Intoura kritisiert Informationsstelen des Touristischen Informationssystems Berlin

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Einseitige Auswahl, fehlende touristische Attraktionen, fraglicher Mehrwert – so lassen sich die Informationsstelen des TIB in Kürze beschreiben. 

Am 28. Oktober 2019 wurden erstmals die neuen Informationsstelen im Rahmen des Touristischen Informationssystems Berlin (TIB) gezeigt und vorgeführt. Die erste Stele ging dabei als Teil der Pilotphase am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg in Betrieb. Es ist geplant, bis 2020 insgesamt 220 Stelen in Berlin aufzustellen, die Touristen und Einwohnern Informationen zu touristischen Zielen sowie weitere Services bieten sollen. INTOURA e.V., der Branchenverband touristischer Leistungsträger in Berlin, nimmt zur Ausführung der bereits 2013 beschlossenen Maßnahme (Aufstellung von Informationsstelen zur Ergänzung der touristischen Wegweisung) wie folgt Stellung:

INTOURA kritisiert die sehr einseitige Auswahl touristischer Attraktionen für die Informationsstelen. Anhand der acht Stelen für die Pilotphase lässt sich bereits erkennen, dass staatliche und kommunale Attraktionen zum überwiegenden Teil bevorzugt werden. Es besteht scheinbar kein Anspruch, das flächendeckende Angebot an touristischen Angeboten adäquat abzubilden. 

Keine Präsenz wichtiger Attraktionen

Der Content der Stelen ist in die Inhaltskategorien "Standort, Meistbesucht, Unvermutet, Persönlich, Draußen" unterteilt. Bei der Präsentation der Informationsstelen wurde zur Kategorie "Meistbesucht" mitgeteilt, dass es sich um die im Umkreis von 500 Metern meistbesuchten Orte bzw. Orte mit großem touristischen Interesse handle. Wer sich den entsprechenden Umkreis näher betrachtet, wird verschiedene privatwirtschaftliche touristische Attraktionen vermissen, die – gemessen an ihrer Besucherzahl und der Popularität auf Bewertungsportalen wie TripAdvisor, Yelp, Google Maps u.a. – vertreten sein sollten. Auch dies ist ein Indiz, dass bei der Auswahl selektiv und unverhältnismäßig vorgegangen wurde.

Technologie muss Mehrwert bringen

Die Stelen selbst zeichnen sich in technischer Hinsicht meist durch kostenloses WLAN aus und sind als digitale Versionen (mit Touchscreen und Kartengrafik) und in analoger Ausführung (mit Kartengrafik ohne Touchscreen) konzipiert. Hier sollte man sich die Frage nach dem Mehrwert stellen, den eine Informationsstele liefern kann: Von den insgesamt 220 Stelen ist nur ein Drittel in digitaler Ausführung geplant. Das wichtige interaktive Element fehlt also bei fast 150 Informationsstelen vollständig, die Platzierung von umfangreichen Inhalten ist nahezu unmöglich geworden.

Wenn sich Besucher mit Google Maps und vergleichbaren touristischen Apps in Berlin informieren, muss eine Stele lokale Insights und Features bieten, die nirgendwo anders verfügbar sind, damit sie einen Mehrwert bietet und die vielfältige Nutzung erlaubt. INTOURA-Vorstand Hendrik Frobel schrieb zum Thema Technologie bereits im April 2019 an die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK):

"Komplett außer Acht gelassen wurde bei der Planung, dass Berlin als Start-up- und Kreativ-Hotspot das Zeug dazu hat, ein Wegeleitsystem der Zukunft zu entwickeln [...] Im Zuge einer smarten City sollten auch smarte Wegeleitsysteme eingeführt werden. [...] Durch solche Dienstleistungen und Services würde man auch einen echten Mehrwert für die Berliner Bevölkerung schaffen und eine weitere Dimension für die Nutzung der Stelen entwickeln."

Dialog gegen Ausgrenzung touristischer Attraktionen

INTOURA möchte deshalb im konstruktiven Dialog erreichen, dass sich die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie die ausführende Arbeitsgemeinschaft für die Belange privatwirtschaftlicher touristischer Attraktionen öffnen. Vorstand Hendrik Frobel mahnt mit deutlichen Worten: "Es kann nicht im Sinne der Stadt sein, wenn Berliner Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen, im neuen Touristischen Informationssystem ausgegrenzt werden, um staatliche und kommunale Einrichtungen zu bevorzugen." Ein erster Schritt kann die deutliche Aufstockung von digitalen Informationsstelen sein. Damit wird Platz für die Darstellung von Attraktionen geschaffen, die in der Pilotphase keine Berücksichtigung fanden.

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Hintergrund: Die touristische Wegweisung in Berlin ist angesichts der konstant steigenden Besucherzahlen ein Thema, das seit vielen Jahren bekannt ist und dringend einer Lösung bedarf. 2004 begann die Stadt mit der Installation der Wegweisung für Touristen. 2013 beschloss man auf politischem Parkett, dass dieses System um sogenannte Informationsstelen erweitert werden solle. Drei Jahre später änderte sich die Zuständigkeit, sodass ab 2016 die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) verantwortlich zeichnete. Im Jahr 2017 begann das Planungsverfahren, im April 2019 wurde das Konzept erstmalig Betreibern touristischer Attraktionen vorgestellt. Das Projektmanagement und den Betrieb der Stelen verantwortet die Grün Berlin GmbH, die Planung wurde der Arbeitsgemeinschaft ON architektur / Weidner Händle Atelier übertragen. Bis 2023 sollen insgesamt 220 Informationsstelen in der Stadt aufgestellt werden, davon ist jedoch nur ein Drittel digital und interaktiv. Die Pilotphase kostet rund 1,2 Millionen Euro, für die Installation aller Stelen sind voraussichtlich 17 Millionen Euro erforderlich.

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Anja Hendrischk

Geschäftsstellenleitung

Interessenverband der touristischen Attraktionen Berlins e.V. 

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Der INTOURA e.V. ist seit 2011 der Branchenverband der touristischen Leistungsträger Berlins. Unsere Mitglieder begrüßen über 40 Mio. Gäste jährlich. Wir bündeln die individuellen und branchenrelevanten Interessen von allen an Berlins Tourismus interessierten Unternehmen und Einzelpersonen.

Wir bilden das Bindeglied zu den Vertretern der Stadt, erreichen die Entscheidungsträger des Tourismus und nehmen kritisch Stellung zu aktuellen, branchenrelevanten Themen. Dabei behalten wir die gesamtwirtschaftliche Standortpolitik unserer Stadt im Blick und verschaffen kleinen wie großen Mitgliedern an den relevanten Stellen, mit starker und konstruktiver Stimme Gehör.

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Es kann nicht im Sinne der Stadt sein, wenn Berliner Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen, im neuen Touristischen Informationssystem ausgegrenzt werden, um staatliche und kommunale Einrichtungen zu bevorzugen.
Hendrik Frobel