Zentrales Thema im Gesundheitswesen: SDK Gesundheitsausschuss und Symposium der SDK STIFTUNG beschäftigen sich mit Zukunft der Pflege
Fellbach, 01.06.2022 – Die Pflege ist aus gutem Grund eines der präsentesten Themen auf der gesundheitspolitischen Agenda. Denn mit Blick auf die Zukunft gibt es im Bereich der Pflege zahlreiche Fragestellungen zu klären, angefangen von der Finanzierung über Qualitätssicherung bis hin zum Fachkräftemangel. Vor diesem Hintergrund haben der Gesundheitsausschuss der Süddeutschen Krankenversicherung a. G. (SDK) und das 11. Symposium der SDK STIFTUNG am 19.05.2022 das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, um Lösungsansätze für jene Fragestellungen zu finden.
Im SDK Gesundheitsausschuss, dem namhafte Experten aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens angehören, waren sich in der jüngsten Sitzung am Vormittag des 19.05.2022 zum Thema Pflege alle einig: Allgemein werden die Eintrittswahrscheinlichkeit des Pflegefalls sowie die im Pflegefall anfallenden Kosten von den meisten Deutschen unterschätzt. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht des zunehmenden Fachkräftemangels diskutierten sie verschiedene Lösungsansätze, die auch Thema des 11. Symposiums der SDK Stiftung waren, welches am Nachmittag desselben Tages stattfand und zu dem sich rund 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger in der neuen Hauptverwaltung der SDK in Fellbach einfanden.
Robert Jeske, Pflegedirektor im Vorstand des Universitätsklinikums Ulm, ging in seinem Vortrag darauf ein, wie sich diverse Schlüsselfaktoren gegenseitig bedingen und letztlich positiven Einfluss auf die allgemeine Situation der Pflege in der jeweiligen Einrichtung entfalten können. Zu diesen Schlüsselfaktoren gehören seiner Meinung nach die strukturelle Befähigung des Personals, also das Gewähren von ausreichenden Kompetenzen für eigenverantwortliches Handeln, mitarbeiterorientierte Personalführung, die Visionen, Werte und Überzeugungen vermittelt, die Ermöglichung zum Erlernen neuen Wissens und von Innovationen sowie eine professionelle, auf höchste Qualität ausgerichtete Praxis, zu der beispielsweise eine entsprechende Personalausstattung gehört.
Auch Jürgen Graalmann, geschäftsführender Gesellschafter von „Die BrückenKöpfe GmbH“ und Geschäftsführer des Deutschen Pflegetages, beschäftigte sich in seinem Vortrag beim Symposium mit den Möglichkeiten, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Die hierfür zentralen Hebel aus seiner Sicht sind die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, eine Zusammenarbeit der handelnden Akteure auf Augenhöhe, also mehr Handlungsautonomie der beteiligten „nicht-ärztlichen Berufe“, eine Weiterentwicklung des Berufsbildes „Pflegekraft“, einhergehend mit stärkerer Akademisierung, eine angemessene Bezahlung sowie eine professionalisierte, wertschätzende Wahrnehmung der Pflege in der Politik.
Andreas Besche, Leiter des Geschäftsbereichs Pflege beim Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV), zeigte auf, welche Rolle die private Pflegeversicherung für die Schließung von Versorgungs- und Finanzierungslücken in der Zukunft spielen kann. Er verwies auf den durch den PKV-Verband „neuen Generationenvertrag für die Pflege“, der solidarischen Unterstützung der Älteren, kombiniert mit mehr Eigenvorsorge der Jüngeren, vorsieht. Demnach sei eine weitgehende Stabilisierung des Beitragssatzes möglich, wenn die Leistung älterer Jahrgänge dynamisiert und diese Dynamisierung von Jahrgang zu Jahrgang abgeschmolzen werde, bis letztlich die Pflegevorsorge bei den Jüngeren in Eigenvorsorge überführt wird.
Prof. Dr. Dr. Alexander Ehlers, Rechtsanwalt und Arzt, führte in seinem Vortrag an, dass sich der prognostizierte Bedarf an Pflegefachkräften bis 2035 auf knapp eine halbe Millionen Personen beläuft. Vor diesem Hintergrund stelle er fest, dass im Bereich der Pflege nicht „nur“ ein Mangel herrsche, sondern ein echter „Notstand“. Denn in der Pflege könnten die Stellschrauben, die klassischem Mangel entgegenwirken können, wie z. B. die Senkung der Nachfrage, nicht beeinflusst werden. Insofern plädierte er für die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland. Dies jedoch unter bestimmten, qualitätssichernden Vorgaben. Er wies zudem darauf hin, dass die Anwerbung von ausländischen Fachkräften lediglich eine kurzfristige Lösung sei und dass perspektivisch die Digitalisierung als weitere Lösungsalternative im Bereich der Pflege in Betracht zu ziehen sei.
Prof. Michael Ewers, Direktor des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Charité –Universitätsmedizin Berlin, ging schließlich noch auf das Thema Pflegeforschung und dessen Bedeutung für die Weiterentwicklung der Pflege in Deutschland ein. Er merkte kritisch an, dass die Pflegeforschung deutlich weniger gefördert werde als die medizinische.
Zudem stellte er fest, dass eine entsprechende Förderung thematisch meist weniger mit Blick auf den konkreten Mehrwert in der pflegerischen Versorgung erfolgt, sondern oft eher aufgrund von pflegefernen Interessen betrieben wird.
In der anschließenden Podiumsdiskussion zogen die Referenten ein ähnliches Fazit wie zuvor die Mitglieder des Gesundheitsausschusses am Ende ihrer Sitzung. Sie waren sich einig, dass unterschiedliche Faktoren, darunter die Regulatorik und der Datenschutz, ein Hemmnis darstellen. Ihrer Meinung nach hat jedoch die Corona-Pandemie gezeigt, dass die Bevölkerung änderungswillig und auch -fähig ist und dass es durchaus Lösungsansätze für die Versorgungs- und Finanzierungslücken in der Pflege gibt.
Benno Schmeing, Vorstand bei der SDK für die Betriebsbereiche und zugleich Vorsitzender des Kuratoriums der SDK Stiftung, wies vor diesem Hintergrund darauf hin, dass das Thema Pflege für die SDK gegenwärtig eine besondere Relevanz habe und dass sie durch die Entwicklung entsprechend attraktiver Pflegeversicherungsprodukte den dargestellten Entwicklungen Rechnung tragen wolle. Denn, so Schmeing: „Die Pflege ist ein zentrales Thema im Gesundheitswesen und wir als Private Krankenversicherung wollen unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, die Pflege in Deutschland auch in Zukunft finanzierbar zu machen. Dazu sollte aber auch in der Öffentlichkeit dem Eindruck entgegengewirkt werden, dass der Staat sich im Alter um alle umfassend kümmern wird. Das ist schlicht nicht möglich und daher ist es essenziell, dass die private Vorsorge stärker in den Fokus rückt.“
Über den SDK Gesundheitsausschuss
Aufgabe des Gesundheitsausschusses ist es, die SDK auf Veränderungen im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen. Zudem soll er Innovationen oder "best practices" im Feld der Gesundheitsdienstleistungen einbringen sowie bei der Entwicklung des Leistungsangebotes der SDK unterstützen. Der Gesundheitsausschuss ist mit hochkarätigen Mitgliedern interdisziplinär besetzt: renommierte Experten und Expertinnen aus dem Gesundheitswesen, der Wirtschaft, der Politik, der (Rechts-)Wissenschaft sowie der Zivilgesellschaft. Der SDK-Gesundheitsausschuss besteht aus zehn festen Mitgliedern, welche für drei Jahre in den Gesundheitsausschuss berufen werden. Schirmpate ist unser Betriebsvorstand Benno Schmeing.
https://www.sdk.de/ueber-uns/unternehmen/sdk-gesundheitsausschuss/
Über die SDK STIFTUNG und deren Symposium
Die SDK STIFTUNG wurde 2007 von der Süddeutschen Krankenversicherung a. G. (SDK) gegründet. Sie kümmert sich um das, worauf es im Leben am meisten ankommt: Gesundheit. Sie unterstützt und fördert Projekte aus den Bereichen Wissenschaft, Gesundheitswesen, Bildung und Erziehung und Soziales. So unterstützt die SDK STIFTUNG beispielsweise Ärzte der Welt e. V. und ist Pate der Tour Ginkgo der Christiane Eichenhofer-Stiftung. Deren Ziel ist die medizinische Nachsorge für schwerstkranke Kinder und Jugendliche in Deutschland zu verbessern. Beim jährlichen SDK-Stiftungssymposium, das zuletzt jedoch auf Grund der Corona-Pandemie zweimal ausgefallen war, diskutieren führende Experten aus Forschung und Praxis über Themen wie Versorgungsgrenzen, die Zukunft der Pflege oder die Qualität der Gesundheitsversorgung.