World Vision-Kinderstudie:
Hauptsächlich Mädchen leisteten Care-Arbeit in der Pandemie
Berlin, 20.09.2022
Mädchen mussten in Deutschland mehr Care-Arbeit, also Hausarbeit und Betreuung von Geschwistern, leisten als Jungen. Dies ist eines der Hauptergebnisse der World Vision Studie zu den Pandemie-Folgen für Kinder, die von der internationalen Kinderhilfsorganisation World Vision am heutigen Weltkindertag veröffentlicht wird. Die Studie hat sich mit dem Pandemie-Erleben von Kindern in Deutschland und Ghana befasst.
Im Auftrag der Organisation wurden im vergangenen Jahr von Forschenden in beiden Ländern 2.500 Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren interviewt. Die jetzt vorliegenden statistischen und bevölkerungsrepräsentativen Daten zeigen, dass in beiden Ländern besonders Kinder aus Familien mit geringen sozioökonomischen Ressourcen und in Deutschland auch Familien mit einem Migrationshintergrund starken Belastungen in der COVID-19-Pandemie ausgesetzt waren. So hatten sie größere Probleme im Homeschooling, weniger Hilfe beim Lernen durch kompetente Bezugspersonen und waren durch finanzielle Probleme ihrer Familien stärker belastet.
Forschungsleiterin Caterina Rohde-Abuba: „Seit der Pandemie haben wir es mit einer Verschärfung schon vorher bestehender Bildungs- und Generationenungerechtigkeit zu tun: bei monatelangen Schulschließungen zum Schutz älterer Generationen wurde der Bildungserwerb von Kindern in die hauptsächliche Verantwortung der Familien gestellt. Was sie leisten konnten, entschied maßgeblich über den Bildungserfolg.“
Das überraschendste Ergebnis der Studie ist allerdings, dass gerade in Deutschland das Geschlecht eine Rolle für das Pandemieerleben von Kindern spielt. Während familiäre Hausarbeit und die Betreuung jüngerer Geschwister in Ghana von Mädchen und Jungen in vergleichbarem Maße geleistet wurden, zeigen die Studiendaten für Deutschland eine deutlich stärkere Einbindung von Mädchen. Dies kann für sie, genauso wie für Erwachsene, zu einer Vereinbarkeitsproblematik zwischen Care-Arbeit, Bildung und Erholung führen.
Rohde-Abuba: „Während in der Öffentlichkeit die Pandemie als Krise für Frauen und Mütter breit diskutiert wurde, haben wir bisher völlig vernachlässigt, dass offensichtlich Care-Arbeit auch an Kinder weitergegeben wurde. Dass dies in Deutschland vor allem Mädchen betrifft, muss uns in Hinblick darauf, wie geschlechtergerecht die Sozialisation junger Menschen bei uns ist, sehr zu denken geben.“
Redaktionelle Hinweise:
Heute Abend von 18:30 Uhr bis 20 Uhr werden die Ergebnisse der Studie bei einem Parlamentarischen Abend im Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm 40, in Berlin diskutiert. Ekin Deligöz, Parl. Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wird dort ein Grußwort an das Publikum richten. An der Diskussion nehmen auch Jugendliche teil.
Wenn Sie als Medienvertreter/in teilnehmen möchten, melden Sie sich gerne bei der Pressestelle.
Studienleiterin Dr. Caterina Rohde-Abuba steht für Interviews zur Verfügung.
Die Studie ist auf unserer Webseite als PDF-Datei abrufbar.
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Über World Vision Deutschland e.V.
World Vision ist eine unabhängige christliche Kinderhilfsorganisation mit über 70 Jahren Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Nothilfe. Unser Fokus liegt darauf, den am stärksten gefährdeten Kindern Chancen zu bieten, ein erfülltes Leben zu führen. In rund 100 Ländern arbeiten wir mit Spenderinnen und Spendern, Kindern und Jugendlichen, Dorfgemeinschaften, Regierungen und vielen Partnern transparent zusammen, um nachhaltig Armut und Ungerechtigkeiten zu überwinden. Mit der internationalen Kampagne „It Takes a World to end Violence against Children“ setzt sich World Vision dafür ein, Gewalt gegen Kinder in jeder Form zu beenden.