EU-Armutsbericht: Erwerbstätigkeit schützt effektiv vor Armut und sozialer Ausgrenzung
Berlin, 25. Oktober 2012 – Laut der aktuellen Studie „Leben in Europa 2012“ sind in Deutschland fast 16 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. Das größte Armutsrisiko tragen Arbeitslose, ihre Armutsgefährdungsquote liegt bei 67 Prozent. Sozialexperten sind sich einig, dass der beste Schutz vor Armut die Erwerbstätigkeit ist. Deshalb fordert der Verband Deutscher Privatschulverbände e.V. (VDP), wesentlich stärker in die gezielte Qualifizierung von Arbeitslosen zu investieren.
„Arbeitslose als am stärksten von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohte Bevölkerungsgruppe müssen dazu befähigt werden, eine Erwerbstätigkeit aufnehmen und dauerhaft ausüben zu können. Die Befähigung erhalten sie vor allem durch gezielte und bedarfsgerechte Qualifizierungsmaßnahmen“, so Anja Eckert, Bundesgeschäftsführerin des VDP. Die Studie zeigt, dass sich trotz der positiven Arbeitsmarktlage die Armutsgefährdungsquote seit 2005 kaum verändert hat. Dies deckt sich mit der Tatsache, dass sich die Quote der Langzeitarbeitslosen, trotz guter Konjunktur, ebenfalls kaum verändert hat. „Maßgeblich mitverantwortlich für diesen Stillstand ist die drastische Sparpolitik im Bereich der beruflichen Weiterbildung, also insbesondere bei längerfristigen Bildungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose“, so Eckert weiter.
Allein in den letzten zwei Jahren ist das Budget für Eingliederungsmaßnahmen bei der Bundesagentur für Arbeit von 6,0 Milliarden Euro auf 3,6 Milliarden Euro abgesenkt worden. Bis 2014 wird das Budget dann insgesamt um 43 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro gekürzt worden sein. Die Budgetkürzungen wirken sich besonderes auf Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung aus.
Nach Ansicht des VDP ist die derzeitige Arbeitsmarktpolitik viel zu kurzfristig angelegt. Unabhängige Berechnungen von Ökonomen belegen, dass sich die Investitionen in Bildung und Qualifizierung mittel- und langfristig, durch erhöhte Steuereinnahmen und Sozialabgaben sowie geringe Transferleistungen, für den Staat auszahlen. „Aber nicht nur aus ökonomischer Perspektive muss viel stärker in Bildung investiert werden. Ein Land wie Deutschland sollte sich nicht damit abfinden, dass insgesamt fast 13 Millionen Menschen in ständiger Angst vor sozialer Ausgrenzung leben müssen“, verdeutlicht Eckert.
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