„Solange die Menschen ein Thema leidenschaftlich mögen, wird es Zeitschriften geben“
Die global führende Plattform für digitales Lesen zu sein, das ist die Vision von Jörgen Gullbrandson, seit April CEO von Readly. Die Flatrate für Magazine unterstützt Verlage dabei, die digitale Transformation des Magazin-Marktes mitzugehen und neue Leser zu erreichen. Mit dem US-Magazin weekly digest sprach Gullbrandson über die Zeitschriftenbranche der letzten 20 Jahre, das Comeback der Magazine und die Leidenschaften der Leser.
Für diejenigen, die mit Readly nicht vertraut sind, wie würden Sie das Unternehmen beschreiben? Was bieten Sie Ihren Nutzern?
Der einfachste Weg, Readly zu beschreiben, ist zu sagen, dass wir das Spotify für Zeitschriften sind. Gegen eine monatliche Pauschale bieten wir unseren Nutzern uneingeschränkten Zugriff auf Tausende von nationalen und internationalen Zeitschriften in einer App. Es spielt keine Rolle, ob Sie ein Apple- oder Android-Gerät haben, ob Sie ein mobiler Benutzer sind, wie ich, oder ob Sie lieber auf Ihrem Tablet lesen. Nach der Installation der App können Sie Zeitschriften direkt lesen oder herunterladen und offline lesen. Sie können Readly auch mit Ihrer Familie teilen, da ein Konto auf bis zu fünf Geräten verwendet werden kann.
Wie können Zeitschriften relevant bleiben, wenn doch das Internet für die meisten Menschen die wichtigste Informationsquelle ist?
In Zeiten von Fake News, Hacking und Berichten über Wahlmanipulationen sehen wir, dass die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Inhalten aus vertrauenswürdigen Quellen tatsächlich steigt. Zeitschriften und Verlage bleiben relevant, weil sie Sie und mich mit Nachrichten und Informationen aus einer gesicherten Quelle versorgen.
Wie hat sich die Zeitschriftenbranche in den letzten 20 Jahren verändert und wie können Sie dafür sorgen, dass die Leserzahlen wieder steigen?
Die Branchenlandschaft hat sich in den letzten 20 Jahren deutlich verändert. Das Publikum, das die Zeitschriftenmarken erreichen, war noch nie so groß wie heute. Leider wurden an die digitalen Zeitschriften in den ersten Jahren völlig unrealistische Erwartungen gestellt. Sie wurden als digitale Antwort auf den Niedergang des Drucks angekündigt und diesem Hype konnten sie natürlich nicht gerecht werden. Es verwundert daher nicht, wenn einige Verlage die digitalen Magazine von ihrer Prioritätenliste genommen oder ganz haben fallen lassen. Wir haben diese Marktlücke erkannt und bringen digitale Zeitschriften auf einer leistungsstarken und monetarisierbaren Plattform erfolgreich wieder in den Verlagsmix zurück. Bei unserem Ansatz geht es darum, das Wachstum voranzutreiben. Die Erfahrung zeigt, dass Verlage Readly aus drei Hauptgründen nutzen: Strategisches Zielgruppenwachstum, Extra-Umsatz ohne zusätzliche Kosten sowie die Analystics Funktion, die wichtige Aufschlüsse über die Nutzer ermöglicht.
Wird es ein Comeback von Zeitschriften geben?
Ja, Zeitschriften sind hier, um zu bleiben. Die großen Veränderungen betreffen die Plattformen und Formate, die Verlage für die Bereitstellung ihrer Inhalte verwenden. Diese sind heute digitaler als je zuvor und umfassen sowohl Video und Audio als auch Texte und Fotos. Print ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Angebots, aber auch soziale Plattformen und Live-Events. Die Branche konzentriert sich nun auf die "Passion Points" der Leser. Solange die Menschen ein Thema leidenschaftlich mögen, wird es Zeitschriften geben. Denn Magazine stehen für Leidenschaft, ob in Wirtschaft, Politik, Boulevard oder Hobbies.
Wird es eine Zeit geben, in der es keine physischen Bücher und Zeitschriften mehr geben wird?
Unsere Aufgabe ist es, den schnell wachsenden Markt für digitale Zeitschriften zu bedienen. Wir haben ein einzigartiges Unternehmen, das einen doppelten Zweck erfüllt: wir dienen sowohl der Industrie als auch dem Verbraucher – nicht viele tun das! Als Medien-Tech-Unternehmen sind wir uns bewusst, dass sich die Erwartungen der Verbraucher ändern. Die Menschen werden immer lesen wollen, aber sie wollen ein persönliches Erlebnis. Das kann bspw. in Form von Inhaltssnacks geschehen – das Lesen von kurzen Artikeln oder Langformaten oder kuratierte Inhalte in einem Nischenmagazin. Genau hier setzt Readly an. Unsere Aufgabe ist es, den Verbrauchern einen Service zu bieten, der einfach zu bedienen und bezahlbar ist. Deshalb üben wir einen solchen Einfluss auf den Markt aus.
Gibt es bestimmte Kriterien, die Zeitschriften erfüllen müssen, um auf Ihre Plattform zu können?
Wir sind stolz auf die Breite der Inhalte, die derzeit auf unserer Plattform verfügbar sind. In der Regel arbeiten wir mit jedem Verlag zusammen, der qualitativ hochwertige, interessante und anregende Inhalte in Magazinform liefern kann, Inhalte die unsere Abonnenten begeistern, unterhalten und ansprechen.
Was ist der Schlüssel dazu, CEO für ein junges Unternehmen zu sein?
Ich habe zwei Grundüberzeugungen, wenn ich ein Team führe, und diese sind Transparenz und Konsistenz. Überall dort, wo es möglich ist, sollten alle Entscheidungen und Informationen mit dem gesamten Unternehmen geteilt werden. Ich bevorzuge es, auf diese Weise zu arbeiten, da es dem Team Klarheit darüber verschafft, welche Maßnahmen durchgeführt werden und warum. Es gibt auch ein Gefühl der Verantwortlichkeit, was sehr wichtig ist, wenn es um die Kommunikation in einer Start-up-Umgebung geht. Daneben geht es bei der Führung eines Unternehmens wie Readly darum, widerstandsfähig und konsequent zu sein. Wir sind ein Start-up mit dem Ziel, die Art und Weise, wie Menschen lesen, zu verändern. Daher müssen wir nicht nur mit unseren Kunden konsistent sein, was Inhalt, Lieferung und Kundenservice betrifft, sondern auch intern.
Woran arbeitet Readly für die Zukunft?
Wir werden unsere globale Expansion fortsetzen. Unsere letzte Markteinführung fand in der Schweiz statt. Das nächste Land wird in Kürze bekannt gegeben. Daneben werden wir hart daran arbeiten, unseren Service auf Smartphones noch besser zu machen. Die Benutzerfreundlichkeit auf allen Plattformen sollte hervorragend sein.
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