Bund und Länder haben kein Konzept gegen den Fachkräftemangel
Berlin, 28. November 2012 – Nach aktuellen Angaben des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) fehlen derzeit 120.000 Fachkräfte in den MINT-Berufen. In der Pflege fehlen laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung bis zum Jahr 2030 rund 500.000 Fachkräfte. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen fordert der Verband Deutscher Privatschulverbände e.V. (VDP) Bund und Länder auf, nicht weiter tatenlos zu bleiben, sondern schnell die vielfältigen beruflichen Aus- und Weiterbildungswege zu stärken.
„Es ist unverständlich und paradox, dass einerseits sehr viele Fachkräfte auf den Gebieten der Mathematik, Naturwissenschaften und Technik fehlen und anderseits einige Landesregierungen vollzeitschulische Ausbildungsgänge in diesen Bereichen streichen“, erklärt Anja Eckert, Bundesgeschäftsführerin des VDP. So soll beispielsweise in Sachsen die Berufsfachschule für Technik und Wirtschaft abgeschafft werden. Der VDP fordert, die Potentiale eines vielfältigen beruflichen Bildungssystems besser zu nutzen, indem sowohl die duale als auch die schulische Berufsausbildung gestärkt werden. Ziel müsse sein, möglichst viele Jugendliche zu einem Berufsabschluss in Branchen mit Fachkräftemangel zu führen. Da die Ausbildungsvoraussetzungen bei den Jugendlichen allerdings sehr unterschiedlich seien, müsse auch das Ausbildungsangebot entsprechend vielfältig sein, damit möglichst jeder junge Mensch das für seine Bedarfslagen und Neigungen optimale Bildungsangebot finden könne.
Im Pflegebereich fehlt noch immer eine gesetzliche Regelung zur Finanzierung des letzten Umschulungsdrittels. Bisher werden von der öffentlichen Hand nur zwei Drittel der Umschulung finanziert. Dabei reicht die berufliche Erstausbildung längst nicht mehr aus, um den Fachkräftebedarf im Pflegebereich zu decken. Somit kommt dem arbeitsmarktpolitischen Instrument der Umschulung eine große Bedeutung zu. „Geplant war, dass Bund und Länder im Sommer eine Finanzierungsregelung für die nächsten drei Jahre verabschieden. Seit letzter Woche gibt es nun zwar eine Einigung, aber weiterhin ist unklar, ab wann diese in Kraft treten wird“, so Eckert. Angesichts des aktuellen Verfahrensstandes ist zu befürchten, dass die entsprechende Regelung nicht vor Sommer 2013 einsetzt. Auch Jobcenter und Arbeitsagenturen warten auf eine gesetzliche Regelung. Aktuell bewilligen sie aufgrund der unklaren Finanzierung kaum noch Umschulungen in Pflegeberufen.
Das IW Köln hat in seiner aktuellen Untersuchung errechnet, dass jede fehlende Fachkraft der Wirtschaft rund 230.000 Euro kostet. Denn besonders kleine und mittelständische Untennehmen könnten wegen des Fachkräftemangels kaum zusätzlich Aufträge und Projekte annehmen und bearbeiten.
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