Food-Studie: Deutschland bei Rolle der Ernährung im Europavergleich hinten / Lokal produzierte Lebensmittel für Jüngere kaum von Bedeutung
Paläo, Vegan, Raw Food, Low Carb – die Möglichkeiten, sich zu ernähren, sind heutzutage zahlreich und häufig Symbole des ganz persönlichen Lebensstils. Aber handelt es sich nur um eine Minderheit der Deutschen, die besonderen Ernährungsformen „frönt“, oder ist für die Mehrheit Ernährung mehr als Essen? Und wie sieht das in anderen Ländern aus?
Diesem Thema hat sich die Magazin-App Readly angenommen und in einer Studie 7.433 Männer und Frauen aus Schweden, Großbritannien, Deutschland, Australien und Italien rund um ihre Ernährung befragt – mit überraschenden Erkenntnissen, die mit Klischees aufräumen, beispielsweise was die Unterschiede zwischen den Generationen angeht.
Ernährung vielen Europäern wichtiger als den Deutschen
Die große Mehrheit der deutschen Frauen und Männer (71 %) sagt aus, es für sehr wichtig bzw. wichtig zu halten, ein Bewusstsein für die eigene Ernährung zu haben. Klingt erstmal viel. Im Vergleich mit den anderen Nationen aber zeigt sich, dass die Deutschen mit diesem Wert hinterherhinken: Die höchste Bedeutung hat Essen für die Italiener, hier geben 98 % an, dass ihnen sehr wichtig bzw. wichtig ist, sich bewusst zu sein, welche Nahrung sie zu sich nehmen. Es folgen Australien (89 %) und UK (84 %).
„Zwar bestehen nationale Unterschiede in der Relevanz, die Ernährung hat. Aber dennoch zeigt die Studie die hohe Bedeutung, die Essen in ganz Europa hat“, sagt Marie-Sophie von Bibra, Head of Growth DACH/IT & Head of Customer Success bei Readly. „Diese Bedeutung spiegelt sich auf unserer Plattform in der hohen Beliebtheit von Magazinen rund um Ernährung, Kochen, Esskultur.” Eine Analyse der ersten Jahreshälfte 2020 hatte ergeben, dass die Kategorie “Essen & Trinken” nach “Haus & Heimwerken” sowie “Technik” zu den beliebtesten in Deutschland gehört.
Generationenkonflikt beim Thema Ernährung?
Aufschlussreich ist für Deutschland ein Blick in die Detailergebnisse. Hier zeigen sich deutliche geschlechts- und altersspezifische Eigenheiten, die überraschen. Frauen ist der Umfrage zufolge ein Bewusstsein über die eigene Nahrung wesentlich wichtiger als Männern (76 % vs. 65 %) und für Ältere hat es eine höhere Bedeutung als für Jüngere: Unter den Über-60-Jährigen sagen mehr als drei Viertel (78 %) aus, dass es für sie wichtig bzw. sehr wichtig ist, sich darüber bewusst zu sein, was sie essen. Mit abnehmendem Alter sinkt dieser Wert, unter den 18- bis 20-Jährigen ist das Bewusstsein für die eigene Nahrung nur noch für rund zwei Drittel (64 %) wichtig oder sehr wichtig.
Ein „Generationenkonflikt“ bei der Ernährung zeigt sich auch bei der Frage danach, welche Faktoren Einfluss nehmen auf den eigenen Ernährungsstil. So folgen unter den Jüngeren (18-29 Jahre) 14 % spezifischen Einschränkungen beim Essen, die beispielsweise diät- oder religiösbedingt sind, bei der Generation 60+ tut dies nicht einmal die Hälfte davon (5 %). Den Älteren dagegen sind Faktoren wie lokal produzierte Lebensmittel wichtig, die – entgegen dem Klischee – für die Jüngeren eine wesentlich geringere Rolle spielen (60+: 57 %, 18-29: 33 %).
Bei der Lieblingsküche dagegen herrscht Einhelligkeit über Alter und Geschlecht hinweg – die Deutschen lieben es Italienisch. Mehr als die Hälfte (53 %) nennt Italien als ihre favorisierte Küche, es folgt mediterrane (46 %) und relativ weit abgeschlagen chinesische (27 %), amerikanische (14 %) sowie asiatische und französische Küche (12 %).
* Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von Readly durchgeführt. Im Zeitraum vom 22. bis 30. Juni 2020 fanden insgesamt 7.433 Online-Interviews mit Befragten über 18 Jahren aus Schweden, Großbritannien, Deutschland, Australien und Italien statt.
Dr. Susanne Ardissonsusanne.ardisson@readly.com