Was und wer kann mir helfen, wenn ich eine Depression habe?

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Am 1. Oktober ist europäischer Tag der Depression. Zu diesem Anlass klären Expert*innen aus den MEDICLIN Bliestal Kliniken zu Symptomen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der psychischen Erkrankung auf

 Dr. Michaela-Hilde Fleck 

Blieskastel, 27. September 2023. Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. In Deutschland sind rund 16 bis 20 Prozent der Menschen im Lauf ihres Lebens mindestens einmal von einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung betroffen.

Zum europäischen Tag der Depression erklären Dr. Michaela-Hilde Fleck, Chefärztin der Klinik für Psychosomatik in den MEDICLIN Bliestal Kliniken, sowie die leitenden Psycholog*innen Rafael Voigt und Sarah Eder, welche Symptome und Ursachen hinter der Erkrankung stecken und welche Behandlungsmöglichkeiten Betroffene in Anspruch nehmen können.

Frau Dr. Fleck, welche Symptome sind bei einer Depression typisch?
Fleck:
„Depressionen manifestieren sich unterschiedlich, werden von Betroffenen unterschiedlich wahrgenommen und haben ihren eigenen Verlauf. In der Psychosomatik sehen wir zum Beispiel oft Patient*innen, bei denen zunächst körperliche Beeinträchtigungen und Beschwerden im Vordergrund stehen. In der Untersuchung wird dann aber die depressive Störung deutlich. Zu den Symptomen gehören eine deprimierte Stimmung bis hin zum Interessenverlust, Freudlosigkeit sowie Antriebsminderung. Auch Schlafstörungen, ein verminderter oder gesteigerter Appetit sowie ein vermindertes Selbstwertgefühl können Symptome einer Depression sein.

Und was sind die häufigsten Ursachen einer Depression? Gibt es Risikofaktoren?
Fleck:
Bei Depressionen stellt man sich oft die Frage „warum?“. Eine Depression hat selten nur eine einzige Ursache, meist ist es ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, das zur Erkrankung führt, unter anderem die körperliche sowie psychische Verfassung, Genetik und Epigenetik. Auch die soziale Situation beziehungsweise das soziale Umfeld (z.B. Verlust einer nahestehenden Person, Krankheit oder Pflege Angehöriger, Arbeitsplatzkonflikte, Mobbing oder finanzielle Engpässe) sowie kulturelle Faktoren können Depressionen begünstigen.

Gibt es chronische Depressionen? Und wie häufig passiert es, dass Menschen immer wieder depressive Phasen haben?
Fleck:
Leider bleibt es bei manchen depressiv erkrankten Menschen nicht bei einer depressiven Episode. Liegt neben der aktuellen depressiven Erkrankung eine weitere depressive Episode in der Vergangenheit vor, spricht man von einer rezidivierenden depressiven Störung. Es gibt auch Fälle, in denen Betroffene unter einem chronischen Verstimmungszustand leiden, die sogenannte Dysthymie.

Was sollte mein erster Schritt sein, wenn ich merke, dass ich an einer Depression erkrankt sein könnte? Und was kann mein Umfeld tun, um zu helfen?
Fleck:
Wenn man feststellt, dass man an einer Depression erkrankt ist, sollte man nicht zu lange warten. Erste Anlaufstelle soll der Hausarzt bzw. die Hausärztin sein. Von dort aus sollte schnellstens eine spezialisierte psychiatrische, psychosomatische oder psychotherapeutische Behandlung initiiert werden. In Notfällen sollten Betroffene die Notaufnahme eines psychiatrischen Krankenhauses aufsuchen. Neben der teil- oder stationären Behandlung in einem Akutkrankenhaus sorgt die psychosomatische Rehabilitation für eine weitere Stabilisierung und langfristige Besserung. Auch Selbsthilfegruppen und Freund*innen sowie Angehörige, die den Betroffenen zur Seite stehen, wirken unterstützend.

Was sind die Ziele der psychosomatischen Reha?
Fleck:
Depressionen gehören zu den häufigsten Formen psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft und gehen sowohl mit einer hohen Krankheitslast für die Betroffenen, als auch mit Belastungen für ihr soziales Umfeld einher. Sie können zu gravierenden Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen, Einschränkung des Aktivitätsniveaus und berufliche Folgen, wie beispielsweise Arbeitsunfähigkeit oder Frühberentung, führen. Behandlungsziel der psychosomatischen Rehabilitation ist, die berufliche und psychosoziale Leistungsfähigkeit der Betroffenen wiederherzustellen, um ihnen die Teilnahme am Erwerbsleben und der Gesellschaft zu ermöglichen.

Wer hilft mir dabei, einen Reha-Platz zu bekommen?
Fleck
: Die nationale Versorgungsleitlinie (NVL) empfiehlt eine frühzeitige entsprechende Beratung der Betroffenen. Dies kann über die Hausärzt*innen, Fachärzt*innen oder in den Akutkliniken laufen. Bei Bedarf können sie Unterstützung bei der Antragstellung einer medizinischen Rehabilitation anbieten.

Frau Eder, Sie sind leitende Psychologin in den MEDICLIN Bliestal Kliniken. Zu Ihren Therapieangeboten gehören unter anderem Naturtherapie, Waldbaden und Achtsamkeit – wie können solche Therapien den Betroffenen helfen?
Eder:
Bei Menschen, die unter Depressionen leiden, kommt es häufig im Rahmen der Erkrankung zu häufigem Grübeln. Es besteht im Rahmen dessen meist ein gedanklicher Fokus auf Themen, die in der Vergangenheit oder Zukunft liegen. Das Ziel achtsamkeitsbasierter Therapieverfahren, wie wir sie bei unseren Patient*innen durchführen, ist es, zu lernen, den Aufmerksamkeitsfokus wieder ins Hier und Jetzt zu richten. Es geht darum, Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen wahrzunehmen und zu beobachten – ohne sie zu bewerten. Das kann dabei helfen, die Selbstwahrnehmung und -regulation zu fördern. Zudem kann die regelmäßige Integration achtsamkeitsbasierter Techniken in den Alltag auch einen präventiven Effekt haben, um sich vor einer erneuten Erkrankung zu schützen.

Herr Voigt, könnten Sie zum Abschluss erklären, welche Erfolgsaussichten eine Behandlung oder Reha bei Depressionen hat?
Voigt: Grundsätzlich ist es nicht leicht zu sagen, ob eine Behandlung oder eine Reha-Maßnahme bei einer Depression Erfolg hat oder nicht. Das liegt daran, dass die Fälle von Betroffenen sehr unterschiedlich in ihrem Schweregrad und dem Verlauf der Erkrankung sind. In jedem Fall ist eine Reha-Maßnahme zur Stabilisierung, zur Orientierung bezüglich weiterer therapeutischer Maßnahmen und häufig für die berufliche Integration sinnvoll. Es können in vielen Fällen Behandlungserfolge bis hin zur vollständigen Stabilisierung erzielt werden.

Pressekontakt:
Angelika Thom
Volontärin
MEDICLIN Unternehmenskommunikation
Okenstr. 27
77652 Offenburg
Telefon 0781 / 488-322
E-Mail-Kontakt

Über die MEDICLIN Bliestal Kliniken
Unter dem Dach der MEDICLIN Bliestal Kliniken in Blieskastel befinden sich die Fachklinik für Psychosomatische Medizin, die Fachklinik für Orthopädie und Rheumatologie, die Fachklinik für Innere Medizin/ Kardiologie/ Angiologie sowie eine spezielle Adipositas-Station (für adipöse Patient*innen bis 400kg). Die Klinik verfügt über 454 Betten. Rund 290 Mitarbeiter*innen sind hier beschäftigt.
Zum MEDICLIN-Standort Blieskastel gehört außerdem die MEDICLIN Seniorenresidenz Auf dem Bellem.

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 Über MEDICLIN
Zu MEDICLIN gehören deutschlandweit 32 Kliniken, sechs Pflegeeinrichtungen und zehn Medizinische Versorgungszentren. MEDICLIN verfügt über rund 8.300 Betten/ Pflegeplätze und beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter*innen.
In einem starken Netzwerk bietet MEDICLIN den Patient*innen die integrative Versorgung vom ersten Arztbesuch über die Operation und die anschließende Rehabilitation bis hin zur ambulanten Nachsorge. Ärzt*innen, Therapeut*innen und Pflegekräfte arbeiten dabei sorgfältig abgestimmt zusammen. Die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen gestaltet MEDICLIN nach deren individuellen Bedürfnissen und persönlichem Bedarf.

MEDICLIN – ein Unternehmen der Asklepios-Gruppe.

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