Datenunternehmen zeigen Hindernisse auf, die einer großflächigen Verbreitung des autonomen Fahrens im Wege stehen
Nach Investitionen von über 100 Milliarden Dollar wartet die Automobilindustrie ungeduldig darauf, dass sich ihre Investitionen in autonome Fahrtechnologien auszahlen. Jetzt sagen nordische Technologie-Experten, dass die Autogiganten auf die Überholspur wechseln könnten, indem sie die Daten über das Straßenwetter und den Straßenzustand voll ausnutzen.
Vaisala
Pressemitteilung
17.7.2023
Seit Jahren investiert die Automobilindustrie in das autonome Fahren. Einem Bericht von McKinsey & Co. zufolge gaben Investoren zwischen 2010 und 2020 mehr als 100 Milliarden Dollar für autonome Fahrtechnologien aus. Experten sehen jedoch im Umgang mit wechselnden Wetterbedingungen einen großen blinden Fleck im Konzept der Industrie für selbstfahrende Autos.
Einer dieser Experten ist Petri Marjava, Head of Automotive bei Vaisala Xweather, dem Branchenführer bei der Bereitstellung von Straßenwetterdaten und Lösungen für die Automobilindustrie.
“Das Wetter ist die von der Automobilindustrie am meisten übersehene Variable, wenn es um das autonome Fahren geht. Wir haben gelernt, menschliches Versagen als unglücklichen Teil der Mobilität zu akzeptieren, aber was ist, wenn ein Unfall dadurch verursacht wird, dass ein Fahrzeug nicht weiß, dass es Wasser auf der Straße gibt?" fragt Marjava. "Die Autohersteller haben sich auf Systeme konzentriert, die in der Lage sind, bei sonnigen, trockenen Bedingungen zu navigieren. Das mag für den kalifornischen Sommer funktionieren, aber damit sich autonome Fahrzeuge durchsetzen können, müssen sie auch mit schnell wechselnden Wetterphänomenen wie Regen, Nebel und Eis zurechtkommen, die im Rest der Welt üblich sind."
Nach Angaben der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) ereignet sich fast jeder vierte Autounfall in Deutschland und im Vereinigten Königreich bei ungünstigen Straßenverhältnissen. In den Vereinigten Staaten ist es einer von fünf. Autonome Fahrzeuge müssen in der Lage sein, mit wechselnden Wetterbedingungen umzugehen, wenn sie im öffentlichen Straßenverkehr als sicher gelten sollen.
Die Automobilindustrie wird mit Daten zu Straßenwetter und Straßenzustand vertraut
Intelligente Wetterdaten stehen bei den Herstellern zunehmend auf der Tagesordnung. Einer der Vorläufer auf diesem Gebiet ist CARIAD, das Automobilsoftware-Unternehmen des Volkswagen-Konzerns, das unter anderem Volkswagen, Audi, Porsche und Skoda beliefert. CARIAD kündigte kürzlich eine Zusammenarbeit mit NIRA Dynamics und Vaisala Xweather an, um Daten über den Straßenzustand und das Straßenwetter zu sammeln, die für die Entwicklung fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme (advandced driver assistance systems, ADAS) und autonomer Fahrfunktionen (autonomous driving, AD) in Fahrzeugen des VW-Konzerns genutzt werden sollen.
NIRA ist im Bereich der vernetzten Fahrzeugdaten tätig, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Nutzung von im Fahrzeug montierten Sensoren zur Bestimmung des Straßenzustands liegt. Für CARIAD bietet NIRA Daten aus verschiedenen Quellen, darunter vernetzte Fahrzeuge, Straßenwetterstationen und Wettervorhersagen, um ein Echtzeitbild des Straßenzustands zu liefern. Die Geschäftsführerin von NIRA, Lisa Åbom, betont ebenfalls die Bedeutung von Wetter- und Straßenzustandsdaten für autonome Fahrzeuge.
"Hochpräzise Straßenzustandsdaten sind ein Weg zu sichereren und intelligenteren Straßen. Durch die Integration von Daten aus zahlreichen Quellen können wir ein umfassendes Echtzeitbild der Straßenumgebung erstellen. Dies kann eine echte Grundlage für AD- und ADAS-Dienste sein, die es den Fahrzeugen ermöglichen, selbst bei unvorhersehbaren Straßen- und Wetterbedingungen besser fundierte Entscheidungen zu treffen", erklärt Åbom.
Vertrauensbildung muss heute beginnen
Während verbesserte Sicherheit und weniger Unfälle zu den größten erwarteten Vorteilen der selbstfahrenden Technologie gehören, sagt Marjava, dass es viel Zeit und Aufklärung brauchen wird, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen. Diese Ansicht wird durch einen Bericht des Zentrums für Datenethik und Innovation des Vereinigten Königreich (Centre for Data Ethics and Innovation) gestützt, in dem davor gewarnt wird, dass es möglicherweise nicht ausreicht, dass selbstfahrende Autos sicherer als normale Autos sind. In dem Bericht heißt es, dass die Öffentlichkeit möglicherweise weniger bereit ist, Unfälle zu akzeptieren, die von "gesichtslosen Technologieunternehmen" verursacht werden, als solche, die auf menschliches Versagen zurückzuführen sind.
Die gesellschaftliche Akzeptanz ist eines der Haupthindernisse für die Verbreitung von AD-Technologien. Marjava glaubt, dass die Vertrauensbildung mit einem besseren Verständnis der Funktionsweise dieser Fahrzeuge beginnen muss. Ein einfacher erster Schritt wäre es, dem Fahrer die Sicherheitsfunktionen über das Infotainmentsystem des Fahrzeugs besser zu vermitteln.
"Die wetterbedingten Warnungen, die dem Fahrer heute gegeben werden, sind allgemeine Alarme, wie das Aufleuchten eines Schneeflocken-Symbols, wenn die Temperatur unter einen bestimmten Wert fällt. Durch die Integration von Straßenwetterdaten in das Navigationssystem des Autos könnte der Fahrer Echtzeitwarnungen für seine Route erhalten, die zum Beispiel vereiste Straßenabschnitte hervorheben", erklärt Marjava. "Fahrer, die sich daran gewöhnt haben, Warnungen über die Fahrbedingungen in Echtzeit zu sehen, sind möglicherweise eher bereit, fortgeschrittenen autonomen Fahrfunktionen zu vertrauen."
Åbom beschreibt die Vorteile bei der Nutzung von Daten zum Straßenzustand wie folgt: "Die heute verfügbaren Informationen würden es ermöglichen, dass Fahrhilfen wie der adaptive Tempomat den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug auf der Grundlage der aktuellen Bodenhaftung und des Fahrbahnzustands anpassen. Oder stellen Sie sich einen Kurvenassistenten vor, der die Geschwindigkeit beim Einfahren in eine gefährliche Kurve reduziert. Die Systeme des Fahrzeugs werden wissen, wie die Straßenverhältnisse aussehen, und damit bessere Entscheidungen treffen. Um bei den Fahrern Vertrauen für autonome Funktionen zu schaffen, muss das ADAS-Verhalten besser werden."
Ins Fahrzeug montierte Sensoren stoßen an ihre Grenzen
Nach Milliardeninvestitionen hat die Autoindustrie noch eine wichtige Herausforderung zu lösen: Wie kann autonomes Fahren zu einem rentablen Geschäft und für die meisten Autobesitzer preisgünstig gemacht werden?
Marjava ist der Meinung, dass es eine Grenze gibt, wie viele Sensoren in ein Auto eingebaut werden können, ohne dass das Fahrzeug zu teuer wird: "Durch die Nutzung von Echtzeit-Wetterinformationen könnte die Zukunft des autonomen Fahrens nicht durch eine unendliche Erhöhung der Anzahl der Sensoren, sondern durch die Nutzung der Erkenntnisse über das Straßenwetter gestaltet werden. Sensoren sind am effektivsten, wenn sie Informationen über die unmittelbare Umgebung des Fahrzeugs liefern. Aber zu wissen, was um die nächste Ecke ist oder was in der nächsten Stunde passieren wird – das ist die größte Möglichkeit für Straßenwetterdaten zu glänzen."
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Für weitere Informationen:
Katri Koponen
Communications Manager, Vaisala
katri.koponen@vaisala.com
Vaisala
Vaisala ist ein weltweit führendes Unternehmen für Wetter-, Umwelt- und Industriemessungen. Auf der Grundlage von über 85 Jahren Erfahrung bietet Vaisala Messtechnik, die sogar zur Erforschung des Mars und darüber hinaus eingesetzt wird, und trägt aktiv zur Verbesserung der Welt bei. Wir sind ein zuverlässiger Partner für Kund*innen weltweit mit einem umfassenden Angebot an innovativen Produkten und Dienstleistungen im Bereich der Beobachtung und Messung. Vaisala mit Hauptsitz in Finnland hat über 2.000 Beschäftigte weltweit und ist an der Nasdaq Börse in Helsinki notiert.
Vaisala Xweather kombiniert die Technologie von Vaisala mit revolutionären Wettermodellen und -daten. Vaisala Xweather strebt danach, die Welt zu vereinen, um Lösungen für die Umwelt zu finden. Xweather optimiert und schützt Unternehmen mit seinen führenden sensorgestützten Daten und Lösungen-as-a-Service (Solutions-as-a-Service) für nachhaltige Resilienz. Ob es um die Bewältigung lokaler Herausforderungen oder die Entwicklung der nächsten bahnbrechenden Innovation geht, Vaisala Xweather leuchtet das Wetter ein.
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NIRA Dynamics wurde 2001 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Linköping, Schweden. NIRA Dynamics ist führend in den Bereichen Sensorfusion und Cloud-Dienste für Fahrzeugdaten. NIRA ist auf die Entwicklung kostengünstiger Sicherheits-, Navigationslösungen und Big-Data-Dienste spezialisiert und trägt damit zur Revolutionierung der globalen Automobilindustrie sowie Straßenbetrieb und -instandhaltung bei. Auf die innovativen Lösungen von NIRA vertrauen führende Automobilhersteller und -unternehmen, darunter Audi, Volkswagen, Honda, Volvo, Stellantis, Renault und Geely.
NIRA widmet sich der Bereitstellung von Lösungen, die die Sicherheit, Leistung und Intelligenz von ADAS und AVs verbessern.
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