Durchgängige Digitalisierung rettet den Standort Haan
Showcase für durchgängige digitale Transformation unwirtschaftlicher Produktionsstätten
Mit der Übernahme des Werks Haan vom traditionsreichen Hersteller von Verbindungselementen Möhling bringt das Innovationsunternehmen Screwerk die digitale Transformation bestehender Industrieunternehmen auf eine neue Stufe: Alle Schritte von der Fertigung über die Verwaltung des kleinteiligen Sortiments bis hin zum Vertrieb über die eigene Online-Plattform sind durchgängig digitalisiert. So konnte der Standort Haan vor dem Aus gerettet werden. Screwerk will dieses konsequent digitale Konzept systematisch auf andere C-Teile-Segmente ausweiten und so weiterwachsen.
In den letzten drei Jahren konnte das Innovationsunternehmen mit Sitz im südwestfälischen Lüdenscheid seinen Umsatz im Jahresdurchschnitt bereits um 150 Prozent steigern. Viele nehmen es als E-Commerce-Plattform wahr. In dieser Kategorie belegte Screwerk im Ranking „Wachstumschampions 2018“, veröffentlicht von Focus und Statista, bundesweit den ersten Platz.
Doch das innovative Geschäftsmodell geht wesentlich weiter: „Wir sehen uns als Gestalter der Reindustrialisierung, Experten und Umsetzer in der digitalen Transformation von Betriebsstätten“, erläutert Alexander Hoffmann, einer der beiden Geschäftsführer und Gründer von Screwerk.
Der andere, Heiko Schlabach, erläutert das Vorgehen am Beispiel Haan: „Wir stellen das Werk von der Auftrags- auf Sortimentfertigung um, digitalisieren die gesamte Warenverwaltung und vermarkten die Waren über unsere Online-Plattform. Einzigartig daran ist, dass wir mit eigens dazu entwickelter Hard- und Software den gesamten Prozess durchgängig und lückenlos abbilden können.“
Die Übernahme des Möhling-Werks in Haan hat für Screwerk eine große strategische Bedeutung: Ein Industrie-4.0-Unternehmen verleiht einem Produktionsstandort, an dem seit über 100 Jahren produziert wird, eine neue Perspektive. Anfangen hat die Produktion in Haan seinerzeit mit Nieten für die Messerindustrie sowie Haken und Ösen für Schuhe. Heute werden hier Nieten und Verbindungsteile vornehmlich für den Automotive-Bereich gefertigt.
Doch zuletzt war die Produktion nicht mehr wirtschaftlich. Die Übernahme bietet nun den Mitarbeitern eine Zukunft, da diese komplett übernommen werden und deren Know-How neben den vielseitigen Produktionsmöglichkeiten des bestehenden Maschinenparks das wesentliche Asset darstellen. Möhling bleibt dem Werk als Großkunde verbunden.
Haan ist der „Proof of Concept“ für ein ganzheitliches Transformationskonzept, das der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit für viele in die Jahre gekommene Industriestandorte ist. Einen ähnlichen Prozess hat Screwerk bereits mit einem Betrieb aus dem südwestfälischen Plettenberg durchgeführt. Weitere Industriestandorte sollen folgen.
Auf den ersten Blick betreibt Screwerk eine Online-Plattform, die sich auf industrielle C-Teile spezialisiert hat. Von den Herstellern werden diese oft nur für konkrete Aufträge mit hohen Mindestfertigungsmengen produziert, während der Bedarf an kleinen Mengen ungedeckt bleibt.
Screwerk hat darin eine Marktnische erkannt: Ziel des Unternehmens ist es, jede Schraube umgehend in beliebiger Stückzahl anzubieten.
Im nächsten Schritt will man dieses Konzept auf andere industrielle C-Teile wie z.B. Nieten, Federn, Unterlegscheiben oder auch Steck-Verbinder ausdehnen. Mittelfristig eignen sich hunderte Produkte im industriellen Umfeld für das Konzept von Screwerk. Für die internationale Vermarktung gibt es bereits eine Vertriebsniederlassung in den USA und eine Website in 17 Sprachen. Künftig will man in allen großen Absatzmärkten vor Ort vertreten sein. Weiteres Wachstumspotential sieht das Unternehmen darin, auch in größeren Stückzahlen unterhalb der Industriemindestmengen wettbewerbsfähig anzubieten.
„Die Skalierung“, fasst Hofmann zusammen, „findet also auf drei Ebenen statt: Durch die weitere Internationalisierung, über neue Sortimente und über eine Steigerung der Liefermengen.“
Um seine Wachstumsziele erreichen zu können, ist Screwerk selbst in die Produktion eingestiegen. Dabei hat das Unternehmen eine auf eigenen Kommunikationsstandards basierende Hardware entwickelt, mit der man nicht nur alte Maschinen, sondern den Logistik- und Produktionsprozess durchgängig und flexibel steuern kann. Der Retrofit versetzt Screwerk in die Lage, mit eigenen Produktionsmitteln bedarfsgerecht, kurzfristig und äußerst kosteneffizient zu produzieren.
Selbst entwickelt hat das Unternehmen auch eine graphbasierte Software, die den Warenbestand mit derzeit 300 Millionen Einzelteilen verwaltet und dafür sorgt, dass die bis zu 100 Bestellungen täglich schnell und reibungslos abgewickelt werden können.
Der Open-Source-Ansatz von Screwerk zeichnet sich durch zwei Merkmale aus. Im Unternehmen wird konsequent auf den Einsatz von proprietärer Software verzichtet, so dass die Hoheit über das betriebsinterne Knowhow gesichert ist und es zu keinen Abhängigkeiten durch externe Softwarelizenzen kommt. Außerdem gewährleistet der durchgängige Einsatz des eigenen Systems über alle Betriebsbereiche die flexible Abbildung von Unternehmensprozessen und damit eine hohe Agilität bei der Reaktion auf die Bedürfnisse des Marktes.
Joachim Schwichtenberg, j.schwichtenberg@fette-beute.com, Phone +49 2722 6399 140
SCREWERK GmbH, Lösenbacher Landstraße 160, 58509 Lüdenscheid