Vogelgesang und Lichtverschmutzung: So früh starten die Vögel in den Tag

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Walsrode, im Juli 2020 –  Vogelgezwitscher mitten in der Nacht? Zumindest in der Sommerzeit ist das auch in Deutschland ganz normal. Schließlich fangen einige Singvögel wie etwa die Singdrossel oder die Rauchschwalbe bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang an zu zwitschern. Der Gartenrotschwanz steht noch früher auf, nämlich rund 80 Minuten vor Sonnenaufgang – aktuell etwa um 3:45 Uhr. Warum wir den Vogelgesang gerade im Sommer genießen sollten, welchen Einfluss das Licht auf die Vögel hat und was wir gegen die sogenannte Lichtverschmutzung tun können, erklären die Experten aus dem Weltvogelpark.

Mit über 4.000 Vögeln aus 650 Arten und von allen Kontinenten ist der Weltvogelpark in Walsrode der größte Vogelpark der Welt. Gerade in den frühen Morgenstunden ist der Park bereits früh morgens erfüllt von einer Vielzahl von Gesängen. Exotisches Trällern mischt sich hier mit vertraut heimischem Zwitschern. Für die Frühaufsteher unter den Weltvogelpark-Biologen ist dies ein ganz besonderes Erlebnis. „Die Monate von April bis Juli sollte man als Vogelfreund besonders genießen. Denn dann ist die Brutzeit der meisten heimischen Singvögel. Und damit auch die Zeit eines besonders intensiven Vogelkonzertes. Denn die meisten Vögel singen nur in der Paarungs- und Brutzeit, nämlich zur Revierabgrenzung und Partnersuche. Durch unsere exotischen Vögel hier im Park wird bei uns die Saison natürlich ein wenig nach vorn und hinten verlängert“, verrät Javier Gimeno, Biologe und Geschäftsführer des Weltvogelparks. „Mit ein wenig Geschick und dem nötigen Know-how kann man sogar recht genau heraushören, wie spät oder eben früh es ist.“ So würde etwa der Kuckuck etwa 50 Minuten vor Sonnenaufgang seinen markanten Ruf erschallen lassen, die Kohlmeise fängt rund 20 Minuten später an zu zirpen, während der Buchfink etwa zehn Minuten vor dem Sonnenaufgang sein Gezwitscher erklingen lässt. „Die Reihenfolge ist dabei immer gleich,“ so Gimeno.

Für Zugvögel wird Kunstlicht zur tödlichen Falle

Sorgen macht ihm die immer stärker werdende sogenannte Lichtverschmutzung besonders in großen Städten oder Industrieparks. Denn dort sorgen Straßenlaternen, beleuchtete Wohngebäude oder Ampeln dafür, dass viele Singvögel früher im Jahr mit der Brut und damit auch mit ihrem Gesang starten. Und auch die Zeit der täglichen Aktivität wird verlängert. „Dabei hat das Kunstlicht den größten Effekt auf die Vögel, die besonders früh anfangen zu zwitschern – etwa Rotkehlchen oder die Amsel“, verrät Gimeno.

Welche langfristigen Auswirkungen Kunstlicht auf die Vogelgesundheit hat, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Fest steht jedoch schon jetzt, dass Vögel, die früher brüten, als es die Natur vorsieht, möglicherweise Probleme bei der Versorgung ihres Nachwuchses bekommen können. Denn früh im Jahr steht besonders wenig Nahrung zur Verfügung.

„Für Zugvögel wie etwa Kraniche kann Kunstlicht sogar zur tödlichen Falle werden. Gerade beim Niedrigflug können sie durch das Licht geblendet werden und prallen dann ungebremst gegen Gebäude oder höhere Masten. Eine Katastrophe“, ergänzt der Weltvogelpark-Chef.

Negativen Einfluss haben künstliche Lichtquellen auch auf eine wichtige Nahrungsquelle von Vögeln – Insekten. Nacht für Nacht verenden Milliarden von Insekten an Straßenlaternen und anderen Lampen. Denn Insekten orientieren sich am Mondlicht und fühlen sich deshalb von allen Lichtquellen fast magisch angezogen. „Und wo Insekten sterben, finden auch Vögel immer schwieriger Nahrung. Ein verhängnisvoller Kreislauf entsteht. In der Natur hängt eben alles zusammen“, sagt Gimeno abschließend.
 

Fängt in Städten besonders früh an zu zwitschern: Die Kohlmeise (Bild: Weltvogelpark)











 
 

Dabei können Eigenheim- und Gartenbesitzer aktive Maßnahmen ergreifen, um der Lichtverschmutzung Herr zu werden:

  1. Lampenkauf mit Weitblick: Bei der richtigen Lichtplanung sollten mehrere Fragen beantwortet werden. Wofür ist die geplante Lampe notwendig? Dient sie wirklich der Sicherheit?

  2. Lichtkegel statt Lichtkugel: Wer den Gartenweg beleuchten möchte, der sollte eben auch genau das tun. Kugelförmige Leuchten strahlen in alle Richtungen und blenden nicht nur Vögel. 
  3. Das richtige Leuchtmittel: Je geringer der Anteil des blauvioletten Lichtes ist, desto weniger Insekten werden durch die Lampe angelockt. Achten Sie auch darauf, dass um die Glühlampe noch ein geschlossener Korpus ist, damit Insekten nicht angezogen werden und an der heißen Lampe verbrennen.
  4. Licht aus: Am Haus und im Garten ist eine Dauerbeleuchtung unnötig. Bewegungsmelder sorgen dafür, dass das Licht wirklich nur dann brennt, wenn man es benötigt.
  5. Lichtstärke reduzieren: Für die meisten Anwendungsfälle kommt es nicht auf die Lichtstärke an, sondern auf die richtige und gleichmäßige Ausleuchtung. Ein paar Lampen mit sanftem Schein leuchten den Weg oft viel besser aus als ein starker Scheinwerfer.

Pressekontakt
Dederichs Reinecke & Partner
Andre Schmidt
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Tel: +49 40 20 91 98 223
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www.dr-p.de

Über den Weltvogelpark Walsrode:

In der Lüneburger Heide, im Dreieck zwischen Hannover, Bremen und Hamburg, liegt der Weltvogelpark Walsrode, der größte Vogelpark der Welt. Der Park beherbergt über 4.000 Vögel aus 650 verschiedenen Arten und von allen Kontinenten in einer 24 Hektar großen Garten- und Erlebnislandschaft. Besucher erleben spektakuläre Flugshows, Schaufütterungen, Vogelbabys und faszinierende Indoorattraktionen. Zudem sind sie eingeladen, spannende Themenhäuser, exotische Freiflughallen und artenreiche Vogelvolieren zu entdecken. Zwischendurch laden 320 Sitzbänke zum Entspannen und Genießen ein. Liebevoll angelegte Beete, großzügige Teichanlagen und exotische Pflanzen entführen in eine andere Welt – einfach mal die Seele baumeln und den Alltag links liegen lassen. Der magische Zauber unzähliger Baum- und Blumenarten bildet eine bunte und sich ständig verändernde Kulisse.

Für die kleinen Besucher gibt es tolle Spielplätze und für die Erwachsenen kostenlose Parkplätze. Ein Restaurant, Imbisse und Eiswagen laden für den kleinen und großen Hunger zwischendurch ein. Das gesamte Areal ist behindertengerecht gestaltet. Wird ein Rollstuhl benötigt, kann er bei vorheriger Anmeldung kostenlos ausgeliehen werden. Da Hunde in den Park nicht mitgenommen werden dürfen, gibt es zusätzlich eine kostenlose Unterbringung für die Vierbeiner.

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