"Aus diesem Projekt können wir alle sehr viel lernen."
Berlin/Osnabrück, 2. Februar 2016
Mehr als 60 Teilnehmer beim Abschlusskongress zum bundesweiten Inklusionsprojekt „Durch Tanz und Bewegung um Arbeitsplatz“
Vor knapp anderthalb Jahren fiel der offizielle Startschuss für das Projekt „Durch Tanz und Bewegung zum Arbeitsplatz“. Seitdem war die Patsy & Michael Hull Foundation in ganz Deutschland unterwegs, um ein Zeichen für Inklusion zu setzen - auf der Bühne wie auch im Arbeitsleben – mit Erfolg. Jetzt fand in Berlin der Abschlusskongress zum bundesweiten Inklusionsprojekt statt. Rund 60 Teilnehmer aus Verbänden, Einrichtungen, Tanzschulen, Wirtschaft und Politik folgten der Einladung des Vereins aus Osnabrück ins Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), welches das Projekt mit Mitteln aus dem Ausgleichfonds gefördert hat. Ziel des Projekts: Ein inklusives Musical, bei dem Menschen mit unterschiedlichen körperlichen und geistigen Voraussetzungen aktiv mitwirken sollten. Aber es ging noch um mehr. Es ging für die Teilnehmenden auch darum, ein besseres Selbstwertgefühl und mehr Eigeninitiative zu entwickeln – wichtige Grundlagen, um für den ersten Arbeitsmarkt bzw. für einen Ausbildungsplatz befähigt zu werden.
Lob für ein außergewöhnliches Projekt zollten Richard Fischels (l.), Verena Bentele (4. v. l.) und Wolfram Giese (Referat Va 5, BMAS, vorne) der Patsy & Michael Hull Foundation mit Patsy Hull-Krogull, Dr. Axel Kreutzer und Michael Hull in Berlin.
Ziel des Abschlusskongresses war es, die vergangenen Monate mit all ihren Höhen und Tiefen Revue passieren zu lassen. Aber auch Perspektiven aufzuzeigen, die sich aus den einzelnen Bausteinen des Inklusionsprojektes ergeben. Dies sind neben Deutschlands größtem Inklusionsmusical „Grand Hotel Vegas“ außerdem fünf spezielle Jobmessen sowie Netzwerke für Inklusion im Arbeitsleben in den zehn Aufführungsorten.
Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, eröffnete den Kongress im Berliner Kleisthaus, ihrem Dienstsitz. „Wir alle können aus diesem Projekt sehr viel lernen“, dankte sie den Geschwistern Patsy Hull-Krogull und Michael Hull für ihr großes Engagement. Bentele lobte den Ansatz, den Menschen mit Behinderungen eine Bühne zu bieten, die diese mit „Grand Hotel Vegas“ erobert hätten. Insgesamt haben mehr als 1.000 Darsteller mit und ohne Behinderungen aus ganz Deutschland gezeigt, was in ihnen steckt und damit viel Selbstvertrauen gesammelt. Für den Alltag ebenso wie für ihren Weg zu einem möglichen Arbeitsplatz. Knapp 11.500 Zuschauer haben „Grand Hotel Vegas“ live gesehen. 45 Tanzschulen und Einrichtungen waren aktiv dabei. Bundesweit war das Inklusionsprojekt mehr als 230 Mal präsent, in Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Magazinen, mit TV- und Radiobeiträgen und in Webportalen.
Herausragende Initiative und beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement
„Inklusion bewegt die Menschen“, betonte Richard Fischels. Der Leiter der Unterabteilung Prävention, Rehabilitation und Behindertenpolitik im BMAS bezeichnete das Inklusionsprojekt als eine herausragende Initiative und beispielhaft für bürgerschaftliches Engagement. Allen Beteiligten sprach er seine große Anerkennung aus.
Michael Hull betonte als Vorsitzender der Patsy & Michael Hull Foundation: „Wir haben viele Menschen motiviert, Neues zuzulassen. Wir haben Menschen mit Behinderungen geholfen, ihr Selbstwertgefühl und ihre Sozialkompetenz zu steigern, indem wir ihnen eine tragende Rolle auf der Bühne gegeben haben.“ Er dankte dem BMAS, ohne dessen Unterstützung das niemals möglich gewesen wäre und bekräftigte gleichzeitig, dass die Patsy & Michael Hull Foundation dieses Projekt gerne weiterführen würde. „Dafür brauchen wir Unterstützung!“
„Das Projekt hat gezeigt, dass Menschen mit Behinderungen viel erreichen können, und das über teilweise große Hürden hinweg“, so Patsy Hull-Krogull, Initiatorin und Projektleiterin. Die Aufführung auf der Bühne sei dabei nur ein Teil. Bei jeder Probe habe sie das große Engagement und den Zusammenhalt gespürt. An die Unternehmen appellierte sie, Mut zu haben, Inklusion als eine große Verantwortung auf sich zu nehmen und Menschen mit Behinderungen eine Chance zu geben. „Denn sie können das.“ Dass sich die viele Arbeit gelohnt habe, bestätigte Dr. Axel Kreutzer als Förderschullehrer und Lehrbeauftragter an der Uni Münster. Durch das Projekt hätten die Teilnehmer viele Qualifikationen und Stärken gesammelt, die ihnen auch auf dem Weg in die Arbeitswelt helfen können.
In der abschließenden Podiumsdiskussion betonte Prof. Vera Volkmann, Uni Hildesheim, dass jeder Perspektivwechsel und die De-Konstruktion des Normalen dazu beitrage, Umdenken zu fördern. In ihrem Vortrag hatte sie sich „Durch Tanz und Bewegung zum Arbeitsplatz“ zuvor aus wissenschaftlicher Perspektive genähert. „Ich halte es für ausgeschlossen, dass das Musical keinen Effekt auf das Umdenken hat“, hielt sie fest. „Wir reden seit 20 Jahren über Inklusion und Arbeitsmarkt. Der Versuch über die Kunst ist sehr beeindruckend“, war sich auch Dr. Ilja Seifert, Vorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes in Deutschland, sicher.
Auf dem Podium saß auch Reinhard Wagner (Fraport AG), zweiter Vorstandsvorsitzender des UnternehmensForums, einem Zusammenschluss von 23 großen deutschen Unternehmen für mehr Integration behinderter Menschen in die Wirtschaft. „Das gleiche, was viele Unternehmen in ihrem Mikrokosmos tun“, so Reinhard Wagner, "macht dieses Projekt im Großen: Bewusstsein schaffen für die Thematik und dafür, was Menschen mit Behinderungen leisten können." Er berichtete in diesem Zusammenhang unter anderem über das Inklusionsprojekt InkA, mit dem Mitglieder und Projektpartner des UnternehmensForums 40 Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderungen geschaffen haben. Bis heute seien im Rahmen des Projektes 35 Menschen mit Behinderungen in Ausbildung.
Alle Beteiligten waren sich einig: Inklusion braucht Projekte wie „Durch Tanz und Bewegung zum Arbeitsplatz“ und einen langen Atem, um Unternehmen zu überzeugen und zu ermuntern, mitzumachen. „Menschen mit Behinderungen sind kein Problem, sondern ein Gewinn“, formulierte Richard Fischels das passende Schlusswort.
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