluckstörungen.
Nach der Akutphase (Phase A), in der eine intensivmedizinische Betreuung notwendig ist, folgt die neurologische Frühreha (Phase B), in der schwer betroffene Patient*innen mit einem hohen Maß an Pflegebedürftigkeit betreut werden und Therapien erhalten. Danach folgen die Phasen C und D, in denen die Betroffenen sehr aktiv an Therapien teilnehmen können.
„Bei MEDICLIN gibt es in verschiedenen Häusern alle Phasen der Rehabilitation“, sagt Mummel. „Es ist gut, alles unter einem Dach zu haben, weil der Patient von der einen Phase in die nächste übergeleitet werden kann, ohne das Haus zu wechseln.“
Damit es gar nicht erst soweit kommt: Welche Risikofaktoren begünstigen den Schlaganfall?
„Der Blutdruck darf nicht zu hoch sein, das Herz sollte nicht unregelmäßig schlagen“, betont die Ärztin. Weitere Risikofaktoren sind hohe Cholesterinwerte, Diabetes, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum − „und ganz wichtig: Rauchen. Bei rauchenden Frauen steigt das Schlaganfall-Risiko auf das Dreifache, bei rauchenden Männern auf das 1,7-fache.“
„Es gibt Vorsorgeuntersuchungen, die leider unzureichend wahrgenommen werden“, sagt Mummel. Bei diesen Terminen wird zum Beispiel das Blut untersucht und ein EKG gemacht.
Das gesamte Interview im MEDICLIN-Podcast hören
Das gesamte Interview können sich Interessierte in der aktuellen Folge des MEDICLIN-Podcasts anhören. Sie ist Teil der fünften Staffel „Ihr Gesundheitsratgeber“, in der MEDICLIN-Expert*innen über verschiedenste Krankheiten aufklären. Zu hören ist die Folge „Schlaganfall“ auf den gängigen Podcast-Plattformen und auf der Übersichtsseite: https://www.mediclin.de/podcast-uebersicht/der-mediclin-podcast-ihr-gesundheitsratgeber/
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Über die MEDICLIN Hedon Klinik
Die MEDICLIN Hedon Klinik ist mit 289 Betten eine der größten Einrichtungen ihrer Art in Niedersachsen. Die Klinik vereint ein neurologisches Akutkrankenhaus und eine Einrichtung für neurologische sowie für orthopädische und traumatologische Rehabilitationsmedizin unter einem Dach. Der Akutbereich umfasst eine neurologische Akutabteilung mit Möglichkeit zur Langzeitbeatmung und Beatmungsentwöhnung auf der sogenannten Weaningstation sowie eine Abteilung zur neurologischen Frührehabilitation. Zur MEDICLIN Hedon Klinik gehört außerdem ein neurologisches Wirbelsäulenzentrum. In der Klinik sind rund 490 Mitarbeiter*innen beschäftigt.
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Über MEDICLIN
Zu MEDICLIN gehören deutschlandweit 32 Kliniken, sechs Pflegeeinrichtungen und zehn Medizinische Versorgungszentren. MEDICLIN verfügt über rund 8.300 Betten/ Pflegeplätze und beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter*innen.
In einem starken Netzwerk bietet MEDICLIN den Patient*innen die integrative Versorgung vom ersten Arztbesuch über die Operation und die anschließende Rehabilitation bis hin zur ambulanten Nachsorge. Ärzt*innen, Therapeut*innen und Pflegekräfte arbeiten dabei sorgfältig abgestimmt zusammen. Die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen gestaltet MEDICLIN nach deren individuellen Bedürfnissen und persönlichem Bedarf.
MEDICLIN – ein Unternehmen der Asklepios-Gruppe.
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