Simon-Kucher-Studie zeigt: Healthcare-Industrie irrt durch den Digitalisierungsdschungel
Wenn es um die digitale Ausrichtung von Unternehmen geht, hat die Healthcare-Branche große Pläne, sie scheitert jedoch oft noch an der Umsetzung. Das zeigen die Ergebnisse der Digital Health Trend Study 2019* von Simon-Kucher & Partners.
15. November 2019 – Die Digitalisierung nimmt immer mehr Einzug in die Branche, verknüpft mit hohen Umsatzerwartungen. Doch die aktuelle Digital Health Trend Study der globalen Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners zeigt: Die Transformation läuft schleppend, der richtige Weg ist oft noch unklar. Eine beachtliche Zahl von 59 Prozent der Pharma-, MedTech- und Consumer Healthcare-Unternehmen hat immer noch keine final festgelegte digitale Strategie. Auffällig ist die hohe Anzahl an verschiedenen Ansätzen zur Implementierung einer unternehmensweiten digitalen Strategie, vor allem Definition und Investitionsbereiche variieren stark.
Die Unternehmen arbeiten zur Definition ihrer Strategie mit unterschiedlichen Modellen: In 56 Prozent der Fälle definieren dezidierte digitale Teams die Strategie, 42 Prozent nutzen ein bereits bestehendes oder neu aufgebautes Commercial Team.
Initiiert wird eine Digital Health-Strategie in den meisten Fällen auf Headquarter-Ebene des Unternehmens, nur in seltenen Fällen werden einzelne Länder oder Business Units unabhängig tätig. Fast 90 Prozent der Befragten definieren dabei die Strategie für sämtliche Geschäftseinheiten, bei 66 Prozent übernimmt das Headquarter die Planung, auch über alle geographischen Level hinweg. Der Fall, dass eine Strategie dann sowohl in allen geographischen als auch organisatorischen Stufen angewendet wird, tritt bisher aber nur bei 14 Prozent der befragten Unternehmen auf, die bereits eine definierte Strategie haben. Über die Hälfte dieser Gruppe sieht sich selbst auch als digitaler Vorreiter der Industrie.
In Healthcare-Unternehmen mit einem dezidierten digitalen Team ist man meist sehr zufrieden mit der Strategiedefinition, es scheitert jedoch oft an der anschließenden Anwendung und Umsetzung, da Ressourcen und Kapazitäten fehlen. Wenn sich hingegen integrierte Commercial Teams der Thematik annehmen, sind nur fünf Prozent der befragten Unternehmen unzufrieden mit der Ausführung der digitalen Strategie.
Jan Bordon, Senior Director und Digital-Health-Experte bei Simon-Kucher & Partners, meint dazu: „Es gibt keine ,One size fits all‘-Lösung für die Implementierung einer digitalen Strategie. Egal ob ein digitales oder ein Commercial Team verantwortlich ist, den Beteiligten muss am Ende klar sein, welche kommerziellen Optionen sich aus den neuen digitalen Lösungen ergeben. Das Unternehmen muss dafür digitales Fachwissen und Kenntnisse zum kommerziellen Marktzugang sicherstellen, indem nötige Ressourcen und die Unterstützung aller Abteilungen vorhanden sind.“
Kein einheitlicher Investmentfokus
Die Ambitionen sind klar: 70 Prozent der Unternehmen in der Healthcare-Industrie wollen ihr bestehendes Produktportfolio durch digitale Zusatzleistungen verbessern, 38 Prozent auch durch eigenständige Digitalangebote ergänzen. Ein weiteres Ziel für die Hälfte der Befragten ist die Sammlung von Kundendaten zum Ausbau des Portfolios. Dabei konzentriert sich ein Drittel der Befragten nicht nur auf ein bestimmtes Thema, sondern verteilt die Investments gleichmäßig auf beispielsweise Digital Marketing, Produkte und Dienstleistungen sowie Digital Sales.
Bei allen Befragten liegt der Hauptinvestitionsfokus auf digitalen Produkten und Services. Die Begründung dafür ist nachvollziehbar: Firmen im Bereich Life Sciences rechnen mit lukrativen Auswirkungen auf ihre direkten und indirekten Vertriebsaktivitäten. Bis 2030 erwarten die Befragten, dass 32 Prozent des Umsatzes durch digitale Lösungen erzielt werden, kurzfristig liegt der geschätzte Anteil bei 13 Prozent.
Die Studie zeigt auch, dass innerhalb der Branche verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden: Pharma- und Biotech-Unternehmen investieren einen Anteil von knapp 14 Prozent in digitale Forschungsmöglichkeiten und Studien, die Consumer Healthcare-Branche steckt fast ein Fünftel ins digitale Marketing. Der MedTech-Bereich setzt vor allem auf digitale Produkte und platziert hier 20 Prozent der Investments.
Fehlende Ansätze zur Monetarisierung
Bei allen Bestrebungen zur Implementierung digitaler Strategien scheitern die meisten Unternehmen daran, ihre Lösungen erfolgreich zu monetarisieren. 76 Prozent haben Schwierigkeiten, ein passendes Pricing- und Umsatzmodel zu bestimmen, über 80 Prozent fehlt es an den nötigen Ressourcen. Für einen erfolgreichen Markteintritt fehlen vordefinierte Erstattungsmodelle für digitale Lösungen. „Deutschland hat hier durch das DVG einen ersten wichtigen Schritt nach vorn gemacht, und kann ab 2020 weltweiter Vorreiter werden“, so Christian Schuler, Senior Partner im Bereich Life Sciences bei Simon-Kucher & Partners. „Insgesamt funktionieren digitale Strategien im Life Sciences-Markt nur mit einem kundenorientierten Angebotsdesign und einem klar definierten Leistungsversprechen an Patienten, Ärzte und Krankenkassen, das durch klinische Evidenz belegt ist. In Verbindung mit einer gut funktionierenden internen Aufstellung und der Einbindung der Strategie in das bestehende Produkt-Portfolio sind die Chancen für einen langfristig erfolgreichen Markeintritt sehr hoch.“
*Über die Erhebung: Im Rahmen der „Digital Health Trend Study“ von Simon-Kucher & Partners wurden im August und September 2019 mehr als 120 Führungskräfte aus der Pharma- und MedTech-Branche weltweit befragt. Die Studie wurde von Jan Bordon und Kay Schultze durchgeführt.
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Simon-Kucher & Partners, Strategy & Marketing Consultants: Die Beratungsarbeit von Simon-Kucher & Partners ist ganz auf TopLine Power® ausgerichtet. Laut mehrerer Studien unter deutschen Top-Managern (manager magazin, Wirtschaftswoche, brand eins) ist Simon-Kucher bester Marketing- und Vertriebsberater und führend im Bereich Pricing und Wertsteigerung. Die Unternehmensberatung ist mit über 1.400 Mitarbeitern in 39 Büros weltweit vertreten.