Studie zeigt: „Urlaub zu Hause“ und unabhängige Reisemöglichkeiten werden dank Corona immer wichtiger
Für insgesamt 32 Prozent der befragten internationalen Verbraucher ist klar, dass nach der globalen Pandemie vor allem Inlandsreisen im Fokus stehen, rund 50 Prozent planen auch, mehr Last-Minute-Reisen zu buchen. Wichtige Zahlen, die die Tourismusbranche dazu zwingen, ihre Angebote anzupassen.
Köln, 23. Juni 2020 - Die Studie The Future of Travel*, durchgeführt von der globalen Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners, befragte mehr als 3.600 Konsumenten in Europa und den USA. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Präferenzen und Reisearten durch den Ausbruch von COVID-19 drastisch verändern werden. Diese strukturellen Veränderungen im Verbraucherverhalten stellen die Tourismusindustrie vor erhebliche Herausforderungen, auch wenn die Beschränkungen aufgehoben werden. Während 30 Prozent der internationalen Umfrageteilnehmer angaben, dass sie wieder reisen werden, sobald es ihnen erlaubt ist, wollen 40 Prozent erst dann reisen, wenn sichergestellt ist, dass die Anbieter nötige Maßnahmen im Bereich Hygiene und Social Distancing ergriffen haben.
Die Art des Reisens im Wandel
Die Zahlen zeigen auch: Die Pandemie ändert die Art und Weise des Reisens. 54 Prozent der Befragten planen definitiv weniger international zu verreisen. Am stärksten ist davon die Kreuzfahrtindustrie betroffen, denn 65 Prozent der Reisenden geben an seltener oder gar nicht mit einem Kreuzfahrtschiff verreisen zu wollen. Profitieren wird hingegen der Lokaltourismus, unter anderem planen 38 Prozent der Reisenden, häufiger ihr Auto für Reisen zu nutzen.
Auch auf den deutschen Markt hat dies Auswirkungen, so rechnen 31 Prozent der Deutschen nicht damit, das Land für Reisen zu verlassen. Lisa Remmelberger, Director und Expertin für den deutschen Tourismusmarkt bei Simon-Kucher & Partners, sieht darin eine Chance für lokale Anbieter: „Momentan gehört für viele Konsumenten Unsicherheit zum Alltag – da wird im Urlaub garantierte Unbeschwertheit noch wichtiger. Zudem wollen viele Nachfrager vermehrt die lokale Wirtschaft unterstützen. Die Saison 2020 könnte vielen deutschen Tourismusregionen Zugang zu Kundensegmenten eröffnen, die bisher keinen Urlaub im eigenen Land gemacht haben – das birgt auch Chancen für die kommenden Jahre. Auch Tagesausflugsziele wie Freizeitparks werden davon profitieren, dass in vielen Familien nach Monaten ohne Kinderbetreuung nicht mehr viele Urlaubstage übrig sind.“
Veränderte Prioritäten bei der Reisebuchung
Für 80 Prozent der Befragten ist die Flexibilität bei der Buchung von größter Relevanz, denn für sie ist es wichtig eine Geld-zurück-Garantie zu haben, falls sie ihre Reise stornieren müssen. Auch Hygiene-/Sauberkeitsmaßnahmen haben für 82 Prozent eine höhere Priorität bei der Auswahl des nächsten Reiseanbieters. Faktoren wie Kundenbindungsprogramme, besondere Angebote und Anreize oder auch der Kundenservice haben dagegen eine wesentlich geringere Bedeutung als noch vor der Pandemie.
„Das zeigt, dass die Prioritäten eindeutig im Bereich Gesundheit und Sicherheit liegen. 77 Prozent der deutschen Verbraucher wollen sicher sein, dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um das Infektionsrisiko während der Reise zu minimieren. Gleichzeitig muss eine Buchungsflexibilität gewährleistet sein, um zu garantieren, dass ihr Geld sicher ist. Reiseveranstalter sollten ihr Hauptaugenmerk darauf legen, ihre Produkte nach den Wüschen des Kunden neu zu definieren: Der Verbraucher will flexible Angebote mit allen nötigen hygienischen Sicherheitsmaßnahmen“, betont Dimitris Hiotis, Partner und Leiter der Practice für Leisure, Travel and Tourism bei Simon-Kucher & Partners.
Öffentlicher Nahverkehr verliert an Bedeutung
Auch der öffentliche Nahverkehr wird die Auswirkungen der Krise spüren, denn 55 Prozent der Befragten wollen seltener öffentliche Verkehrsmittel nutzen als zuvor. Der Trend geht hier zum privaten Transportmittel: 40 Prozent planen im Alltag auf Fahrrad oder Auto umzusteigen.
Lisa Remmelberger meint dazu: „Auf den ersten Blick sind das erschreckende Zahlen, aber es gilt abzuwarten, wie stark die Auswirkungen wirklich sind. Großstädte wie Berlin, London oder New York werden auf der Grundlage des öffentlichen Nahverkehrs gebaut und entworfen, die Infrastruktur hat sich für alle bewährt. Natürlich wird man die Auswirkungen spüren, allein durch die steigende Anzahl an Menschen, die im Home Office arbeiten. Gleichzeitig kann dies aber auch ein Schub für Verleihdienste von Fahrrad-, E-Scooter und Motorrollern sein, da die Menschen so überfüllte Busse und Züge vermeiden können.“
*Über die Studie: Die Online-Umfrage „The Future of Travel“ wurde zwischen dem 20. Mai und 3. Juni 2020 von Simon-Kucher & Partners durchgeführt. Es wurden 3.650 Verbraucher in den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden befragt. Die Studie beschäftigt sich mit den Veränderungen der Verbrauchertrends in der Freizeit-, Tourismus- und Reisebranche aufgrund der Coronavirus-Pandemie.
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