Wenn die Herzklappe undicht ist

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Innovatives, schmerzloses Verfahren zur Herzklappenreparatur am MEDICLIN Herzzentrum Coswig eingeführt

 

Coswig, 29. Juni 2021. Undichte Herzklappen sind keine Seltenheit. In Deutschland leiden weit mehr als eine Million Menschen an einer therapierelevanten Herzklappeninsuffizienz (= Herzklappenundichtigkeit). Meistens sind die Klappen der linken Herzkammern betroffen. „Lange blieben Erkrankungen der rechten Herzkammern und deren Klappen im Schatten des linken Herzens und damit eher im Hintergrund der therapeutischen Bemühungen“, erklärt Dr. Robert R. Flieger, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie im MEDICLIN Herzzentrum Coswig.

Die Bedeutung der Trikuspidalklappe wurde lange unterschätzt. Man bezeichnete sie sogar scherzhaft als „the forgotten valve“ – die vergessene Klappe. Heute weiß man, dass höhergradige Klappenundichtigkeiten der Trikuspidalklappe (sog. Insuffizienzen) mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergehen und die effiziente Behandlung zu einer Sterblichkeitsreduktion führt. In Europa leiden ca. 5 Prozent aller Menschen an dieser Krankheit. „Das sind drei Millionen Menschen!“, betont Dr. Flieger. „Vor dem Hintergrund der Verdopplung der Population der über 60-Jährigen bis zum Jahr 2050 stellt die zu erwartende Menge an Klappenerkrankungen die Hausärzte und Kardiologen vor eine zunehmende Herausforderung.“

Undichte Klappe verursacht schwerwiegende Probleme
Bei der sogenannten Trikuspidalklappeninsuffizienz besteht eine Undichtigkeit der Herzklappe zwischen der rechten Herzvorkammer und der rechten Herzkammer, wodurch Blut in die falsche Richtung gepumpt wird und es zu einem Rückstau des Blutes kommt. Die Folge sind starke Belastungsluftnot und Wassereinlagerungen in Beinen, Bauch und Brustkorb. Auch andere Organfunktionen können dadurch leiden. Nicht selten tritt parallel eine Nierenschwäche auf, wodurch die Wassereinlagerung weiter verstärkt wird.

Bis vor wenigen Jahren bestand mit der operativen Rekonstruktion der Herzklappe oder dem völligen Klappenersatz die einzige kausale Behandlungsmöglichkeit – in jedem Fall war also ein operativer Eingriff nötig. Damit verbunden ist jedoch das Risiko der offenen Herz-OP unter dem Einsatz einer Herzlungenmaschine. Gerade für ältere Patienten mit zusätzlichen Erkrankungen stellt dies oft ein hohes Risiko und manchmal ein unüberwindbares Hindernis dar. „Deshalb liegt der Fokus heute auf der Entwicklung schonenderer minimalinvasiver, katheterbasierter Therapieverfahren“, erklärt Flieger. „Es geht darum, der zu erwartenden wachsenden Anzahl an Patienten eine wirkungsvolle Therapiealternative anbieten zu können.“

Kathetergestütztes Verfahren ist besonders schonend
Seit 2015 wagen sich Mediziner an die katheterbasierte Behandlung undichter Herzklappen. Der Vorteil ist, dass eine Operation am offenen Herzen dadurch umgangen werden kann. Im Mai 2020 wurde weltweit der erste sogenannte „TriClip“ implantiert. Hierbei wird über die Leistenvene ein Katheter eingeführt, mit dem undichte, klaffende Klappenanteile gerafft und mittels eines kleinen Clips dauerhaft zusammengeheftet werden. Damit kann die Undichtigkeit behandelt werden, der Blutstau wird weniger und die Neigung zur Wasseransammlung reduziert sich. Diese Prozedur ist schmerzlos und wird unter Ultraschallkontrolle durchgeführt.

[Kathetergestützte TriClipimplantation (© Fa. Abbott)]

 

„Nur ein Jahr nach der weltweit ersten Klappenreparatur mittels TriClip sind wir stolz darauf, unseren Patienten am MEDICLIN Herzzentrum Coswig diese innovative Methode auch anbieten zu können, zumal die TriClip-Behandlung aktuell in Sachsen-Anhalt nur an zwei Herzzentren (Uniklinik Magdeburg und MEDICLIN Herzzentrum Coswig) durchgeführt wird“; berichtet der Chefarzt. „Im Mai 2021 wurden bei uns die ersten fünf Patienten erfolgreich mit dieser Prozedur behandelt. Dies gelingt nur durch die enge Zusammenarbeit von Herzärzten, Anästhesisten, Pflegekräften und Produktspezialisten.“

Geringeres Risiko, kürzerer Krankenhausaufenthalt
„Gerade durch minimalinvasive Katheterverfahren sind wir heute in der Lage, unsere Patienten mit einem deutlich geringeren Risiko behandeln zu können, Krankenhausaufenthalte zu verkürzen und Patienten auch direkt nach Hause entlassen zu können“, fasst Dr. Flieger zusammen. „Hierbei suchen wir den engen Kontakt zu den weiterbehandelnden Hausärzten und Kardiologen, um im weiteren Verlauf den Behandlungserfolg durch eine enge Betreuung und individuell angepasste Medikamentenbehandlung zu sichern“.

Pressekontakt:
Jelina Schulz

Pressereferentin
MEDICLIN Unternehmenskommunikation
Okenstr. 27
77652 Offenburg
Telefon 0781 / 488-189
E-Mail-Kontakt

Über das MEDICLIN Herzzentrum Coswig
Das MEDICLIN Herzzentrum Coswig ist ein interdisziplinäres Zentrum für kardiovaskuläre Medizin. Unter einem Dach vereint das Herzzentrum die Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, die Klinik für Kardiologie und Angiologie sowie die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Die im Jahre 1998 eröffnete Klinik verfügt über 113 Betten und beschäftigt rund 320 Mitarbeiter.

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Über MEDICLIN
Zu MEDICLIN gehören deutschlandweit 35 Kliniken, sieben Pflegeeinrichtungen und zehn Medizinische Versorgungszentren. MEDICLIN verfügt über rund 8.350 Betten/ Pflegeplätze und beschäftigt rund 10.300 Mitarbeiter.
In einem starken Netzwerk bietet MEDICLIN dem Patienten die integrative Versorgung vom ersten Arztbesuch über die Operation und die anschließende Rehabilitation bis hin zur ambulanten Nachsorge. Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte arbeiten dabei sorgfältig abgestimmt zusammen. Die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen gestaltet MEDICLIN nach deren individuellen Bedürfnissen und persönlichem Bedarf.
MEDICLIN – ein Unternehmen der Asklepios-Gruppe.

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