Rückkehrerin Elisabeth Graupner von Berlin nach Crottendorf:„Je mehr junge Leute sich einbringen, umso lebenswerter wird unser Erzgebirge“
Crottendorf. „Ich hatte keine Lust mehr auf Berlin“, erzählt Elisabeth Graupner. Nach zehn Jahren wurde es der 35jährigen in der großen bunten Hauptstadt zu eng. Jetzt sitzt sie im Büro des elterlichen Familienunternehmens Graupner Holzminiaturen in Crottendorf, inmitten tausender kleiner farbiger Holzteile, aus denen kunterbunte Themenwelten von Miniaturpyramiden über Spieldosen im Kleinstformat bis hin zu Geschenkideen für jede Gelegenheit entstehen.
„Crottendorf hat eine gute Infrastruktur. Wir haben hier doch alles“, sagt Elisabeth. Nach zehn Jahren Großstadt schmunzelt sie über ihre eigene Aussage und meint es aber doch genauso: „Ich gehe im Ort in die Hofkäserei, hole dort Milch und mehr. Die Eier kaufe ich beim Bauern um die Ecke und der Supermarkt ist auch nicht weit.“ Und dann ist da noch die Tagesmutti, die den kleinen Sohn gleich gegenüber liebevoll betreut, während Elisabeth beruhigt am Design des neuen Firmenkataloges arbeitet. Fast ein bisschen kitschig klingt diese Landidylle, zu bescheiden scheinen die Gründe für eine Rückkehr in die Heimat. Und doch sind es genau diese kleinen Dinge, die die junge Mama zum Schritt Richtung Heimat bewogen haben. Dabei hat sie sich die Entscheidung keinesfalls leicht gemacht.
Mit bodenständigen Wurzeln hinein in das Großstadtleben
Nach dem Abitur studierte Elisabeth Graupner in Mittweida Medienwirtschaft, eine Fachrichtung, die ihr die Türen zur modernen Medienwelt öffnete. Den Abschluss in der Tasche zog es sie direkt nach Berlin. Berufliche Herausforderungen lockten in Konzert- und Werbeagenturen, einem Markt, der in der „Multikultistadt“ unbegrenzte Möglichkeiten bot. Zuhause im Erzgebirge entwickelte sich parallel das elterliche Unternehmen weiter, das ihre Eltern Kordula und Ronald Graupner im Jahr 1986 gründeten. Der Vater, studierter Maschinenbauer und auf der Suche nach mehr Freiraum und Selbstverwirklichung, hörte damals den Aufruf der damaligen DDR-Regierung, das Land bräuchte mehr Holzspielzeugmacher. Er drückte noch einmal die Schulbank, ließ sich zum Holzspielzeugmachermeister ausbilden. Sein ingenieurtechnisches Wissen setzte er von Beginn an um und entwickelte eine eigenständige Technologie in Anlehnung an die traditionelle Reifendreherei des Erzgebirges. „Mein Vati hat sich alle Verfahren selbst ausgedacht, wie man so winzige Teile qualitativ hochwertig und effizient herstellen kann. Er ist schon ein richtig schlauer Typ“, erzählt Elisabeth von den Anfängen, als sie noch ein kleines Kind war. Ihre Mutter war von Beginn an im Unternehmen dabei, wurde zur Chefin in Produktion und Arbeitsvorbereitung. Der Boom der Firma kam mit der Wende, nachdem die Eltern sich praktisch über Nacht entschieden, mit einem ausgewählten Sortiment im Trabi auf die Nürnberger Spielwarenmesse zu fahren, hinein in eine Welt, die völlig neu für die Erzgebirger war. Aber schlussendlich erfolgreich, denn ein Händler mit einem utopisch großen Auftrag füllte das Auftragsbuch komplett. Die Mitarbeiterzahl wurde aufgestockt auf knapp 30 Leute – bis der Euro kam. „Wir stellen Luxusartikel her. Wird es in den Geldbörsen der Menschen knapper, können sie auf unsere Produkte am ehesten verzichten“, erinnert sich Elisabeth an die Zeit, in der zusätzlich ihr Vater chronisch erkrankte und folglich die Mutter das Firmenruder übernahm.
Zurück im Erzgebirge und mit Handwerkern auf Du und Du
Die Großstadt rief und mit ihr viele Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln und Dinge zu erleben. „Auch wenn ich mir in Berlin ein gutes menschliches Netzwerk aufgebaut hatte, war mir die Stadt irgendwann zu viel. Sie hat sich verändert in den Jahren, es geht immer um mehr, mehr, mehr. Die Vielzahl der Eindrücke war manchmal nur noch erdrückend“, versucht Elisabeth das Gefühl zu beschreiben. Die frische Liebe war es schließlich, die Anfang 2015 dem Leben in der Hauptstadt einen Schlusspunkt setzte: „Hier im Erzgebirge neu anzufangen war einfach, weil ich mit offenen Armen empfangen wurde.“ Inzwischen sind Elisabeth und ihr Freund unter die Häuslebauer gegangen, um ihrem Sohn Theo und sich in Crottendorf ein schönes Zuhause mit Ausblick in die Natur und viel Freiraum zu schaffen. Und auch in dieser Phase schätzt Elisabeth das ländliche Leben einmal mehr: „Wir kennen unsere Handwerker persönlich und wissen, dass auf sie Verlass ist. Genauso wie auf unsere Freunde, wo ein Anruf genügt und Hilfe zur Stelle ist. Anders als in Berlin, wo es schon vorkommt, dass man scheinbar gute Freunde plötzlich nie wieder sieht“. Ihre Ideale und Werte hätten sich mit der Zeit verschoben. Klar, hier verdiene man oftmals weniger als in Berlin, aber man müsse das auch ins Verhältnis setzen. Und ein Hausbau wäre dort einfach finanziell nicht umsetzbar. „Es gibt im Erzgebirge so viele Möglichkeiten, sich beruflich zu verwirklichen. Auch wenn es viele Meckerer gibt, so hat doch jeder sein Glück selbst in der Hand“, sagt sie kritisch und bestätigt, dass es in ihrem Bekanntenkreis doch nicht umsonst schon einige Rückkehrer gäbe.
Mit dem erzgebirgischen Unternehmen in Weltmetropolen unterwegs
Ruhe und Natur genießen ist die eine Seite. Auf der anderen vermisst die Crottendorferin manchmal auch den regen Austausch, mit den etwas verrückten Menschen, die eben charakteristisch für das Leben in Berlin sind und die eigene Kreativität beflügeln. Die Teilnahme an Messen in New York oder Tokyo sind für die quirlige Medienmanagerin eine willkommene Chance, um immer mal wieder das pulsierende Großstadtleben zu spüren und aufgetankt mit neuen Ideen nach Hause zu fliegen. Die Händler der Firma Graupner sind weltweit gestreut, 20 Prozent der klitzekleinen Holzprodukte gehen in den Export, vorrangig in die USA und Japan. Innerhalb von Deutschland ist das Familienunternehmen bei Fachhändlern für erzgebirgische Holzkunst und auch auf Weihnachtsmärkten über die ganze Republik zu finden. Flächendeckend präsent möchte Elisabeth Graupner perspektivisch durch einen Webshop sein und unterstützen, die kleine Handwerksmanufaktur noch rentabler aufzustellen. „Ich bin stolz auf das, was meine Familie und die Mitarbeiter geschaffen haben und wünsche mir, dass noch viele Käufer unsere liebevollen Produkte toll finden.“ Mit den neuen Wichtelkindern wird der geplante Produktkatalog, den Elisabeth aktuell mitgestaltet, auf jeden Fall noch vielseitiger. Apropos mitgestalten, das bringt die bodenständige Erzgebirgerin mit halbem Großstadtherz noch einmal auf den Punkt: „Hier kann ich mein Leben so gestalten, das ich zufrieden bin. Und je mehr junge Leute sich auch hier in die Region einbringen, umso lebenswerter wird das Erzgebirge.“
Firmeninfos: Graupner Holzminiaturen | Elisabeth Graupner: Telefon: 037344 8234, info@holzminiaturen.de
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