CO2 speichern durch Humusaufbau
Molkerei und Landwirte im Berchtesgadener Land machen mit beim Pilotprojekt für aktiven Klimaschutz in der Region
Piding, 29. September 2021: Es ist ein deutschlandweit erstmaliger Pilotversuch: Unternehmen und Landwirte aus dem Berchtesgadener Land engagieren sich für Klimaschutz, gesunde Böden und Humusaufbau. Ziel ist es, den Humusaufbau aktiv zu fördern und so zusätzliche Mengen an CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Die Idee dahinter: Nicht zu vermeidende CO2-Emissionen sollten am besten dort kompensiert werden, wo sie emittiert worden sind. 1 Prozent mehr Humus pro Hektar bindet mindestens 50 Tonnen CO2, das ansonsten als klimaschädliches Gas in der Atmosphäre zum Treibhauseffekt beitragen würde.
Landkreis Berchtesgadener Land an einem deutschlandweit erstmaligen Pilotversuch zur humusaufbauenden Bewirtschaftung von landwirtschaftlich genutzten Böden. Erreicht werden soll dies durch Maßnahmen hin zu einer regenerativen Landwirtschaft. Die Landwirte machen dazu Fortbildungen in Theorie und Praxis. Die Unternehmen finanzieren das Programm und vergüten nach drei Jahren den erreichten Humusaufbau bzw. die CO2 Speicherung finanziell. Gleichzeitig soll im Rahmen des Feldversuches nachgewiesen werden, in wie weit Humusaufbau die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens und die Nährstoffverfügbarkeit für die Pflanzen verbessert.
Koordiniert wird das Projekt über Positerra. Die gemeinwohlorientierte Plattform bringt Unternehmen und Landwirte zusammen. Unternehmen werden Positerra-Paten und unterstützen damit Landwirte dabei, auf regeneratives Wirtschaften umzustellen. Fünf Unternehmen und fünf Landwirte haben dazu auf dem Biohof Lecker in Laufen gemeinsam mit Landrat Bernhard Kern sowie Christoph Fischer als Vertreter von Positerra eine Absichtserklärung zur Umsetzung unterzeichnet und eine symbolische Spatenprobe genommen.
Der Feldversuch läuft zunächst über drei Jahre. Ziel ist, durch Humusaufbau vermehrt CO2 in die Böden zu binden und weitere Vorteile für die Region zu erzielen (z.B. reduzierte Geruchsbelästigung durch Gülleausbringung) - Prognosen gehen dabei von rund 45 Tonnen Humus pro Hektar aus; jeder der Landwirte stellt fünf Hektar bereit. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es Ziel aller Parteien die CO2-Bindung über das Pilotprojekt zu erhalten und nach Möglichkeit auszubauen.
Die beteiligten Unternehmen aus dem Berchtesgadener Land sind:
- Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG
- Sparkasse Berchtesgadener Land
- Berghotel Rehlegg
- Privatbrauerei M.C. Wieninger
- Stahlwerk Annahütte
Die Landwirte der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land sind:
- Bernhard Rehrl aus Saaldorf-Surheim
- Stefan Huber aus Saaldorf-Surheim
- Philipp Lindner aus Teisendorf
Außerdem
- Josef Maltan aus Ramsau
- Dr. Johann Lecker aus Laufen
Bei regenerativer Landwirtschaft entsteht im Vergleich zu anderen Methoden deutlich mehr Humus im Boden. Humus fördert das Pflanzenwachstum, verbessert die Wasserspeicherfähigkeit, schützt damit gegen Extremwetterereignisse und bindet außerdem zusätzliches CO2.
"Klimaschutz ist wichtig für unseren Landkreis und darüber hinaus. Daher habe ich gerne die Schirmherrschaft für dieses zukunftsweisende Projekt übernommen, in der Hoffnung, dass dem Beispiel in den kommenden Jahren viele weitere Landwirte und Unternehmen aus unserem Berchtesgadener Land folgen werden", erklärt Landrat Bernhard Kern beim Projekt-Auftakt.
„Wir sind als Molkerei Berchtesgadener Land froh, mit unseren Bauern gemeinsam den regionalen Klimaschutz voranzubringen. Wenn das durch die Förderung von Bodenbelüftung, Bodenleben und einer guten Güllebearbeitung gelingt, ist das ein wichtiger Schritt die sogenannte regenerative Landbewirtschaftung bei uns in die Grünlandwirtschaft zu integrieren“, ist Sylvia Schindecker, Leiterin der Abteilung Landwirtschaft überzeugt.
"Für eine enkeltaugliche Zukunft müssen wir nicht nur weniger CO2 ausstoßen, sondern bildlich gesprochen auch nicht-vermeidbare Emissionen wieder einfangen. Humusreiche Böden sind dazu ein extrem wichtiger Beitrag. Denn sie binden viel CO2 - und das nicht irgendwo am anderen Ende der Welt, sondern hier bei uns. Die Spatenprobe heute ist ein kleiner Schritt für uns - aber ein großer Schritt für den Klimaschutz", kommentiert Christoph Fischer, Mitgründer von Positerra.
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